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Uli der Knecht

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Uli der Knecht

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Vom liederlichen Trunkenbold zum fleißigen Musterknecht – christlichen Tugenden sei Dank wird Uli nicht nur glücklich, sondern auch wohlhabend. Ein Bildungsroman.


Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Realismus

Worum es geht

Aufstieg eines Bauern

Uli der Knecht, im Jahr 1840 geschrieben, ist ein bäuerlicher Bildungsroman. Zu Beginn ist der Titelheld versoffen und pflichtvergessen; die Vorwürfe und Ermahnungen seines Meisters schlägt er bedenkenlos in den Wind. Doch dessen väterliche Güte und uneigennützige Humanität führen Uli allmählich auf den Weg der Besserung. Er wird zu einem genügsamen, fleißigen Musterknecht, der zwar immer wieder in Versuchung gerät, aber alle inneren und äußeren Prüfungen besteht und am Ende dank der Heirat mit dem ebenso rechtschaffenen Vreneli sein verdientes Glück findet: Er kann den Hof, auf dem er zuvor jahrelang geschuftet hat, als Pächter übernehmen. Der erste Teil von Jeremias Gotthelfs Doppelroman (zweiter Teil: Uli der Pächter) ist trotz seines belehrenden Anspruchs mehr als bloße bieder-beschauliche Erbauungsliteratur. Es ist ein auch heute noch hinreißendes, ergreifendes, zutiefst menschliches Werk, das durch die hervorragende psychologische Zeichnung seiner Figuren, durch die wortmächtigen und kenntnisreichen Schilderungen bäuerlichen Lebens und durch einen teilweise umwerfend komischen Mutterwitz überzeugt.

Take-aways

  • Uli der Knecht ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Bildungsromane des 19. Jahrhunderts.
  • Das Werk ist der erste Teil eines Doppelromans und findet in Uli der Pächter seine Fortsetzung; eine von Gotthelf geplante dritte Folge kam hingegen nicht zustande.
  • Uli wandelt sich unter Anleitung seines Meisters vom verantwortungslosen, dem Alkohol zugeneigten Taugenichts zum arbeitsamen, gottesfürchtigen Musterknecht.
  • Dennoch gerät er aus Eitelkeit und Geldgier immer wieder in Versuchung, vom Pfad der Tugend abzuweichen.
  • Ulis Fleiß und sein Pflichtbewusstsein retten den Hof des Bauern Joggeli vor dem sicher scheinenden Ruin.
  • Zur Belohnung wird er am Ende Pächter auf Joggelis Hof. Seine Tugend führt ihn nicht nur zu innerem Glück, sondern auch zum sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg.
  • Die Ehe mit dem fleißigen, uneigennützigen und gottesfürchtigen Vreneli krönt Ulis Triumph.
  • Das 19. Jahrhundert, Gotthelfs Zeit, war von der Auseinandersetzung zwischen konservativ-religiösen und liberal-fortschrittlichen Kräften geprägt.
  • Der Roman steht im Wesentlichen auf der konservativen, fortschrittsskeptischen Seite.
  • Gotthelfs Sprache lehnt sich eng an den Berner Dialekt an, oft sind einzelne Wörter oder sogar ganze Sätze in Mundart wiedergegeben.
  • Das Bild des Volksschriftstellers Gotthelf ist im Lauf der Zeit immer stärker folklorisiert und verkitscht worden.
  • Uli der Knecht wurde nicht nur verfilmt, sondern diente auch als Vorlage zahlreicher Theaterstücke und Hörspiele.

