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Trost der Philosophie
Buch

Trost der Philosophie

Pavia, 524 n. Chr.
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
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Worum es geht

Trost in schwerer Stunde

Was ist Glück? Warum, so scheint es, haben immer nur die Ruchlosen Geld und Macht, während die Ehrlichen allzu oft die Dummen sind? Wieso gibt es überhaupt das Böse, wenn doch über den Wolken ein gerechter Gott die Zügel der Welt in der Hand hält? Das sind einige der zentralen Fragen, die im Trost der Philosophie erörtert werden. Der Titel ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Philosophie tritt hier als weise Dame auf, die einem Todgeweihten mit ihren Worten die Angst nehmen will. Im Verurteilten porträtiert der Autor sich selbst: Boethius, kometenhaft zum Berater des Gotenkönigs Theoderich aufgestiegen und danach ebenso tief gesunken, wartet in einem Kerker einige Kilometer von Ravenna auf seine Enthauptung. In dieser Situation verfasst er sein Hauptwerk, in dem er sich selbst als Figur auftreten lässt. Manche halten das Buch für das schönste in lateinischer Sprache: Prosastücke wechseln sich mit zahlreichen Gedichten unterschiedlichster Verstakte und Formen ab. Boethius, gleichzeitig „letzter Römer“ und erster Scholastiker, steht für die Verschmelzung von antiker Philosophie und mittelalterlichem Christentum.

Zusammenfassung

Besuch von der Philosophie

Boethius befindet sich in Gefangenschaft in der Nähe von Ravenna. Ihm wird unterstellt, die Auslieferung von Beweisstücken verhindert zu haben, die zeigen sollten, dass der römische Senat den König beleidigt habe. Dadurch ist Boethius als Vertrauter des Königs in Ungnade gefallen und wartet auf die Vollstreckung seines Todesurteils. Verzweifelt über seine Lage, und um sich abzulenken, beginnt er eine Schrift zu verfassen, an deren Anfang ein Klagegedicht steht. Da erscheint ihm eine Frau mit durchdringendem Blick, die Philosophie höchstpersönlich. Sie trägt Bücher in ihrer Linken, ein Zepter in der Rechten, ihre jugendlich wirkende Gestalt wechselt die Größe: Mal scheint sie die Decke zu berühren, mal krümmt sie sich zusammen. Aus ihrem selbst gewebten, dicken und glänzenden Gewand sind einige Fetzen gewaltsam herausgerissen worden. Als Erstes verscheucht die Philosophie die nutzlosen Musen, die um Boethius’ Lager herumstehen, und beginnt diesen zu trösten. Er sei krank und sie werde ihn heilen, sagt sie, setzt sich ans Fußende seines Bettes und trocknet seine Tränen mit ihrem Gewand.

Unschuldig gefangen

Boethius erklärt...

Über den Autor

Über Boethius’ Leben ist im Grunde genommen nur das bekannt, was er selbst mitgeteilt hat – abgesehen von einigen verstreuten Notizen. Geboren wird er als Anicius Manlius Severinus Boethius etwa um das Jahr 480 n. Chr. Einer mächtigen römischen Senatorenfamilie (der Gens Anicia) entstammend, kommt er in den Genuss einer umfassenden Bildung. Er ist vermutlich Christ (einige Biografen sprechen ihm dies jedoch ab), macht sich aber ebenso mit den antiken philosophischen Strömungen seiner Zeit vertraut. Neben Latein spricht Boethius wahrscheinlich auch Griechisch. In seinen theologischen und philosophischen Büchern vermischt er aber nicht etwa klassisches und christliches Gedankengut, sondern trennt beides streng voneinander. So ist der Trost der Philosophie ausschließlich aus Sicht eines neuplatonischen Philosophen geschrieben. Um das Jahr 510 wird Boethius mit gerade einmal 30 Jahren an den Hof des Ostgotenkönigs und späteren Königs von Italien, Theoderich, berufen und zum Konsul ernannt. Obwohl noch minderjährig, erhalten auch seine beiden Söhne im Jahr 522 diese Ehre. Boethius bezeichnet den Tag ihres Amtsantritts als den glücklichsten seines Lebens. Noch vor der Berufung an den Hof Theoderichs beginnt Boethius mit seinen naturwissenschaftlichen Schriften, darunter Werke über die Mathematik und Geometrie sowie Kommentare zu Cicero und Aristoteles. Als sich Boethius jedoch für den wegen Hochverrats angeklagten Senator Albinus einsetzt, kommt es zum Zerwürfnis zwischen ihm und Theoderich. Der Konsul wird gefangen genommen, vom senatorischen Gericht ebenfalls wegen Hochverrats verurteilt und mehrere Monate in Pavia festgehalten. Er hofft vergeblich auf Gnade: 524, möglicherweise auch erst 526, wird das Todesurteil vollstreckt.


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