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Vom Menschen
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Vom Menschen

Dublin, London, 1733/34
Diese Ausgabe: Meiner, 1997 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Lehrgedicht
  • Klassizismus

Worum es geht

Die Vollkommenheit des Universums

„Whatever is, is right“ – die berühmte Formel, die im 18. Jahrhundert in ganz Europa populär wurde, entstammt Alexander Popes Lehrgedicht Vom Menschen, einer leidenschaftlichen Rechtfertigung der göttlichen Schöpfung. Die Frage, wie ein guter, allmächtiger Gott das Leiden in der Welt zulassen könne, wurde im beginnenden Zeitalter der Vernunft heiß diskutiert. In dem an antiken Vorbildern geschulten Werk wiederholt der englische Dichter und gläubige Katholik das klassische Theodizee-Argument: Die Mangelhaftigkeit im Detail werde durch die Großartigkeit und Harmonie des ganzen Systems kompensiert, das der Mensch aufgrund seiner beschränkten Perspektive nicht erkennen könne. Statt sich also zu beklagen, solle er seine Begrenztheit akzeptieren und das Übel als Beitrag zur Vollkommenheit des Ganzen hinnehmen. Popes poetischer Versuch, angesichts zunehmender Rationalisierung den Glauben an einen gerechten Gott zu verteidigen, stieß auf ein geteiltes Echo. Die einen feierten den lyrischen Essay als literarisches Meisterwerk, andere warfen Pope blanken Zynismus vor. An argumentativer Stringenz mag es dem Werk mangeln, seine sprachliche Kraft indes ist unbestritten.

Zusammenfassung

Die Beschränktheit des menschlichen Verstands

Wir leben nur einmal und wir sollten diese Zeit dazu nutzen, uns die Welt und die Natur, die uns umgibt, genau anzusehen, sie ehrlich zu erforschen. Die Schöpfung erscheint uns als ein Irrgarten, und doch steckt dahinter ein göttlicher Plan, den es vor den Menschen zu rechtfertigen gilt. Wir können über Gott und die Menschen nur von unserem beschränkten Blickwinkel aus und nach unserem eigenen Wissensstand urteilen. Das Universum setzt sich indes aus verschiedenen Welten und Sonnensystemen zusammen, die ineinander übergehen und aufs Schönste stufenartig miteinander verbunden sind. Sie bleiben für den menschlichen Verstand jedoch letztlich undurchschaubar.

Wir sollten nicht über die Unvollkommenheit des Menschen jammern. Wer darüber nachdenkt, warum der Mensch so schwach und klein ist, sollte sich erst einmal fragen, wieso er nicht noch schwächer und kleiner ist. In unserer Welt, die nach Maßgabe der Vernunft geplant ist und alle anderen Welten an Weisheit übertrifft, hat der Mensch seinen richtigen, angemessenen Platz. Nur scheinbar hat er die Herrschaft inne. Tatsächlich handelt er nach Vorgabe einer unbekannten, fremden...

Über den Autor

Alexander Pope wird am 21. Mai 1688 in London als Sohn eines Wäschehändlers geboren. Da er als Katholik aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zum Schutz des anglikanischen Glaubens auf keine reguläre Schule gehen darf, wird er zunächst zu Hause unterrichtet und besucht später mehrere geduldete katholische Schulen. Um 1700 zieht seine Familie nach Binfield, wo er intensiv lateinische und griechische Autoren studiert. Pope knüpft erste Kontakte zur Londoner Literaturszene und veröffentlicht auch erstmals selbst Gedichte. 1711 kehrt Pope, der infolge einer Tuberkuloseinfektion an einer Verkrümmung des Rückgrats leidet und kaum eine Körpergröße von 1,40 Meter erreicht, nach London zurück. Mit seinem Essay on Criticism (1711) und dem satirischen Gedicht The Rape of the Lock (Der Lockenraub, 1712) gelingt ihm der literarische Durchbruch. Pope tritt der Partei der Tories bei und wird Mitglied im „Scriblerus Club“, einem Autorenzirkel, dem auch Jonathan Swift angehört. Trotz eigener Erfahrungen der Ausgrenzung nimmt Pope stets eine tolerante Haltung ein und pflegt Freundschaften mit oppositionellen Whigs und protestantischen Geistlichen. Ab 1715 übersetzt er auf Anregung des befreundeten Schriftstellers Joseph Addison Homers Ilias ins Englische, was ihm neben viel Anerkennung und Ruhm auch finanzielle Sorglosigkeit beschert. Nach dem Tod des Vaters zieht er mit der Mutter nach Twickenham, wo er als Landschaftsarchitekt einen künstlichen Garten samt romantischer Grotte gestaltet. Hier pflegt er auch eine intensive Freundschaft zu Martha Blount, der er nach seinem Tod seinen gesamten Besitz hinterlassen wird. 1728 veröffentlicht er anonym das Spottgedicht The Dunciad, das voller scharfer Angriffe auf seine Autorenkollegen ist und mit dem er sich in der Kulturszene viele Feinde macht. Zusammen mit seinem Freund Swift tritt er Ende der 1720er-Jahre einer Freimaurerloge bei. Nach 1738 schreibt Pope, der zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, kaum noch. Er stirbt am 30. Mai 1744 in Twickenham.


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