Zusammenfassung

Uli der Trunkenbold

Es herrscht finstere Nacht, als eine Bäuerin in der Stube eines großen Berner Bauernhauses ihren Mann Johannes ermahnt, aufzustehen und die Kühe zu melken. Der Knecht Uli sei spät und stockbesoffen nach Hause gekommen und könne die eigentlich ihm obliegende Arbeit einmal mehr nicht verrichten. Johannes müsse endlich einmal ein ernstes Wort mit ihm reden, so könne es nicht weitergehen. Beim Frühstück sitzt der 20-jährige, groß gewachsene Knecht wortlos am Tisch und schämt sich, weil sein Gesicht braun, blau und blutig ist. Später redet ihm sein Meister, genannt der Bodenbauer, ins Gewissen und sagt, er müsse sich entweder ändern oder seine Stelle aufgeben. Er habe acht Tage Zeit, zu entscheiden. Uli gibt sich bockig, wirft mit Werkzeugen um sich und schreit die Tiere an. Als die Wirkung des Weins nachlässt, überkommt ihn allerdings Reue über sein Verhalten und über das vertrunkene Geld.

„Er schämte sich, sein Gesicht zu zeigen, das braun, blau und blutig war. Er wusste nicht, dass es besser ist, sich vor einer Sache zu schämen, ehe man sie tut, als hinterher über eine Sache, wenn sie getan ist; aber er sollte es erfahren.“ (über Uli, S. 5)

Am nächsten Sonntag macht Meister Johannes dem Gesinde Vorwürfe, weil die Leute nicht zum Gottesdienst gehen wollen. Abends sitzt der Bauer mit Uli auf einem Bänkchen, wobei er dem Knecht nochmals streng und zugleich verständnisvoll klarzumachen versucht, dass er durch sein Verhalten nur sich selber schade. Darauf beginnt Uli zu jammern: Er sei allein auf der Welt, seine Eltern seien gestorben, niemand kümmere sich um ihn, und bei dem wenigen Geld, das er verdiene, sei er zu einem Leben in ewiger Not verurteilt. Johannes widerspricht, indem er den Pfarrer zitiert, der ihn einst unterrichtet hat: Auch ein Bediensteter könne es zu etwas bringen - vorausgesetzt, dass er seine Arbeit mit Hingabe erfülle, nicht ständig klage, sparsam und gottesfürchtig sei und seinen Meister nicht als Sklaventreiber, sondern als Freund betrachte.

Der schwierige Weg der Besserung

Uli beschließt, weiter auf Johannes’ Hof zu bleiben, und zur großen Freude des Bauern und der Bäuerin beginnt er sich zu bessern. Er geht am Sonntag zur Kirche und hat bald ein wenig Geld zusammengespart, zieht aber zugleich Neid und Spott der anderen Bediensteten auf sich. Den Ratschlag seines Meisters in den Wind schlagend, nimmt Uli an einem Hornussen-Spiel (eine Art Schlagball) gegen die Mannschaft aus einem anderen Dorf teil, wobei die Verlierer den Siegern eine Prämie bezahlen müssen. Ulis Mannschaft verliert, und so muss der Knecht einsehen, dass Johannes einmal mehr richtig gelegen hat. Nach dem Spiel lässt Uli sich zu allem Überfluss noch in eine Kneipenrauferei verwickeln. Der heimtückische Resli-Bauer versucht am nächsten Tag, Uli zu überreden, das Geld für den angerichteten Schaden zu zahlen. Doch der Bodenbauer verhindert, dass sein Knecht noch tiefer in Schwierigkeiten gerät. Außerdem lässt er Uli zukünftig am Sonntagnachmittag in der Stube sitzen, damit dieser in Ruhe die Bibel lesen kann.

