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Über die Grundlage der Moral
Buch

Über die Grundlage der Moral

Frankfurt am Main, 1841
Diese Ausgabe: Meiner, 2007 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Die Ethik des Mitleids

Arthur Schopenhauer ist bekannt für seinen nicht gerade zimperlichen Umgang mit seinen Philosophenkollegen. Immanuel Kant bildete eine Ausnahme: Dessen Werk schätzte Schopenhauer sehr. Das hielt ihn aber nicht davon ab, Kants Moralphilosophie Stück für Stück auseinanderzunehmen. Über die Grundlage der Moral beinhaltet ebendiese Auseinandersetzung mit Kants Ethik und dessen berühmter Formel des kategorischen Imperativs. Moralphilosophie, so Schopenhauer, soll dem Menschen nicht vorschreiben, was er zu tun hat. Es hat keinen Sinn, den Menschen belehren zu wollen, denn dieser wird vor allem vom Egoismus gelenkt und ist damit immun gegen philosophische oder theologische Belehrungen. Statt mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel zu spielen, setzt Schopenhauer auf die Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Verhaltens. Dabei findet er etwas in der menschlichen Natur, was einen kleinen Trostschimmer in sein pessimistisches Weltbild wirft: das Mitleid. Die Fähigkeit, das Leid anderer Menschen (oder auch Tiere) zu teilen, macht für Schopenhauer die wahre Grundlage der Moral aus.

Zusammenfassung

Die Moral auf dem Ruhebett

Es ist eine schwierige Aufgabe, die sich die Königlich Dänische Societät der Wissenschaften als Preisfrage ausgedacht hat. Im Wortlaut besagt sie:

„Ist die Quelle und Grundlage der Moral zu suchen in einer unmittelbar im Bewusstsein (oder Gewissen) liegenden Idee der Moralität und in der Analyse der übrigen, aus dieser entspringenden, moralischen Grundbegriffe, oder aber in einem andern Erkenntnisgrunde?“

Hinter dieser Formulierung steckt nicht weniger als die Frage, ob es für die Moralität im Menschen eine objektive Grundlage gibt. Die Moral ist Teil einer umfassenden Metaphysik nicht nur der Sitten, sondern auch der Natur und der Ästhetik, sie ist Teil einer umfassenden Philosophie. Will man die Frage dennoch in aller Kürze beantworten, muss man sich von allen praktischen Erwägungen frei machen. Schließlich stellt hier eine Akademie eine wissenschaftliche Frage. Man sollte sich also darauf beschränken, herauszufinden, was ist – und nicht, was sein sollte.

Für die Theologen ist es einfach, Moralgesetze aufzustellen: Sie definieren diese als Einrichtungen Gottes, die bei Einhaltung mit Wohlwollen belohnt und bei Nichteinhaltung...

Über den Autor

Arthur Schopenhauer wird am 22. Februar 1788 in Danzig geboren. Als er fünf Jahre alt ist, zieht die Familie nach Hamburg um. Sein Vater gehört zu den königlichen Kaufleuten der Handelsstadt Danzig. Wie er soll auch der Sohn Kaufmann werden. Nach dem Unfalltod des Vaters 1805 wird das Familiengeschäft aufgelöst. Schopenhauer macht zu dieser Zeit noch eine Kaufmannslehre, geht aber dann seinen geistigen Interessen nach und studiert ab 1809 Philosophie in Göttingen, wo er sich u. a. mit antiken Denkern und mit Kant beschäftigt. 1811 geht er nach Berlin und wird Schüler von Friedrich Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte, von denen er sich jedoch bald abwendet. Zwei Jahre später stellt Schopenhauer seine Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde fertig. Er zieht nach Weimar und schließlich nach Dresden und beschäftigt sich mit Goethes Farbenlehre, die er in einem Essay würdigt (Über das Sehen und die Farben, 1816). Neben dem Studium Kants und Platons setzt sich Schopenhauer auch mit indischer Philosophie auseinander. In Dresden erscheint 1819 der erste Teil seines Hauptwerks Die Welt als Wille und Vorstellung. Nach einer Italienreise beginnt er an der Berliner Universität zu lehren. Seine Feindschaft mit Hegel verleitet ihn dazu, jede seiner Vorlesungen zeitgleich mit denen seines Rivalen abzuhalten – was dazu führt, dass Hegels Vorlesungen voll, Schopenhauers jedoch weitgehend leer sind. Hegel fällt in Berlin einer Choleraepidemie zum Opfer, der Schopenhauer knapp entkommt, indem er nach Frankfurt am Main reist. Er widmet sich der Verfassung weiterer Schriften und dem tieferen Studium der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sowie der Mystik. 1844 erscheint der zweite Teil von Die Welt als Wille und Vorstellung. Arthur Schopenhauer stirbt am 21. September 1860 in Frankfurt am Main.


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