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Uli der Knecht
Buch

Uli der Knecht

Zürich/Frauenfeld, 1841
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1978 Mehr

Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Realismus

Worum es geht

Aufstieg eines Bauern

Uli der Knecht, im Jahr 1840 geschrieben, ist ein bäuerlicher Bildungsroman. Zu Beginn ist der Titelheld versoffen und pflichtvergessen; die Vorwürfe und Ermahnungen seines Meisters schlägt er bedenkenlos in den Wind. Doch dessen väterliche Güte und uneigennützige Humanität führen Uli allmählich auf den Weg der Besserung. Er wird zu einem genügsamen, fleißigen Musterknecht, der zwar immer wieder in Versuchung gerät, aber alle inneren und äußeren Prüfungen besteht und am Ende dank der Heirat mit dem ebenso rechtschaffenen Vreneli sein verdientes Glück findet: Er kann den Hof, auf dem er zuvor jahrelang geschuftet hat, als Pächter übernehmen. Der erste Teil von Jeremias Gotthelfs Doppelroman (zweiter Teil: Uli der Pächter) ist trotz seines belehrenden Anspruchs mehr als bloße bieder-beschauliche Erbauungsliteratur. Es ist ein auch heute noch hinreißendes, ergreifendes, zutiefst menschliches Werk, das durch die hervorragende psychologische Zeichnung seiner Figuren, durch die wortmächtigen und kenntnisreichen Schilderungen bäuerlichen Lebens und durch einen teilweise umwerfend komischen Mutterwitz überzeugt.

Zusammenfassung

Uli der Trunkenbold

Es herrscht finstere Nacht, als eine Bäuerin in der Stube eines großen Berner Bauernhauses ihren Mann Johannes ermahnt, aufzustehen und die Kühe zu melken. Der Knecht Uli sei spät und stockbesoffen nach Hause gekommen und könne die eigentlich ihm obliegende Arbeit einmal mehr nicht verrichten. Johannes müsse endlich einmal ein ernstes Wort mit ihm reden, so könne es nicht weitergehen. Beim Frühstück sitzt der 20-jährige, groß gewachsene Knecht wortlos am Tisch und schämt sich, weil sein Gesicht braun, blau und blutig ist. Später redet ihm sein Meister, genannt der Bodenbauer, ins Gewissen und sagt, er müsse sich entweder ändern oder seine Stelle aufgeben. Er habe acht Tage Zeit, zu entscheiden. Uli gibt sich bockig, wirft mit Werkzeugen um sich und schreit die Tiere an. Als die Wirkung des Weins nachlässt, überkommt ihn allerdings Reue über sein Verhalten und über das vertrunkene Geld.

Am nächsten Sonntag macht Meister Johannes dem Gesinde Vorwürfe, weil die Leute nicht zum Gottesdienst gehen wollen. Abends sitzt der Bauer mit Uli auf einem Bänkchen, wobei er dem Knecht nochmals streng und zugleich verständnisvoll klarzumachen versucht, dass er ...

Über den Autor

Jeremias Gotthelf heißt mit bürgerlichem Namen Albert Bitzius. Sein schriftstellerisches Pseudonym übernimmt er von der Titelfigur eines seiner Romane: Der Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben, veröffentlicht 1837. Als Sohn eines protestantischen Pfarrers wird er am 4. Oktober 1797 in Murten im Schweizer Kanton Freiburg geboren. Wie sein Vater schlägt er eine theologische Laufbahn ein und studiert in Bern und Göttingen. Ab 1831 wirkt er in Lützelflüh im Emmental zunächst als Vikar, ab 1832 als Pfarrer. Wenige Jahre später beginnt er seine schriftstellerische Tätigkeit, zunächst als Mitarbeiter am liberalen Berner Volksfreund. 1833 heiratet Gotthelf Henriette Zeender, eine Pfarrerstochter; dieser Ehe entstammen drei Kinder. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit ist Gotthelf zeitweise auch mit Verwaltungsaufgaben im Schulwesen befasst. Außerdem verfasst er seit der Niederlassung in Lützelflüh sein ebenso umfangreiches wie erfolgreiches literarisches Werk. Die Schauplätze von Gotthelfs Romanen und Erzählungen sind immer wieder die Umwelt und die Orte seiner bäuerisch geprägten schweizerischen Heimat. Obwohl er eigentlich aus der gebildeten, städtischen Berner Oberschicht stammt, vertritt er ein zunehmend konservatives Weltbild, im Gegensatz zu den liberalen und fortschrittlichen Strömungen und den einschneidenden Umbrüchen seiner Epoche. Neben der Novelle Die schwarze Spinne (1842) werden vor allem die Romane Uli der Knecht (1841) und Uli der Pächter (1849) einem breiteren Publikum bekannt. Gotthelf stirbt am 22. Oktober 1854 in seiner Pfarrgemeinde Lützelflüh.


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