Uli und die Frauenzimmer

Der zwar bescheidene, sich aber stetig mehrende Reichtum und das gestiegene Ansehen beim Meister machen den ledigen Uli als potenziellen Ehemann attraktiv. Gleich zwei Mägde, Stini und Ürsi - die eine hässlich, aber fleißig, die andere hübsch, aber faul -, beginnen um ihn zu streiten. Mal fühlt sich Uli von der einen angezogen und von der anderen abgestoßen, mal umgekehrt. Die beiden verleumden, beschimpfen und bekämpfen sich gegenseitig mit allen Mitteln, bis es Uli peinlich wird. Eines Tages deckt Ürsi das Mistloch ab, sodass ihre Rivalin hineinfällt. Es kommt zu einer Rauferei zwischen den Mägden, wonach beide unerträglich nach Mist stinken. Von nun an hat Uli endgültig das Interesse verloren, und zwar an beiden. Bald trifft er auf eine fröhliche und lustige Bauerntochter namens Käthi, als er im Auftrag seines Meisters auf dem Markt eine Kuh verkauft. Auf dem Rückweg hilft der Knecht dem Mädchen, ein paar Schweine in den Stall zu treiben. Käthi bedankt sich überschwänglich, lädt ihn ins Wirtshaus ein und möchte ihn am gleichen Abend noch wiedersehen. Unterdessen überlegt Uli, ob er seinem Meister verheimlichen soll, dass er die Kuh für einen viel höheren Preis verkaufen konnte, als dieser erwartet hatte. Er gerät einmal mehr in Versuchung, entscheidet sich dann jedoch, die Wahrheit zu sagen und den Bodenbauern gleich auch über dessen Meinung zu Käthi zu befragen. Der Bauer sagt, sie könne den Haushalt nicht führen und sei auch sonst als Gattin wenig empfehlenswert. Uli verzichtet daraufhin auf das Treffen.

Eine neue Stellung

Bei einem Marktbesuch trifft der Bauer Johannes seinen Vetter Joggeli, der das mehrere Stunden Fahrt entfernte Gut Glungge bewirtschaftet. Allerdings geht es Joggeli wirtschaftlich schlecht, er klagt und meint, er brauche dringend einen tüchtigen Meisterknecht. Obwohl Johannes sehr zufrieden mit Uli ist und ihn nur schweren Herzens hergeben würde, erkennt er im Angebot seines Vetters eine Aufstiegschance für den Knecht. Joggeli ist sehr interessiert, begleitet Johannes auf dessen Gut und wird mit Uli handelseinig. Der Abschied vom väterlichen Johannes und von der Bäuerin ist tränenreich. Falls es ihm auf dem Gut nicht gefalle, könne er jederzeit wieder zu ihm zurückkehren, schärft der Bodenbauer seinem tüchtigen Knecht mehrmals ein.

Tüchtig, aber angefeindet

An einem schönen Januartag erreicht Uli in Begleitung des Bodenbauers die Glungge. Der neue Meisterknecht wird von den anderen Bediensteten unfreundlich empfangen, und der Hof ist in einem erbärmlichen Zustand. Einzig Vreneli, eine arme Verwandte des Meisterpaares, hat ein paar freundliche Worte für den Neuankömmling übrig. Beim Abschied schärft der Bodenbauer Uli ein, er solle geduldig und hartnäckig sein. Während der folgenden Tage und Wochen sperrt sich nicht nur das Gesinde, sondern auch Joggeli gegen jeden Vorschlag, den Uli zur Verbesserung der Bewirtschaftung macht. Besonders der Karrer und der Melcher zeigen sich faul und renitent, während die Meistersfrau zwar zugänglich ist, aber wenig ausrichten kann. Uli steht mehrmals kurz vor einem Wutanfall, reißt sich jedoch mit Mühe zusammen. Wenn er sich jeweils in der Stube an den Tisch setzt, um die Bibel zu lesen, fühlt sich die Bauerntochter Elisi in ihrer Lieblingsbeschäftigung gestört: ihre Sammlung an Tüchern, Mäntelchen, Seidenfäden, Ringen und Ketten auszubreiten. Am Sonntag ist Uli der Einzige, der zum Gottesdienst geht, was ihm allgemeinen Spott einträgt. Am selben Abend sagen ihm die Knechte und Mägde, als neuer Meisterknecht müsse er sie zum Wein einladen, dies sei auf der Glungge so üblich. Widerwillig tut Uli das. Auf dem Rückweg locken sie ihn in einen Hinterhalt, um ihn zusammenzuschlagen, doch er wehrt sich erfolgreich.

