- Drama
- Weimarer Klassik
Worum es geht
Die Leiden des jungen Dichters
Als einen „gesteigerten Werther“ bezeichnete Goethe sein 1790 erschienenes Drama, und tatsächlich finden sich im Tasso dieselben Themen wie in dem weltberühmten Briefroman: hoffnungslose, entsagende Liebe und der ewige Konflikt zwischen dem sensiblen Dichter und seiner ignoranten Umwelt. Goethe projizierte seine eigene Situation als Weimarer Hofpoet auf den historisch verbürgten Renaissancedichter, der schon den Zeitgenossen als Inbegriff des wahnsinnigen Genies galt. In Weimar, wo Goethe seit 1775 residierte, litt er anfangs unter den Anfeindungen der höfischen Gesellschaft und seiner unerwiderten Liebe zu Charlotte von Stein. Allein die Kunst, so erkennt sein Tasso am Ende, kann dabei helfen, innere Qualen und schmerzhafte Erfahrungen zu verarbeiten – und genau das tat Goethe mit dem Stück. Wer allerdings auf eine rührselige Tragödie hofft, wird von der vielschichtigen Charakterstudie enttäuscht sein. Das eigentliche Drama spielt sich im Innern des an seiner gesteigerten Subjektivität leidenden Titelhelden ab, aber gerade das macht die Modernität dieses Klassikers aus.
Zusammenfassung
Über den Autor
Johann Wolfgang von Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt als Sohn des Juristen Johann Caspar Goethe und dessen Frau Katharina Elisabeth geboren. Von Hauslehrern ausgebildet und erzogen, nimmt er mit 16 Jahren auf Wunsch des Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf, das er nach schwerer Erkrankung 1771 in Straßburg abschließt. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt schreibt er Gedichte und erste Dramen, darunter Götz von Berlichingen (1773). Sein Roman Die Leiden des jungen Werther (1774) macht den Autor schlagartig in ganz Europa berühmt. Auf Einladung von Herzog Karl August zieht Goethe 1775 nach Weimar, wo er schon bald zum engsten Berater des Fürsten aufsteigt und sich in die sieben Jahre ältere Hofdame Charlotte von Stein verliebt. Die amtlichen Pflichten lassen ihm indes immer weniger Raum für eigene Interessen. Seine 1786 überstürzt angetretene zweijährige Reise nach Italien markiert zugleich seine Wiedergeburt als Künstler. Zurück in Weimar beschränkt Goethe seinen Staatsdienst und konzentriert sich auf wissenschaftliche und künstlerische Aufgaben im Herzogtum. Seine Liaison mit der Bürgerlichen Christiane Vulpius, die von ihm 1789 einen Sohn bekommt und die er 1806 heiratet, erregt in höfischen Kreisen Anstoß. Enttäuscht von den kühlen Reaktionen der Weimarer Gesellschaft, zieht sich Goethe mehr und mehr zurück. Der Tod Friedrich Schillers, mit dem er ein Jahrzehnt lang einen regen Gedankenaustausch gepflegt hat, stürzt ihn in eine tiefe Krise. Unermüdlich widmet er sich seinen naturwissenschaftlichen Studien, arbeitet am Faust (1808) und den Wahlverwandtschaften (1809) und schließt seine Gedichtsammlung West-östlicher Diwan (1819) ab. Auf der letzten seiner zahlreichen Badereisen nach Böhmen verliebt er sich im Alter von 74 – sieben Jahre nach Christianes Tod – in die 19-jährige Ulrike von Levetzow, die seinen Heiratsantrag jedoch ablehnt. Erschüttert vom Tod seines Sohnes in Rom erleidet Goethe 1830 einen Blutsturz. In den letzten Jahren seines Lebens gibt er sich ganz seiner Arbeit hin, vollendet seine Autobiografie Dichtung und Wahrheit und Faust II. Am 22. März 1832 stirbt er 83-jährig in Weimar.
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