Transit
- Roman
- Moderne
Worum es geht
In der Zwischenwelt
Tausende Menschen warten in Marseille auf ihre Papiere, um endlich ausreisen zu können. Sie sind vor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geflüchtet, vor den Verbrechen der Nazis, doch ihre Flucht hat in Marseille vorerst ein Ende gefunden. Hier verwandelt sich ihr Leben in eine ganz andere Hölle: Das endlose Warten auf den Fluren der Konsulate, die immer gleichen Berichte in den Cafés und Restaurants am Hafen zehren an den Nerven. Das ständige Auf und Ab zwischen Hoffnung und Todesangst, aber auch die Langeweile sind in Anna Seghers’ Roman immer greifbar. Damit beleuchtet sie eine der bemerkenswertesten menschlichen Eigenschaften: dass man sich an jeden Schrecken irgendwann gewöhnt. Inmitten der Flüchtenden und ihrer vielgestaltigen Geschichten findet der namenlose Protagonist seine große Liebe und entdeckt seine verloren geglaubte Fähigkeit zum Mitleiden wieder. Mit starken Bildern und klarer Sprache führt Anna Seghers den Leser in die zähe Zwischenwelt der Visa, Bescheinigungen und Transits und appelliert ohne erhobenen Zeigefinger an Menschlichkeit und Solidarität – ein Aufruf, der heute so wichtig ist wie vor 75 Jahren.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Anna Seghers wird am 19. November 1900 in Mainz als Netty Reiling in eine großbürgerliche jüdische Familie hineingeboren. Schon als Kind schreibt sie Geschichten. Später studiert sie Kunstgeschichte, Sinologie und Geschichte in Heidelberg und Köln. 1924 promoviert sie in Heidelberg zum Thema Jude und Judentum im Werk Rembrandts. 1925 heiratet sie den ungarischen Soziologen und Kommunisten László Radványi und zieht mit ihm nach Berlin. 1926 und 1928 werden ihr Sohn bzw. ihre Tochter geboren. 1928 erscheint – unter dem Pseudonym Anna Seghers – auch ihr erstes Buch, Aufstand der Fischer von St. Barbara, und sie wird Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Als Kommunistin und als Jüdin doppelt von den Nationalsozialisten bedroht, flieht sie 1933 mit ihrer Familie nach Paris. Dort ist sie literarisch äußerst produktiv und zugleich politisch im antifaschistischen Widerstand engagiert. Sie veröffentlicht die Romane Der Kopflohn (1933), Der Weg durch den Februar (1935) und Die Rettung (1937) und verfasst in dieser Zeit Das siebte Kreuz (publiziert 1942). Als auch Frankreich zu weiten Teilen von den Nazis besetzt ist, flüchtet Seghers 1941 in letzter Minute mit ihrer Familie nach Mexiko. Ihr Mann ist zuvor bereits in einem französischen KZ inhaftiert gewesen, Seghers hat aber seine Freilassung bewirken können. Ihre Mutter allerdings kann sie nicht retten; diese wird 1942 in ein Getto bei Lublin deportiert und dort ermordet. Seghers bleibt auch im mexikanischen Exil literarisch und politisch aktiv. 1943 wird sie von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Manche halten den Unfall für ein Attentat. 1947 kehrt Anna Seghers nach Deutschland zurück, im gleichen Jahr bekommt sie den Büchnerpreis für Das siebte Kreuz. 1950 entscheidet sie sich als Kommunistin für ein Leben in Ostberlin. Auch in der DDR ist sie als Schriftstellerin erfolgreich. Lange Zeit ist sie Vorsitzende des Schriftstellerverbands und ab 1950 Mitglied des Weltfriedensrats. Nach dem Tod ihres Mannes 1978 zieht sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Am 1. Juni 1983 stirbt sie in Berlin.
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