„Der Uli ging wieder z’Kilchen und dachte daran, dass er ein Mensch sei und dass er auch selig werden möchte.“ (S. 44)

Mit viel Geduld und großer Mühe setzt sich Uli nach und nach gegen seine feindliche Umgebung durch. Die Erträge des Gutes schnellen in die Höhe, was auch Joggeli in einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung zugeben muss. Seiner Frau gegenüber beklagt er sich, weil der neue Knecht alles anders machen wolle, als es bisher üblich gewesen sei. Wenn es so weitergehe, habe er auf seinem eigenen Hof bald nichts mehr zu sagen. Doch die Frau hält ihm sein ewiges Misstrauen vor und sagt, er solle froh sein und Gott danken, dass sich sein Gut endlich in derart tüchtigen Händen befinde.

Uli muss sich behaupten

Eines Tages schickt Joggeli seinen Knecht auf den Markt, damit dieser eine Kuh verkauft und neues Vieh erwirbt. Als Käufer heuert der Bauer jedoch einen Bekannten an, um zu sehen, ob Uli ehrlich ist und ihm den erhaltenen Betrag auch vollständig abliefert. Als die Meistersfrau davon erfährt, macht sie ihrem Mann wegen dessen Misstrauen bittere Vorwürfe. Eines Tages hat Uli genug. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem Karrer und dem Melcher geht er zu den Meistersleuten und sagt, entweder gehe er oder die anderen beiden müssten weg. Zähneknirschend und unter dem Druck der Bäuerin und Vrenelis beschließt Joggeli, den beiden widerspenstigen Bediensteten den Lohn auszubezahlen und sie wegzuschicken. Bei nächster Gelegenheit stellt er abermals Ulis Ehrlichkeit auf die Probe, indem er einen Müller bittet, den Meisterknecht zu bestechen und ihn zu überreden, ein Kornfeld unter Preis zu verkaufen. Doch der Müller verrät Uli die heimlich getroffene Abmachung, und nun ist dieser derart wütend, dass er seine Sachen zusammenpackt. Als Vreneli und die Meistersfrau ihn eindringlich zum Bleiben auffordern und Joggeli verspricht, nie wieder zu solchen Intrigen zu greifen, gibt Uli schließlich nach und bleibt.

Heiratspläne ...

Einer der wichtigsten Tage im Bauernleben ist die "Sichelten", an der Verwandte, Bekannte und Angestellte auf Kosten des Bauern üppig zu essen und zu trinken erhalten. Auf der Glungge kommt an diesem Tag jeweils Joggelis Sohn Johannes vorbei, der im Städtchen ein Wirtshaus führt. Seine Frau Trinette ist ebenso eingebildet und dumm wie Joggelis Tochter Elisi, während Johannes selbst die Großzügigkeit der Eltern schamlos ausnutzt. Als er sieht, wie gut der Hof in Schuss ist, versucht er vergeblich, Uli abzuwerben. Dass der Meisterknecht so begehrt ist, hat auch Elisi bemerkt, die nun beginnt, ihn zu umgarnen, ihm all ihre Kostbarkeiten zu zeigen und ihm schöne Augen zu machen. Sie will plötzlich Trinette besuchen und drängt so lange, bis die Eltern einwilligen, wobei Uli das Töchterlein mit der Kutsche hinfahren soll. Elisi bittet den Knecht, sich mit ihr in die Kutsche zu setzen, schämt sich jedoch zugleich, sich in so vertrautem Verhältnis mit einem bloßen Angestellten zu zeigen. Wenn sie sich einem Dorf nähern, muss Uli deshalb auf den Kutschbock. Obwohl er die Dummheit und Oberflächlichkeit der Bauerntochter erkennt, ist er immer stärker versucht, in die sich anbahnende Heirat einzuwilligen, denn auf diese Weise würde er zu einem großen Hof und einem einträglichen Gut kommen. Während des Aufenthalts beim Sohn des Meisters liefern sich Elisi und Trinette einen Wettkampf darin, wer wohl am schönsten und vornehmsten angezogen sei. Auf dem Rückweg kommt es zwischen der Bauerntochter und dem Knecht zu ersten Küssen. Der Heirat scheint nichts mehr im Weg zu stehen. Bei einem Gang auf den Markt trifft Uli zufällig auf seinen ehemaligen Meister Johannes. Dieser scheint über die Heiratspläne des Knechts alles andere als glücklich zu sein, hält sich mit Kritik jedoch zurück. Uli vermutet, es sei der Neid auf seinen gesellschaftlichen Aufstieg, der Johannes’ eigenartige Frostigkeit heraufbeschworen habe.

