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Über die Liebe
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Über die Liebe

Rom, um 2 n. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2015 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Erotik
  • Römische Antike

Worum es geht

Der antike Beziehungsratgeber

Als Kamasutra der römischen Antike gilt Ovids um das Jahr 2 n. Chr. erschienenes Lehrgedicht Ars amatoria. Doch das Werk, das schon zu Lebzeiten des Dichters äußerst populär war und heute zu den meistgelesenen Büchern aus jener Ära zählt, ist weit mehr als eine Sammlung von Beischlaftechniken. Es geht um die vielschichtige Kunst des Liebens, die nach Ovids Auffassung erlernbar ist wie jede andere Fertigkeit auch. Von den Gelegenheiten zum Kennenlernen über Körperpflege und die besten Stellungen beim Sex bis hin zur Eifersucht und zum Betrug spannt der Dichter einen weiten Bogen. Dabei geht es ihm um die leichte, spielerische Variante der Liebe – die Ehe schließt er ausdrücklich von seinen Betrachtungen aus. Mit Witz, Ironie und großer Menschenkenntnis gibt Ovid Ratschläge, wie sich die gegenseitige Anziehung der Partner über die Zeit der ersten Verliebtheit hinaus dauerhaft erhalten lässt. Dazu setzt er neben der Rhetorik auch auf die Kunst der Verstellung und die Fähigkeit, sich selbst ins rechte Licht zu setzen. Ein großes, psychologisch feinfühliges Werk zu einem zeitlosen Thema.

Zusammenfassung

Die Kunst der Eroberung

Solange ein Mann noch frei und ungebunden ist, sollte er nach der einzig wahren Liebe Ausschau halten. Doch er muss sich anstrengen, denn die passende Frau fällt nicht vom Himmel. So wie ein Jäger weiß, wo er seine Fallen aufzustellen hat, so wie ein Angler die Gewässer kennt, in denen sich viele Fische tummeln, so muss er zunächst einmal herausfinden, wo Mädchen sind. Dabei braucht er nicht in die Ferne zu schweifen: In Rom gibt es viele schöne Mädchen. Gute Gelegenheiten, ein Mädchen kennenzulernen, bieten sich im Theater und im Zirkus, wo sich im Gedränge körperliche Berührungen gar nicht vermeiden lassen. Man kann ein lockeres Gespräch mit der Sitznachbarin beginnen, ihr das Polster zurechtrücken, ihr Luft zufächeln oder dienstbeflissen das zu lange Kleid aus dem Staub heben – eine gute Gelegenheit, schon mal ihre Beine in Augenschein zu nehmen.

Auch Gastmähler bieten einem jungen Mann Anlass, Kontakt zu einem schönen Mädchen aufzunehmen. Dabei kommt der Wein ins Spiel, der alle Sorgen vertreibt, das Herz öffnet und für glühende Leidenschaft empfänglich macht. Allerdings beeinträchtigt der Wein wie auch das schummrige Licht...

Über den Autor

Ovid – sein richtiger Name lautet Publius Ovidius Naso – wird 43 v. Chr. in Sulmo in den Abruzzen geboren, ein Jahr nach der Ermordung Julius Cäsars. Sein Vater ist ein wohlhabender römischer Adliger, der für ihn eine hohe Stellung als Anwalt oder Beamter vorsieht. Daraus wird jedoch nichts: Zwar studiert Ovid Rhetorik, auf einer Bildungsreise nach Athen entdeckt er aber seine dichterischen Fähigkeiten. Nach dem Tod des Vaters kann er sich mit dem großzügigen Erbe einen luxuriösen, mitunter ausschweifenden Lebensstil leisten. Er verfasst die Amores betitelten Liebeselegien (16 v. Chr.) und die Heroides (10 v. Chr.), fiktive Liebesbriefe berühmter mythologischer Liebespaare (etwa von Penelope an Odysseus oder von Dido an Aeneas). Das Gedicht über die Kunst der Liebe und der sinnlichen Verführung, die Ars amatoria (ca. 2 n. Chr.), wird dem Dichter dann jedoch zum Verhängnis, zumindest der Überlieferung nach. Angeblich stößt sich Kaiser Augustus an den freizügigen Schilderungen des Dichters und verbannt seinen einstigen Schützling 8 n. Chr. an die nordöstliche Grenze des Imperiums: nach Tomi am Schwarzen Meer. Der 50-jährige Ovid hat zu diesem Zeitpunkt seine Metamorphosen (Metamorphoseon libri, um 8 n. Chr.) und die Fasti, einen römischen Festkalender, noch nicht vollendet. Ob die Ars amatoria der wirkliche Grund für die Verbannung ist, bleibt fraglich: Von Zeitgenossen erwähnte freche Spitzen gegen den Kaiser oder gar eine Affäre mit Augustus’ Tochter bzw. Enkelin ergeben triftigere Gründe für das harte Urteil. Trotz der Bitte Ovids holt ihn Augustus nicht zurück nach Rom, und auch dessen Nachfolger Tiberius bleibt hart. In der Verbannung verfasst der Dichter nur noch melancholische Schriften. Er stirbt 17 n. Chr. in Tomi.


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