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Was vom Tage übrig blieb
Buch

Was vom Tage übrig blieb

London, 1989
Diese Ausgabe: Heyne, 2016 Mehr

Literatur­klassiker

  • Liebesroman
  • Postmoderne

Worum es geht

Roadtrip und berührende Lebensreise

Stevens, ein pflichtbewusster, emotionsloser Butler, dessen Vorname nie genannt wird, macht sich auf eine Autofahrt, die zur Lebensreise wird. Er gesteht sich kaum ein, dass er unterwegs ist, um eine verlorene Liebe wiederzugewinnen, und seine Gedanken verlieren sich in ausschweifenden Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit der Haushälterin Miss Kenton und die geschichtsträchtigen Ereignisse unter dem Dach seines Dienstherrn, der Kontakte zu den Nationalsozialisten knüpfte. So entsteht die Geschichte eines einfachen Mannes in der komplizierten Welt der englischen Oberschicht, das Porträt einer unsicheren Seele in der schützenden und zugleich abschirmenden Hülle kompromissloser Professionalität. Nach sechs Tagen steht Stevens am Ende der Reise am Meer – und vor den Trümmern seiner Existenz. Die Liebe ist auf immer verloren, und er muss sich eingestehen, dass seine exzellente Lebensleistung dadurch ihre Größe einbüßt, dass er sie im Dienst des falschen Herrn erbracht hat. Während Gott am siebten Tage ruhte, rafft sich Stevens noch einmal auf. Er lässt die Vergangenheit hinter sich und will das Beste machen aus dem, was vom Tage übrig bleibt.

Zusammenfassung

Eine Reise in die Vergangenheit

Stevens, Butler in Darlington Hall, bricht im Sommer 1956 zu einer Reise nach Cornwall auf, wo die langjährige Haushälterin Miss Kenton – seit ihrer Heirat Mrs. Benn – lebt. Aus ihrem letzten Brief glaubt er, herauszulesen, dass ihre Ehe gescheitert ist und sie gern nach Darlington Hall zurückkehren würde. Ihm käme das zupass: In jüngster Zeit unterlaufen ihm immer wieder Fehler, die er auf den Personalnotstand im Haus zurückführt. Im Auto seines neuen Dienstherrn, des Amerikaners Farraday, der das Anwesen samt Butler nach dem Tod von Lord Darlington gekauft hat, fährt Stevens über Land und denkt über die Größe der englischen Landschaft nach. Auch was Größe und Würde eines Butlers ausmacht, beschäftigt ihn. Seiner Meinung nach ist dies die Fähigkeit, unter keinen Umständen aus seiner beruflichen Rolle zu fallen: Ein großer Butler lebt in seiner professionellen Identität und legt sie, wie seine Kleidung, nur ab, wenn er völlig allein ist.

Der Triumph der Professionalität um jeden Preis

Als Beleg für Größe denkt Stevens an eine große internationale...

Über den Autor

Kazuo Ishiguro kommt am 8. November 1954 in Nagasaki (Japan) zur Welt. Die Familie, zu der auch zwei Schwestern gehören, zieht nach England, als er fünf Jahre alt ist, und bis ins Erwachsenenalter reist er nicht mehr nach Japan. Er studiert Englisch, Philosophie und kreatives Schreiben und arbeitet ab dem Erscheinen seines ersten Romans Damals in Nagasaki (A Pale View of Hills, 1982) als freier Schriftsteller. In einer japanischen Familie in England aufgewachsen zu sein, gibt seinem Schreiben eine besondere Perspektive auf die Welt, und wie das erste Buch spielt auch Der Maler der fließenden Welt (An Artist of the Floating World, 1986) in einem imaginären Japan. Mit Was vom Tage übrig blieb (The Remains of the Day, 1989) wechselt Ishiguro zum Schauplatz England, bleibt jedoch seinen Themen Erinnerung und Lebenslüge treu. Seither gilt er als einer der wichtigsten lebenden englischsprachigen Autoren. Bereits in seinen frühen Werken kommt eine sprachliche Zurückhaltung zum Tragen, die in Kontrast zur Dramatik der geschilderten Ereignisse steht. Der nächste Roman Alles, was wir geben mussten (Never Let Me Go, 2005) ist düstere Science-Fiction und wird vom Time Magazine zum besten Buch des Jahres gekürt. Hier spielt Musik eine große Rolle, wie auch in der Novellensammlung Bei Anbruch der Nacht (Nocturnes: Five Stories of Music and Nightfall, 2009). Nicht von ungefähr: Ishiguro ist ein guter Gitarrist und komponiert, daneben arbeitet er für Film und Fernsehen. Er ist seit 1986 mit der Sozialarbeiterin Lorna MacDougall verheiratet und lebt mit der gemeinsamen Tochter Naomi in London. 2015 erscheint sein jüngster Roman Der begrabene Riese (The Buried Giant). 2017 erhält Ishiguro, der auch den Orden des Britischen Empires trägt und den Royal Societies für Kunst und Literatur angehört, den Nobelpreis für Literatur.


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