... und ihre Umsetzung

Vor der geplanten Heirat geht Elisi mit ihrer Mutter zu einer Badekur. Die Tochter hat ihre ganze umfangreiche Garderobe mitgebracht und sonnt sich in der Aufmerksamkeit der vornehmen und reichen männlichen Kurgäste. Diese werden ihrerseits hellhörig, als sie erfahren, dass Elisi aus einer begüterten Bauernfamilie mit großem Hof stammt. Ein Baumwollhändler wickelt mit seinem weltmännischen Gehabe und seinem protzig zur Schau gestellten Reichtum nicht nur die Tochter, sondern auch die Mutter um den Finger. Noch bevor der Kuraufenthalt zu Ende ist, hält er um Elisis Hand an. Diese ist begeistert und will nach der Rückkehr auf den Hof nichts mehr von Uli wissen. Im ersten Moment übermannt den betrogenen Knecht der Zorn, doch Vreneli bringt ihn zur Vernunft und rät ihm, sich nichts anmerken zu lassen. Joggeli will zunächst nichts von der Heirat zwischen seiner Tochter und dem Baumwollhändler wissen. Als dieser allerdings auf der Glungge erscheint und den weit gereisten Mann von Welt spielt, ist auch der Bauer beeindruckt. Elisi und der Baumwollhändler heiraten. Schon bald stellt sich heraus, dass der vermeintlich reiche Geschäftsmann ein Hochstapler ist und es nur auf das Vermögen der Meistersleute abgesehen hat.

Uli wird Pächter

Die Bäuerin, Vreneli und Uli unternehmen eine Reise, um Ulis ehemaligen Meister Johannes zu besuchen. Auf der Rückfahrt schlägt die Bäuerin dem erstaunten Uli vor, das Gut zur Pacht zu übernehmen. Außerdem solle er Vreneli heiraten. Dieses wehrt sich zwar zunächst mit Händen und Füßen gegen das Anliegen. Bei einem Halt in einem Wirtshaus bricht es jedoch in Tränen aus und gesteht Uli seine Liebe. Nach der Rückkehr auf die Glungge wird Joggeli in den Plan eingeweiht. Er ist zunächst zwar wütend, weil alles hinter seinem Rücken abgesprochen wurde. Dann jedoch willigt er nicht nur ein, sondern verspricht Uli sogar einen vorteilhaften Pachtvertrag. Elisis Ehemann stürzt wie von der Tarantel gestochen auf den Hof, um die Abmachung zu verhindern. Er habe Elisi nur des Geldes wegen geheiratet, und er werde nicht tatenlos zusehen, wie seine Felle davonschwömmen. Er tobt und droht, und als er einsieht, dass er nichts ausrichten kann, versucht er seinen Einfluss bei der Ausarbeitung des Vertrags geltend zu machen. Außerdem macht er Vreneli ein unzüchtiges Angebot, das dieses beantwortet, indem es den Bauwollhändler mit einem Holzscheit verprügelt. Wutentbrannt verlässt der Geschlagene den Hof, nicht ohne damit zu drohen, das rabiate Vreneli vor Gericht zu zerren.

„Jetzt sei alles aus, dachte er, Hausen lohne sich nicht der Mühe. Er habe doch recht, ein arm Knechtlein komme zu nichts, und wenn er ein einziges Mal übertrappe, so sei er fertig, es möge ihm auch gar nichts erleiden.“ (S. 65)

In einer stürmischen Winternacht geht das Liebespaar zum Pfarrer, der die beiden in warmen, eindringlichen Worten zu einem Eheleben in Treue, Rechtschaffenheit und Gottesfurcht ermahnt. Mit der Heirat sind Ulis gesellschaftlicher Aufstieg und sein persönliches Glück vollkommen.

