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Vom Geist der Gesetze
Buch

Vom Geist der Gesetze

Genf, 1748
Diese Ausgabe: Reclam, 2011 Mehr

Literatur­klassiker

  • Politik
  • Moderne

Worum es geht

Auf dem Weg zum modernen Verfassungsstaat

Es gibt kein Patentrezept für die erfolgreiche Verwaltung eines Staates, zu unterschiedlich sind die Zutaten in jedem einzelnen Fall. Diese Erkenntnis war bei Veröffentlichung von Montesquieus Abhandlung Vom Geist der Gesetze 1748 neu. Dass Regierungsform und Gesetze exakt auf die natürlichen Lebensbedingungen, auf Sitten, Gewohnheiten und religiöse Traditionen eines Landes zugeschnitten sein müssen, war Ergebnis seiner Studien zu Staatssystemen in unterschiedlichen Weltregionen. Statt abstrakt über Zweck und Aufbau eines idealen Staates zu sinnieren, setzte sich der französische Aristokrat mit den konkreten Verhältnissen auseinander; seine auf Reisen durch viele europäische Länder gemachten Beobachtungen flossen in das Werk ein. Mit dieser Vorgehensweise war er seiner Zeit weit voraus: Erst viel später wurden soziologische Methoden Standard. Seine Heimat, das von einem absoluten Monarchen regierte Frankreich, sah er auf dem besten Weg in die Despotie. Zum Schutz vor Willkürherrschaft jeder Art ersann der liberale Aufklärer seine berühmte Lehre von der Gewaltenteilung. Sein Buch wurde ein Bestseller, seine Ideen verbreiteten sich in Europa, überquerten den Atlantik und beeinflussten die Verfassung der USA und die vieler anderer demokratischer Staaten.

Take-aways

  • Die 1748 erschienene Abhandlung Vom Geist der Gesetze zählt zu den einflussreichsten Werken der Staatsphilosophie.
  • Inhalt: Um erfolgreich zu regieren, muss ein Gesetzgeber die regionalen Besonderheiten, das Klima, die Bodenbeschaffenheit, die Sitten und die religiösen Traditionen in einem Land beachten. Eine strikte Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative bietet den besten Schutz vor dem Abgleiten einer Regierung in Despotie.
  • Mit seinem Werk übt Montesquieu indirekt Kritik am französischen Absolutismus und der Willkürherrschaft des Monarchen.

Über den Autor

Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu wird am 18. Januar 1689 getauft, sein Geburtsdatum ist vermutlich einige Tage vorher. Er ist der älteste Sohn einer französischen Adelsfamilie und lebt auf Schloss La Brède bei Bordeaux. Mit sieben Jahren verliert er seine Mutter, ab 1700 wird er in einem Klosterinternat erzogen. Der Großvater hat das Amt des Gerichtspräsidenten im Parlament von Bordeaux gekauft, später hat ein Onkel den Posten inne, den der junge Montesquieu einmal übernehmen soll. Folglich studiert er Jura und wird 1714 Gerichtsrat, zwei Jahre später Gerichtspräsident. Große Freude scheint ihm dieses Amt nicht zu machen, denn 1726 verkauft er es wieder und lebt fortan abwechselnd auf dem Familiensitz La Brède und in Paris. Noch als Gerichtspräsident verfasst er nebenbei philosophische und staatstheoretische Schriften und den Briefroman Lettres persanes (Persische Briefe, 1721). 1728 wird Montesquieu in die Académie française aufgenommen. Im selben Jahr beginnt er eine lange Europareise, obwohl er inzwischen verheiratet ist und drei Kinder hat. Die Familie bleibt in Frankreich zurück, Montesquieu reist drei Jahre lang durch verschiedene europäische Staaten und tritt 1730 in London den Freimaurern bei. Ab 1731 lebt er wieder überwiegend in La Brède und verfasst staatstheoretische Schriften, in denen er indirekt Kritik am Absolutismus übt. Sein Hauptwerk De l’esprit des lois (Vom Geist der Gesetze) erscheint 1748. Darin führt Montesquieu das Prinzip der Gewaltenteilung ein, also der Trennung von Gesetzgebung, Rechtsprechung und Regierung, das heute die Grundlage aller demokratischen Staaten ist. Das Werk stößt auf so viel Widerstand, dass er sich genötigt sieht, es in einer weiteren Schrift zu verteidigen; trotzdem wird es 1751 verboten. Montesquieu stirbt am 10. Februar 1755 in Paris.


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