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Über Deutschland
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Über Deutschland

Paris, 1810
Diese Ausgabe: Reclam, 2013 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Die Entdeckung Deutschlands im Spiegel Frankreichs

Als Madame de Staël sich Anfang des 19. Jahrhunderts auf eine Reise nach Deutschland begab, waren Überlegungen zu Völkerpsychologie und Nationalcharakter gerade in Mode. Was als Flucht ins Exil begann, wurde für Madame de Staël zu einer Entdeckungsreise. Die Franzosen, so ihre Bilanz, müssten von den deutschen Idealisten lernen, denn diese hätten sich vom Vorbild der klassischen Antike gelöst und seien deshalb in der Lage, wahre Gefühlstiefe auszudrücken. Die Pariser Salondame zeichnet ein durchaus subjektives Bild Deutschlands, doch gerade in ihrer Unsachlichkeit und Emotionalität sowie in der pointierten Gegenüberstellung der beiden Länder liegt der Reiz des Werks. Mit ihrer idealisierenden Darstellung prägte de Staël mehr als ein Jahrhundert lang das Deutschlandbild der Franzosen und beförderte maßgeblich den Mythos von den Deutschen als „Volk der Dichter und Denker“.

Zusammenfassung

Vorbemerkungen

Man kann die europäischen Nationen auf drei Rassen zurückführen: die romanische, die germanische und die slawische. Zudem sind die Länder Europas von ihrem Klima, ihrer Regierungsform und ihrer Geschichte geprägt. Was Literatur und Philosophie betrifft, kann es kaum einen größeren Gegensatz geben als den zwischen Franzosen und Deutschen. Der französische Geist bedarf der Erneuerung, denn er ist dürr und unfruchtbar geworden. Entgegen aller Vorurteile sollte man der Literatur und Philosophie der Deutschen Beachtung schenken, auch wenn dies nicht dem französischen Zeitgeist entspricht.

Die deutschen Sitten

In Deutschland gibt es noch Natur, die vom Menschen unberührt ist. Sie ist verschlossen – genau wie die Leute dort. Diese Eigentümlichkeiten Deutschlands gewinnen nach einiger Zeit ihren eigenen, poetischen Reiz. Was die Bauwerke betrifft, sind nur die gotischen sehenswert, die neueren Bauten dürfen vernachlässigt werden. Die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands sind sehr groß, daher gibt es eine Vielfalt literarischer und metaphysischer Richtungen. Entsprechend uneinheitlich ist auch der Nationalcharakter. Der Patriotismus ist wenig...

Über die Autorin

Anne Louise Germaine de Staël-Holstein wird am 22. April 1766 in Paris geboren. Ihr Vater ist ein reicher Bankier aus Genf und der letzte Finanzminister des Ancien Régime. Ihre Mutter ist Salondame. So kommt die Tochter schon früh mit den Vertretern der Aufklärung in Kontakt. 1786 heiratet sie den 17 Jahre älteren schwedischen Botschafter in Frankreich, Baron Staël von Holstein. Zwar hält die Ehe offiziell 14 Jahre, doch beginnt Madame de Staël bald außereheliche Affären. 1786 erscheinen ihre Lettres sur les ouvrages et le caractère de Jean-Jacques Rousseau (Briefe über den Charakter und die Schriften von Jean-Jacques Rousseau), gefolgt von zwei Dramen. In ihrem liberalen Salon treffen sich die gemäßigten Vertreter der Französischen Revolution. 1792 muss de Staël auf das elterliche Gut bei Genf fliehen, wo sie die europäischen Geistesgrößen ihrer Zeit empfängt. 1795 kehrt sie mit ihrem Liebhaber, dem Literaten Benjamin Constant, nach Paris zurück, flieht jedoch 1796 erneut vor der Jakobinerherrschaft. Anfänglich von Napoleon Bonaparte begeistert, geht sie bald zu ihm in Opposition. 1800 erscheint De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales (Von der Betrachtung der Literatur im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Institutionen), worin sie für eine soziologische Betrachtung von Literatur plädiert. 1802 kommt ihr Briefroman Delphine heraus. 1803 unternimmt de Staël, da man sie aus Paris verbannt hat, eine erste Deutschlandreise und trifft mit Schiller, Goethe und August Wilhelm Schlegel zusammen. 1807 erscheint ihr zweiter Roman Corinne. Von 1807 bis 1810 arbeitet sie an ihrem Hauptwerk De l’Allemagne (Über Deutschland), das umgehend verboten wird. 1812 reist sie über Österreich und Russland nach Schweden, um gegen Napoleon aktiv zu werden. Zwei Jahre später kehrt sie, nach einem einjährigen Aufenthalt in London, nach Paris zurück, wo sie am 14. Juli 1817 an den Folgen eines Schlaganfalls stirbt.


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