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Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn
Buch

Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn

Leipzig, 1896
Diese Ausgabe: Reclam, 2015 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Die zweite Geburt Nietzsches

Der Essay Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn ist ein Schlüsseltext in Nietzsches Gesamtwerk. Nicht nur enthält er die klarste und ausführlichste Darstellung seiner Sprachphilosophie. Hier tritt auch zum ersten Mal jener Nietzsche auf, der später berühmt wurde: der Philosoph des Hammers, der Umwertung aller Werte. Nicht in Andeutungen oder Ansätzen, sondern wortgewaltig und radikal ausformuliert. Einerseits konfrontiert Nietzsche den Leser mit der geballten Wucht seines literarischen Genies: inspiriert, provokativ und voller lebendiger Sprachbilder, die zu den berühmtesten von Nietzsche geworden sind. Andererseits versucht er, die Axt so tief wie möglich am Baum der überlieferten Überzeugungen anzusetzen und so viele Glaubenssätze wie möglich in Zweifel zu ziehen. Auf nur wenigen Seiten umreißt er jenes Projekt, dem er sein restliches Leben widmen wird: eine grundlegende und rücksichtslose Kritik der abendländischen Philosophie, Wissenschaft und Kultur. 

Take-aways

  • Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn ist ein Schlüsseltext in Nietzsches Gesamtwerk.
  • Inhalt: Jede Erkenntnis ist abhängig von einer Lebensform: Wurm, Pflanze oder Mensch nehmen die Welt anders wahr. Da die Wörter nur Nervenreize abbilden, können sie nicht die äußere Welt darstellen. Deshalb ist Wahrheit nicht das objektive Wesen der Dinge, sondern eine soziale Konvention, welche Wörter welche Dinge bezeichnen sollen.
  • Der philosophische Essay aus dem Sommer 1873 gehört ins Frühwerk Nietzsches.

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, unter anderem wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


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    D. T. vor 1 Jahr
    sehr gute Rezension