Zum Text

Aufbau und Stil

In 26 Kapiteln schildert Uli der Knecht chronologisch den Läuterungsweg der Titelfigur, die sich vom verantwortungslosen, dem Alkohol verfallenen Liederjan zum arbeitsamen, gottesfürchtigen und grundehrlichen Bediensteten wandelt. Das Werk ist durch die Abfolge von zweierlei Phasen geprägt: jene, in denen der Held seine Fehler einsieht, sich bessert und den gerechten materiellen und spirituellen Lohn für seine Fortschritte einstreichen kann, und jene, in denen er erneut der Versuchung von Geld, Wagemut und Dünkel anheimfällt. Hinzu kommen relativ kurze Einschübe, in denen der Autor oft pointierte und witzige Erwägungen über die widersprüchliche Natur des Menschen, seinen Hang zu Eitelkeit und Gier, aber auch seine Neigung zu Großmut und Aufrichtigkeit anstellt. Gotthelf, der ein äußerst belesener Mann war, schreibt in einer ausdrucksstarken, mitunter wuchtigen Sprache. Er verleiht seinen Figuren mit sicher gesetzten Strichen Plastizität, ist ein hervorragender Psychologe und großartiger, kenntnisreicher Schilderer von Landschaften, Tieren und alltäglichen bäuerlichen Verrichtungen. Sein stilistisches Repertoire reicht von der poetischen Verdichtung über die moralisierende Betrachtung bis hin zur realistisch-direkten Derbheit. Eine unerschöpfliche Quelle der Unmittelbarkeit bietet ihm der Berner Dialekt, oft sind einzelne Sätze oder sogar ganze Passagen in Mundart wiedergegeben.

Interpretationsansätze

  • Uli der Knecht ist ein konservativ-rustikaler, bäuerlicher Bildungsroman, dessen Held sich trotz zahlreicher Versuchungen zu einem fleißigen, gottesfürchtigen Menschen wandelt und dadurch nicht nur glücklich, sondern auch wohlhabend wird.
  • Meister Johannes wirkt als Ulis Erzieher und Berater, der ihm durch sein eigenes Beispiel und in langen, väterlichen Gesprächen vor Augen führt, dass ein bescheidenes, entbehrungsreiches, der Pflicht und der Gottesfurcht gewidmetes Leben zu innerer Zufriedenheit und zu materiellem Wohlstand führt.
  • Religiosität und Arbeitsmoral gehen Hand in Hand: Indem Uli zu einem guten Knecht wird, wird er gleichzeitig auch zu einem guten Christen, und umgekehrt. Der pflichtbewusste Bauer erscheint als Vertreter naturverbundener Schaffenskraft, die einträchtige Zusammenarbeit von Meister und Gesinde als Abbild göttlichen Wirkens auf das menschliche Verhalten und das einem gemeinsamen Ziel verpflichtete Zusammenleben auf dem Hof als Idealbild menschlicher Gemeinschaft.
  • Ulis Heirat mit dem treuen, arbeitsamen, bescheidenen Vreneli steht für die Vollendung einer Ordnung, die materielles Nutzdenken, gesellschaftliche Stabilität und ehrfürchtige Frömmigkeit in Einklang bringt.
  • Widerstände, Versuchungen, Rückschläge und Notsituationen sind von Gott gesandte Prüfungen, die es zu bestehen gilt und an denen der Einzelne seinen Charakter und seine Weisheit formen soll.
  • Die ländliche Idylle ist gefährdet durch die Leugnung religiöser Werte und durch Laster wie Heuchelei, Gier, Prunksucht und Verlogenheit. Den positiven Figuren des Romans stehen teilweise karikaturhaft überzeichnete Negativfiguren gegenüber, die sich rettungslos ihren Lastern verschrieben haben und deshalb im Sinne einer höheren Gerechtigkeit in ihr Unglück stürzen.

