Ein Manager verliert seinen Job. Eine Situation, mit der jedes Jahr tausende „normale“ Arbeitnehmer zurechtkommen müssen. Aber der erfolgsverwöhnte Gehrer verkraftet den Absturz nicht. Die harmlose Frage „Und was machen Sie beruflich?“ muss er plötzlich fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Nach schwächlichen Versuchen des Neuanfangs entscheidet er sich für passiven Widerstand. Gehrer verpuppt sich derart, dass die Welt zurückweicht. Sein Charakter ist zum Verzweifeln initiativlos, er ist peinlich, er macht alles falsch – aber er lässt uns nicht kalt. Eine Midlifecrisis kann schließlich jeden treffen, und Gehrer zeigt, wie man sich dann möglichst nicht verhalten sollte. getAbstract-Mitgründer Rolf Dobelli beschreibt das leibhaftige Unglück in Managergestalt mit manchem Seitenhieb auf die schnelllebige, oberflächliche Branche.
Mittelmäßiger Mustermann
Dass er Gehrer heißt und nicht Mustermann, unterstreicht seine perfekte Tarnung. Gehrer fällt nicht auf, auch in seinem Job nicht. Der 40-Jährige ist die durchschnittliche Führungskraft: gut, aber nicht brillant. Zufrieden irgendwie, aber nicht glücklich.
An einem Sonntagnachmittag sitzt er in der 18. Etage des Bürogebäudes seiner Firma und versucht, seiner Arbeit Herr zu werden, Liegengebliebenes der letzten Woche wegzubaggern. Doch Gehrer kann sich schlecht konzentrieren. Seine Gedanken schweifen ab - hin zu vermeintlichen oder realen Erdbewegungen unter seinen Füßen. Dieses Zittergefühl erklärt sich vor allem im Hinblick auf einen bevorstehenden Termin: Die Chefs haben ihn, den Leiter des Marketings, für Montag früh um sieben Uhr zu sich bestellt. Kein Kommentar, worum es sich handelt. Er wird immer nervöser, füllt in der Toilette einen Becher mit Wasser, stellt ihn auf die Fliesen und starrt ihn an: Nichts. Die Oberfläche des Wassers bleibt ungerührt. Gehrer ist nicht überzeugt. Erst ein Blick auf sein Spiegelbild gibt ihm wieder Halt: Gehrer erblickt einen Menschen, dem „das Alter aus allen Löchern guckt“. Obwohl: Er selbst ist zufrieden...
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