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Vom Gottesstaat
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Vom Gottesstaat

Hippo Regius, 426 n. Chr.
Diese Ausgabe: dtv, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Religion
  • Spätantike

Worum es geht

Die Gemeinschaft der Gläubigen

Ein Mammutwerk der christlichen Theologie: Auf weit über 1000 Seiten beschreibt Kirchenvater Augustinus die Entwicklung des „göttlichen“ Staates im Vergleich zum „irdischen“. Ausgangspunkt ist der Vorwurf, das Christentum treffe eine entscheidende Mitschuld am Untergang des Römischen Reichs. Augustinus streitet dies vehement ab und stellt die These auf, Rom – mitsamt seinem heidnischen Götterkult, seiner Verrohung der Sitten und seiner Abkehr von einstigen Werten – sei selbst schuld am eigenen Verfall und das Christentum vielmehr die eigentliche Rettung. Immer wieder kritisiert er heidnische Kulte und Bräuche aufs Schärfste, um im Gegenzug die Überlegenheit des Christentums herauszustellen. Die Gemeinschaft der wahrhaft Gläubigen, den „Gottesstaat“, trennt er von der Gesamtheit des irdischen Lebens. Für jeden Menschen, so Augustinus, ist es nicht nur erstrebenswert, am Gottesstaat teilzuhaben, sondern auch möglich – wenn er den Weg des rechten Glaubens beschreitet. Alles in allem eine herausfordernde Lektüre, die einem interessante Einblicke in die Frühzeit des christlichen Denkens beschert.

Zusammenfassung

Wer ist schuld am Untergang des Römischen Reichs?

Der Untergang Roms, diese gewaltige Umwälzung, ist der historische Hintergrund, vor dem sich der wahre vom unwahren Glauben unterscheidet. Die Gegner der christlichen Religion behaupten, das Christentum sei schuld am sittlichen Verfall und Untergang Roms. Eine Vielzahl von Beispielen aus der Geschichte aber widerlegt diese These. In Wahrheit sind es die Römer selbst, die ihren Untergang herbeigeführt haben – denn im Gegensatz zu den Christen beten sie die falschen Götter an. Falsch sind ihre Götter nicht zuletzt deswegen, weil sie offensichtlich machtlos sind. Diese Ohnmacht lässt sich an etlichen Beispielen der antiken Geschichte ablesen. Hinzu kommt, dass sie sich ihren Anhängern gegenüber häufig ungerecht und illoyal verhalten. Sie halten keine Belohnungen für im Leben errungene Verdienste bereit und bestrafen menschliche Schandtaten nach Gutdünken. Dass die Römer ein Weltreich aufgebaut haben, ist in diesem Zusammenhang kein Widerspruch. Die Tatsache römischer Herrschaft ist weder ein Beweis dafür, dass die Götter den Römern wohlgesinnt sind, noch dass diese die richtigen Götter anbeten.

Der Schwindel der römischen...

Über den Autor

Augustinus zählt neben Ambrosius, Hieronymus und Gregor zu den vier lateinischen Kirchenlehrern. Geboren wird er am 13. November 354 n. Chr. in Thagaste in Nordafrika. Sein Geburtsort liegt in der numidischen Provinz des Römischen Reichs, im heutigen Algerien. Die religiösen Umbrüche jener Zeit prägen auch sein Leben: Die Mutter ist überzeugte Christin, der Vater lässt sich erst kurz vor seinem Tod taufen. Als Kind erlebt Augustinus die kurzzeitige Rückkehr zu den alten römischen Gottheiten unter Kaiser Julian Apostata. Trotz finanzieller Schwierigkeiten ermöglichen ihm seine Eltern, dem antiken Bildungsideal entsprechend, ein Studium der Rhetorik. Anschließend wirkt Augustinus als Professor für Rhetorik, zuerst in Karthago, später in Rom und ab 384 in Mailand. Nach der Bekehrung zum Christentum im Jahr 386 findet seine Taufe zu Ostern 387 statt. Anschließend lebt er mit Freunden in einer Art klösterlicher Gemeinschaft, ehe er 391 zum Priester geweiht wird und um das Jahr 396 das Amt des Bischofs von Hippo Regius übernimmt, einer Stadt in Nordafrika. Religiöse Konflikte mit Anhängern verschiedener christlicher Lehren schwächen und bedrohen seine Gemeinde und fordern ihn immer wieder zu Auseinandersetzungen heraus. In dieser Zeit wandelt sich seine anfangs recht tolerante Haltung immer mehr in Strenge und Unerbittlichkeit gegenüber Andersdenkenden, sodass er schließlich sogar eine enge Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat propagiert und mithilfe der Staatsgewalt seine Gegner zu unterdrücken versucht. Am 28. August 430 stirbt er in Hippo Regius. Augustinus ist Autor zahlreicher Werke. Überliefert sind rund 500 Predigten, mehr als 200 Briefe und über 100 Schriften, von denen einige recht umfangreich sind. Neben den Bekenntnissen (Confessiones, 400 n. Chr.) zählen Vom Gottesstaat (De civitate Dei, 413–426 n. Chr.) und Über die Dreifaltigkeit (De trinitate, 399–419 n. Chr.) zu seinen wichtigsten Werken. Augustinus wird im Katholizismus als Heiliger verehrt. Seine Gebeine sind noch heute in der Kirche San Pietro in Ciel d’Oro im italienischen Pavia aufgebahrt.


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