Historischer Hintergrund

Kulturkampf in der Schweiz

Genau wie im übrigen Europa war auch die Schweiz im 19. Jahrhundert von der Auseinandersetzung zwischen liberal-demokratischen, fortschrittlichen und konservativ-katholischen Kräften geprägt. Im Sonderbundskrieg, einem Schweizer Bürgerkrieg im November 1847, erlitten die Konservativen eine Niederlage, in deren Folge 1848 eine moderne, liberale Bundesverfassung geschaffen wurde. Das Ringen um die politische und geistige Vorherrschaft im Lande ging jedoch weiter und schlug sich im so genannten Kulturkampf nieder. Unterstützt von Papst Pius IX. wandten sich die Konservativen gegen die Forderungen der Liberalen, die mit ihrem Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit die auf das Mittelalter zurückgehende Herrschaft der Adligen und der Kirche infrage stellten. Ein weiterer Gräuel in den Augen traditioneller Katholiken war die philosophische Strömung des Positivismus, die eine naturwissenschaftliche Weltsicht vertrat und den Absolutheitsanspruch der Kirche ablehnte. Mit dem Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias betonte Papst Pius IX. im Jahr 1854 nochmals den Vorrang irrational-religiöser Lehre, zudem bekräftigte er 1870 im Ersten Vatikanischen Konzil mit der Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes seine rückwärtsgewandte, antimoderne Weltanschauung. Dennoch verloren in der Schweiz und anderswo die Katholisch-Konservativen nach und nach an Einfluss. 1861 entzog etwa der Kanton St. Gallen der Kirche die Oberhoheit über die Schule, um die Bildung stattdessen zu einer Aufgabe des Staates zu erklären. Die 1874 erfolgte Totalrevision der Bundesverfassung bedeutete eine weitere Stärkung fortschrittlichen Gedankenguts. In dem überarbeiteten Gesetzeswerk fanden sich Zentralisierungstendenzen und Stärkung der Bundeskompetenzen, so wurde z. B. auch die Eheschließung zur Staatsangelegenheit erklärt. Damit wurde der kirchliche Einfluss auf das Leben der Bevölkerung massiv eingeschränkt. Außerdem war dem als besonders papsttreu geltenden Jesuitenorden schon ab 1848 jegliche Tätigkeit in der Schweiz verboten.

Entstehung

Uli der Knecht ist der erste Teil eines 1840 begonnenen Doppelromans; Gotthelf schrieb wenige Jahre später mit Uli der Pächter die Fortsetzung. Ein geplanter dritter Band, der Uli als Bauern darstellen sollte, kam nicht zustande. Sowohl im Buch selbst als auch in einigen Briefen erwähnt Gotthelf, dass ihm das Manuskript unter der Hand wuchs und dass das Werk schließlich viel umfangreicher wurde, als er es ursprünglich geplant hatte. Uli der Knecht entstand ein Jahr nach der Schrift Die Armennot, in welcher der Autor seine Ansichten über die Ursachen für die Misere der Landbevölkerung und seine Erfahrungen beim Aufbau der Armenerziehungsanstalt Trachselwald dargestellt hatte. Eines der Hauptmotive für die Niederschrift des ersten Uli-Romans lag im Bedürfnis des Schriftstellers, ländlichen Bediensteten und Meistern beispielhaft aufzuzeigen, wie durch ein gottesfürchtiges, tugendhaftes Leben den Fängen der Armut zu entkommen sei. Nicht umsonst lautet der Untertitel des Werks "Eine Gabe für Dienstboten und Meistersleute".

Wirkungsgeschichte

Der schreibende Pfarrer Jeremias Gotthelf gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Sein Bild wurde im Lauf der Zeit allerdings immer mehr folklorisiert, verzerrt und verkitscht. Die einen reduzieren ihn auf die altväterliche Figur des konservativ-religiösen Polterers, der sich einer autoritären Auffassung von Recht und Ordnung und einer selbstgerechten, halsstarrigen Unterscheidung von Gut und Böse verschrieben hat. Für die anderen ist er der heimelige Verklärer der idyllischen Berner Bauernwelt, eine Ansicht, die sich in der touristischen Vermarktung des Autors ebenso niederschlägt wie im Ausdruck "wie zu Gotthelfs Zeiten". Dabei wird vergessen, dass Gotthelf auch ein unerbittlicher Kritiker sozialer Armut und städtischen Patrizierhochmuts war und dass sein Werk von realistischen Schilderungen bäuerlicher Niedertracht und ländlicher Not durchzogen ist. Die beiden Bände über das Leben Ulis gehören neben Johann Wolfgang Goethes Wilhelm Meister und Gottfried Kellers Der grüne Heimrich zu den einflussreichsten deutschsprachigen Bildungsromanen.

