Wahrheit und Methode
Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik
- Philosophie
- Moderne
Worum es geht
Von den Wurzeln des Verstehens
Die Geschwindigkeit, mit der Hans-Georg Gadamers Wahrheit und Methode nach seiner Veröffentlichung 1960 zum Standardwerk avancierte, zeigt, wie groß zu diesem Zeitpunkt in philosophischen Kreisen das Bedürfnis war, die Grundzüge der Hermeneutik umfassend darzustellen. Gadamers sorgfältige Nachzeichnung der Entwicklung der Hermeneutik von ihren Wurzeln bei Aristoteles bis hin zu Martin Heidegger legte ein Fundament, auf das sich die nachfolgenden Forscher (u. a. Jürgen Habermas) unmittelbar bezogen und weiterhin beziehen. Mit der gleichen Gründlichkeit ordnet Gadamer in Wahrheit und Methode wesentliche hermeneutische Grundbegriffe wie Verstehen, Bildung, Erlebnis oder Erfahrung. Das Werk ist keine leichte Lektüre und setzt sehr viel geisteswissenschaftliches Vorwissen voraus, ist aber nach wie vor ein Meilenstein der deutschen Philosophie des 20. Jahrhunderts.
Zusammenfassung
Über den Autor
Hans-Georg Gadamer wird am 11. Februar 1900 in Marburg geboren. Sein Vater, der von Beruf Chemiker ist und als Professor an die Universität Breslau berufen wird, sieht für seinen Sohn ebenfalls eine Laufbahn im naturwissenschaftlichen Bereich vor, doch dieser wehrt sich dagegen und beginnt stattdessen ein Philosophiestudium in Breslau. Kurz darauf wechselt er nach Marburg und promoviert 1922 bei den Neukantianern Paul Natorp und Nicolai Hartmann über Platon. Danach besucht er Vorlesungen von Edmund Husserl und Martin Heidegger in Freiburg; vor allem letztere lösen eine starke Erschütterung in seinem Denken aus. Nicht zuletzt, um sich von dem übermächtigen Heidegger abzusetzen, nimmt Gadamer auch noch das Studium der Philologie auf, das er 1927 mit dem Staatsexamen abschließt. 1929 habilitiert er bei Heidegger und Paul Friedländer und lässt sich anschließend als Privatdozent in Marburg nieder, wo er den größten Teil der 30er Jahre verbringt. In dieser Zeit veröffentlicht er das Werk Plato und die Dichter, in dem er sich u. a. von der herrschenden Nazi-Ideologie abgrenzt. Nach Kriegsende wird er zum Dekan, 1947 zum Rektor der Leipziger Universität berufen, wechselt aber bereit kurz darauf nach Frankfurt am Main und schließlich als Nachfolger von Karl Jaspers nach Heidelberg – eine Position, die er bis 1968 und darüber hinaus als emeritierter Professor bis zum seinem Tod innehaben wird. 1960 erscheint Gadamers Hauptwerk Wahrheit und Methode, in dem er die Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik darlegt. Einem breiteren Publikum wird er durch seine Debatten mit Jürgen Habermas Ende der 60er Jahre bekannt. Hans-Georg Gadamer stirbt am 13. März 2002 im Alter von 102 Jahren in Heidelberg.
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