Erst kommt das Fressen, dann die Moral, und im Geschäftsleben geht es eh nur um den Profit? Tatsache ist: Immer mehr Kunden und Mitarbeitende pochen auf die Einhaltung ethischer Standards. Nur schon deshalb zahlt sich moralisch integres Verhalten im Unternehmen aus. Wie aber soll man konkret reagieren, wenn man auf Missstände stößt? Die businesserfahrene Juristin Anahita Thoms erläutert, wie man mit dem richtigen moralischen Kompass auch auf heiklen Gratwanderungen trittsicher bleibt.
Führung nach ethischen Prinzipien ist auch wirtschaftlich sinnvoll.
Business bedeutet Stress: Enge Fristen, ambitionierte Zielvorgaben und harte Konkurrenz sind an der Tagesordnung und sorgen dafür, dass viele Mitarbeitende ständig unter Druck stehen. Je höher der Druck, desto mehr rücken ethische Standards in den Hintergrund. Oder, wie es Bertolt Brecht formulierte: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“
Hinzu kommt, dass moralische Bedenken nicht das populärste Thema sind. Wer beschäftigt sich schon gern mit Ausbeutung und Ungerechtigkeit? Wer will schon wissen, dass das schöne neue T-Shirt mit Kinderarbeit entstanden ist? Es gibt unterdessen sogar ein Onlinetool, mit dem man ausrechnen kann, wie viele Sklaven man indirekt beschäftigt, wenn man sein Geld für Produkte und Dienstleistungen ausgibt, die ethisch fragwürdig sind. Angesicht unangenehmer Wahrheiten drückt man lieber ein Auge zu und beschäftigt sich schnell mit etwas anderem – sowohl als Konsumentin wie auch als Arbeitnehmer, Managerin oder Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit.
Wer trotz dieser erschwerenden Umstände auf moralisches Verhalten bei...
Anahita Thoms ist Juristin und Partnerin bei der Kanzlei Baker McKenzie. Sie beschäftigt sich seit Längerem mit ethischem Verhalten im Businesskontext. Antonia Götsch ist Chefredakteurin beim Harvard Business Manager, Astrid Maier ist Chefredakteurin bei Xing. Zusammen hosten sie den Podcast Team A.
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