Navigation überspringen
Über den Prozeß der Zivilisation
Buch

Über den Prozeß der Zivilisation

Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen

Basel, 1939
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1997 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Wie wir wurden, was wir sind

Warum essen wir mit Messer und Gabel und nicht wie unsere Vorfahren mit der Hand? Warum besteht das Leben des modernen Menschen aus zwei Seiten, einer öffentlichen und einer privaten, die er vor den Blicken anderer tunlichst schützt? Warum befallen uns Scham und Peinlichkeitsgefühle, wenn wir die Sitten der Menschen im Mittelalter betrachten? Dies sind nur einige der Fragen, denen sich Norbert Elias in seinem Buch widmet – nicht abstrakt und theoretisch, sondern auf höchst lebendige und anschauliche Weise. Sicher braucht man einen langen Atem, um das zweibändige Monumentalwerk zu bewältigen. Streckenweise ist die Lektüre nicht einfach, und die detaillierten Ausführungen über die Entstehung des französischen Königtums sind für den historischen Laien bisweilen etwas mühsam zu lesen. Aber die Mühe lohnt sich, denn das Buch öffnet uns die Augen darüber, warum wir sind, was wir sind – und wer möchte das nicht wissen? Auch knapp 70 Jahre nach seinem Erscheinen hat dieser Klassiker der Soziologie nichts an Aktualität und Überzeugungskraft eingebüßt.

Take-aways

  • Über den Prozeß der Zivilisation ist ein Klassiker der Soziologie, der analytische Schärfe mit sprachlicher Eleganz verbindet.
  • Das Werk spannt einen historischen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
  • Norbert Elias untersucht nicht nur die wirtschaftlichen und politischen Umbrüche, sondern auch die Veränderungen im Seelenleben der Menschen.

Über den Autor

Norbert Elias wird am 22. Juni 1897 als einziger Sohn eines wohlhabenden deutsch-jüdischen Textilfabrikanten in Breslau geboren. Nach dem Abitur meldet er sich freiwillig zur Armee und dient im Ersten Weltkrieg zunächst an der Ostfront, dann an der Westfront als Funker. Nach einem psychischen Zusammenbruch 1917 ist er nicht mehr felddienstfähig und wird Sanitätssoldat in Breslau. Im gleichen Jahr nimmt er das Studium der Philosophie, Psychologie und Medizin auf. 1924 zieht er nach Heidelberg, wo er bei Alfred Weber Soziologie studiert. 1930 folgt er seinem Professor und Mentor Karl Mannheimer nach Frankfurt und beginnt sein Habilitationsprojekt mit dem Titel Der höfische Mensch. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten flüchtet er zunächst ins französische, dann ins englische Exil. 1940 stirbt sein Vater, ein Jahr später wird die Mutter vermutlich in Auschwitz ermordet. Ab 1935 lebt Elias in London und nimmt später die britische Staatsbürgerschaft an. Er lässt sich zum Gruppentherapeuten ausbilden und arbeitet als Dozent an der Universität Leicester. Eine Professur bleibt ihm wegen mangelnder Veröffentlichungen in englischer Sprache zunächst verwehrt. Erst 1962 wird er Professor an der University of Ghana in Accra. Nach seiner Rückkehr aus Afrika lebt der Privatgelehrte in Amsterdam und ist als Gastprofessor an deutschen Universitäten tätig. In dieser Zeit entstehen Werke wie Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen und Studien über die Deutschen. Mit dem Theodor-Adorno-Preis wird dem 80-Jährigen 1977 eine späte Würdigung zuteil. Am 1. August 1990 stirbt Norbert Elias hochbetagt in Amsterdam.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen