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Unter Bankern
Buch

Unter Bankern

Eine Spezies wird besichtigt

Tropen, 2015 Mehr

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Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

Wenn nach dem Crash von 2008 in einem Buchtitel von Bankern die Rede ist und der Untertitel lautet „Eine Spezies wird besichtigt“, dann erwartet man eine Abrechnung mit dieser Berufsgruppe, wahrscheinlich sogar eine mit Schaum vor dem Mund. Nichts davon beim holländischen Journalisten Joris Luyendijk, der vor allem in der Londoner City recherchiert hat: Kein böses Wort entfährt ihm. Dennoch kommt es schlimmer als erwartet: Wir lesen authentische Aussagen von Insidern. Sie machen den Kern des Buches aus. Durch Luyendijks Recherche entsteht ein Röntgenbild von den Strukturen der Branche – wobei hier nicht Organigramme gemeint sind, sondern innere Strukturen, die verheerende Mentalität und die schier unüberwindbaren Systemzwänge. Das Buch macht leider keine Hoffnung, dass sich nach der Beinahe-Katastrophe von 2008 irgendetwas zum Positiven ändern könnte. getAbstract empfiehlt das düstere Szenario wärmstens allen in der Finanzwelt Tätigen: Mögen sie Luyendijk Lügen strafen.

Zusammenfassung

Das erste Gebot: Schweigepflicht

Die Finanzbranche ist eine Welt für sich mit ungeschriebenen Gesetzen, Tabus, inneren Hierarchien und eigenem Jargon: Ein „Doughnut“ ist ein Nullbonus, ein „Red Eye“ ist ein Nachtflug, die Deutsche Bank wird nur als „Deutsche“ bezeichnet, die französische Société Générale als „SocGen“ (sprich: „sockdschenn“), die fünf bedeutendsten Anwaltskanzleien in London sind der „Magic Circle“.

In London befinden sich gleich zwei Zentren der Finanzbranche: eines in der sogenannten Square Mile rund um die U-Bahn-Station Bank in der Nähe der St. Paul’s Cathedral und eines im neu gebauten, modernen Stadtteil Canary Wharf an der Themse im Osten der Stadt. Weil Bank im Stadtteil City of London liegt, dem historischen Kern Londons, ist die „City“ zu einem Synonym für die Finanzbranche geworden. In der City arbeiten zwischen 250 000 und 300 000 Menschen. Viele Bankmitarbeiter fürchten sich davor, bei Gesprächen mit Journalisten in den Restaurants oder Cafés der Gegend ertappt zu werden. Wer dabei erwischt wird, Informationen an die Presse zu geben oder auch nur Fragen von Journalisten zu beantworten, verliert nicht nur umgehend seinen Ruf und seinen Job...

Über den Autor

Joris Luyendijk studierte Arabistik und Sozialwissenschaften in Amsterdam und Kairo. Danach arbeitete er als Auslandskorrespondent niederländischer Zeitungen im Nahen Osten. 2011 zog Luyendijk nach London. Er berichtete hauptsächlich für die Tageszeitung The Guardian zur Innenwelt der Finanzinstitute und betrieb einen Blog zum Thema.


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