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Utopia
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Utopia

Löwen, 1516
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1981 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Utopie
  • Frühe Neuzeit

Worum es geht

Ideale Gesellschaft und idealer Staat

Kann es ein gerechtes Staatswesen geben, das alle Menschen glücklich und wohlversorgt leben lässt? Diese Frage treibt den englischen Juristen Thomas Morus um. Er lebt im England des 16. Jahrhunderts, im Zeitalter der Renaissance, der Reformation und der Glaubenskriege, in dem ständig Kunde von neu entdeckten Weltgegenden nach Europa dringt. Vor diesem Hintergrund entsteht Utopia: Das Werk enthält einen angeblich wahren Reisebericht eines Seefahrers, der ein ideales Staatswesen auf einer Insel irgendwo jenseits des Äquators erlebt haben will. Morus diskutiert mit ihm: Soll es Privateigentum geben? Ist soziale Gleichheit gut? Kann eine Gesellschaft genügend Güter erwirtschaften, wenn niemand nach Gewinn strebt? Gibt es das gute und gerechte Staatsoberhaupt, das nicht aus Eigennutz Kriege anzettelt und seine Untertanen auspresst? Die Fragen zeigen: Morus' Utopia ist erstaunlich modern. Tatsächlich sind viele Ideen frühsozialistisch, sogar kommunistisch - 300 Jahre vor Karl Marx. Die Suche nach dem Idealzustand beschäftigt Schriftsteller und Philosophen bis heute. Und ob das Privateigentum ein Glück oder ein Unglück für die Gesellschaft ist, wird immer noch diskutiert. Ein weiteres Verdienst hat dieser Text: Utopia hat die Literaturgattung der Utopie geschaffen.

Zusammenfassung

Vorrede über einen angeblich wahren Bericht von der Insel Utopia

Thomas Morus schreibt in einem Brief an Peter Gilles, den Stadtschreiber von Antwerpen, dass er ihm hiermit die Niederschrift des mündlichen Reiseberichtes von Raphael Hythlodaeus über den Staat der Utopier schicke. Da Gilles dessen Erzählung auch beigewohnt habe, möge er doch prüfen, ob der Bericht vollständig sei. Leider habe er, Morus, versäumt, Hythlodaeus zu fragen, in welchem Meer die Insel Utopia liege; vielleicht könne Gilles das nachholen. Morus zögert noch, ob er den Bericht veröffentlichen soll: Möglicherweise gefällt das Buch den Menschen nicht, sie vertragen vielleicht seinen Witz, Geist und Spott nicht; den Banausen ist es womöglich zu schwierig, den Gelehrten zu trivial. Gilles möge ihn in der Frage beraten, ob er es dennoch publizieren soll.

Über die Schwierigkeit, gerechte Politik zu machen

Morus erzählt von einer diplomatischen Mission in Fladern im Auftrag des englischen Königs Heinrich VIII. Dort macht ihn Peter Gilles mit Raphael Hythlodaeus bekannt, einem Portugiesen, der mit dem Amerika-Erforscher Amerigo Vespucci Reisen in unbekannte Gebiete unternommen hat. Hythlodaeus...

Über den Autor

Thomas Morus, auch bekannt als Sir Thomas More, wird 1478 als Sohn eines angesehenen Londoner Richters geboren und macht eine beeindruckende juristische Karriere, die ihn bis an den Hof Heinrichs VIII. führt. Als Kind wird er einige Zeit am Hof des Erzbischofs John Morton von Canterbury erzogen. Er studiert in Oxford und wird 1504 Mitglied des Unterhauses. 1518 holt der König ihn als Berater an den Hof.. 1523 wird er Sprecher des Unterhauses und schließlich 1529 Lordkanzler. Heinrich VIII. schickt den begabten Juristen zu delikaten diplomatischen Missionen ins Ausland, die er erfolgreich abwickelt. Sehr zum Verdruss seines Vaters zeigt Morus schon früh literarische Neigungen und verfasst Epigramme (Sinn- und Spottgedichte). Er kennt die lateinischen und griechischen Klassiker und beteiligt sich am philosophischen Diskurs der Renaissance und des Humanismus. Hierzu trägt auch seine enge Freundschaft mit Erasmus von Rotterdam bei. Erasmus lobt Morus als außergewöhnlichen Menschen, der alles für seine Freunde tut. Morus ist Katholik und trägt sich als Jugendlicher lange mit dem Gedanken, Priester zu werden. Doch dann entscheidet er sich für ein weltliches Leben, heiratet, nach dem Tod seiner Frau sogar ein zweites Mal, und hat Kinder. Dabei bleibt er dem Glauben und der Kirche treu; er sieht sich als Diener Gottes und des Papstes, was zum Zerwürfnis mit Heinrich VIII. führt: Dieser fordert 1534 die Unterwerfung der Kirche unter die Krone und für sich die letzte Entscheidung in Glaubenssachen, setzt sich also über den Papst. Morus verweigert seinem König die Gefolgschaft und tritt von seinem Amt zurück. Heinrich macht ihm den Prozess wegen Hochverrats und lässt ihn 1535 enthaupten. Die katholische Kirche spricht Morus 1886 selig und 1935 heilig: als jemand, der sich gegen die als unrechtmäßig erachtete Einmischung des Staates in Angelegenheiten der Kirche wehrte und dafür starb. Im Jahr 2000 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum "himmlischen Patron der Regierenden und der Politiker".


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