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Wahrheit und Methode
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Wahrheit und Methode

Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik

Tübingen, 1960
Diese Ausgabe: Mohr Siebeck, 1990 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Von den Wurzeln des Verstehens

Die Geschwindigkeit, mit der Hans-Georg Gadamers Wahrheit und Methode nach seiner Veröffentlichung 1960 zum Standardwerk avancierte, zeigt, wie groß zu diesem Zeitpunkt in philosophischen Kreisen das Bedürfnis war, die Grundzüge der Hermeneutik umfassend darzustellen. Gadamers sorgfältige Nachzeichnung der Entwicklung der Hermeneutik von ihren Wurzeln bei Aristoteles bis hin zu Martin Heidegger legte ein Fundament, auf das sich die nachfolgenden Forscher (u. a. Jürgen Habermas) unmittelbar bezogen und weiterhin beziehen. Mit der gleichen Gründlichkeit ordnet Gadamer in Wahrheit und Methode wesentliche hermeneutische Grundbegriffe wie Verstehen, Bildung, Erlebnis oder Erfahrung. Das Werk ist keine leichte Lektüre und setzt sehr viel geisteswissenschaftliches Vorwissen voraus, ist aber nach wie vor ein Meilenstein der deutschen Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Zusammenfassung

Bildung und Geschmack

Im 19. Jahrhundert wurden die Geisteswissenschaften als Analogie zu den Naturwissenschaften verstanden. Nach der Theorie, die der Philosoph John Stuart Mill in seinem System der deduktiven und induktiven Logik entwickelt, sind die Geisteswissenschaften als Erfahrungswissenschaften der induktiven Logik (die von Einzelfällen ausgeht und zu allgemeinen Regeln gelangt) ebenso verpflichtet wie die Naturwissenschaften. Dass sich die Geisteswissenschaften in ihrem Selbstverständnis den Naturwissenschaften keinesfalls unterlegen fühlen, liegt insbesondere an ihrem Anspruch, die eigentlichen „Sachwalter des Humanismus“ zu sein. Hierbei spielt der Begriff der Bildung eine übergeordnete Rolle. Bildung ist, wie bereits Hegel erkannt hat, die Voraussetzung des Philosophierens überhaupt. Eng verbunden mit dem Bildungsbegriff sind Bezeichnungen wie „Gedächtnis“ oder „Takt“ im Sinne von Feingefühl. Für beides ist Bildung eine fundamentale Voraussetzung. Der Begriff der Bildung hat sogar den Charakter eines Sinns, und zwar eines allgemeinen und gemeinschaftlichen Sinns, der über die beschränkten natürlichen Sinne (Gesichtssinn usw.) hinausgeht.

Wichtig...

Über den Autor

Hans-Georg Gadamer wird am 11. Februar 1900 in Marburg geboren. Sein Vater, der von Beruf Chemiker ist und als Professor an die Universität Breslau berufen wird, sieht für seinen Sohn ebenfalls eine Laufbahn im naturwissenschaftlichen Bereich vor, doch dieser wehrt sich dagegen und beginnt stattdessen ein Philosophiestudium in Breslau. Kurz darauf wechselt er nach Marburg und promoviert 1922 bei den Neukantianern Paul Natorp und Nicolai Hartmann über Platon. Danach besucht er Vorlesungen von Edmund Husserl und Martin Heidegger in Freiburg; vor allem letztere lösen eine starke Erschütterung in seinem Denken aus. Nicht zuletzt, um sich von dem übermächtigen Heidegger abzusetzen, nimmt Gadamer auch noch das Studium der Philologie auf, das er 1927 mit dem Staatsexamen abschließt. 1929 habilitiert er bei Heidegger und Paul Friedländer und lässt sich anschließend als Privatdozent in Marburg nieder, wo er den größten Teil der 30er Jahre verbringt. In dieser Zeit veröffentlicht er das Werk Plato und die Dichter, in dem er sich u. a. von der herrschenden Nazi-Ideologie abgrenzt. Nach Kriegsende wird er zum Dekan, 1947 zum Rektor der Leipziger Universität berufen, wechselt aber bereit kurz darauf nach Frankfurt am Main und schließlich als Nachfolger von Karl Jaspers nach Heidelberg – eine Position, die er bis 1968 und darüber hinaus als emeritierter Professor bis zum seinem Tod innehaben wird. 1960 erscheint Gadamers Hauptwerk Wahrheit und Methode, in dem er die Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik darlegt. Einem breiteren Publikum wird er durch seine Debatten mit Jürgen Habermas Ende der 60er Jahre bekannt. Hans-Georg Gadamer stirbt am 13. März 2002 im Alter von 102 Jahren in Heidelberg.


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