Keller war einer der bedeutendsten Interpreten Gotthelfs, er widmete dem Werk des Berner Autors zwischen 1849 und 1855 eine Reihe von Rezensionen, die die bis heute herrschende Ambivalenz gegenüber dem Werk widerspiegeln. Keller wirft Gotthelf zwar eine "pfäffische und bösartige" Weltanschauung sowie einen religiös verengten Blick vor, feiert ihn jedoch zugleich als "ohne alle Ausnahme das größte epische Talent, welches seit langer Zeit und vielleicht für lange Zeit lebte". Auch Hermann Hesse meinte: "Es hilft nichts, man kann sich um Gotthelf nicht drücken", und Thomas Mann sprach von einem "großartigen, alles Literarische sprengenden Phänomen", das "oft das Homerische" berühre. Als Meilenstein der Gotthelf-Forschung gilt Walter Muschgs 1931 erschienene Monographie Gotthelf, in deren Vorwort der berühmte Satz steht: "Keller verkörpert ein Jahrhundert, Gotthelf ein Jahrtausend."

Mitte der 1950er Jahre wurden Uli der Knecht und Uli der Pächter unter der Regie des Emmentaler Regisseurs Franz Schnyder verfilmt, wobei Hannes Schmidhauser und Liselotte Pulver die Hauptrollen spielten. Außerdem diente der Doppelroman als Vorlage für Hörspiele und Theaterstücke. Im Jahr 2004 erschien vom Schweizer Autor E. Y. Meyer unter dem Titel Der Ritt ein Roman über Gotthelf.

Über den Autor

Jeremias Gotthelf heißt mit bürgerlichem Namen Albert Bitzius. Sein schriftstellerisches Pseudonym übernimmt er von der Titelfigur eines seiner Romane: Der Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben, veröffentlicht 1837. Als Sohn eines protestantischen Pfarrers wird er am 4. Oktober 1797 in Murten im Schweizer Kanton Freiburg geboren. Wie sein Vater schlägt er eine theologische Laufbahn ein und studiert in Bern und Göttingen. Ab 1831 wirkt er in Lützelflüh im Emmental zunächst als Vikar, ab 1832 als Pfarrer. Wenige Jahre später beginnt er seine schriftstellerische Tätigkeit, zunächst als Mitarbeiter am liberalen Berner Volksfreund. 1833 heiratet Gotthelf Henriette Zeender, eine Pfarrerstochter; dieser Ehe entstammen drei Kinder. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit ist Gotthelf zeitweise auch mit Verwaltungsaufgaben im Schulwesen befasst. Außerdem verfasst er seit der Niederlassung in Lützelflüh sein ebenso umfangreiches wie erfolgreiches literarisches Werk. Die Schauplätze von Gotthelfs Romanen und Erzählungen sind immer wieder die Umwelt und die Orte seiner bäuerisch geprägten schweizerischen Heimat. Obwohl er eigentlich aus der gebildeten, städtischen Berner Oberschicht stammt, vertritt er ein zunehmend konservatives Weltbild, im Gegensatz zu den liberalen und fortschrittlichen Strömungen und den einschneidenden Umbrüchen seiner Epoche. Neben der Novelle Die schwarze Spinne (1842) werden vor allem die Romane Uli der Knecht (1841) und Uli der Pächter (1849) einem breiteren Publikum bekannt. Gotthelf stirbt am 22. Oktober 1854 in seiner Pfarrgemeinde Lützelflüh.

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