Das Buch ist eine Chronologie der Ereignisse vor, während und nach dem Ausbruch der Coronapandemie. Aufschlussreich sind besonders die Ausführungen zum Echo der Finanzmärkte und den globalen geldpolitischen Maßnahmen. Mit gründlichen Rückblenden in die nahe Vergangenheit entfaltet der Wirtschaftshistoriker Tooze die wichtigsten Aspekte der Pandemie, darunter auch solche, die bislang wenig Beachtung gefunden haben. Dabei hält er sich mit Bewertungen etwa von Fehlern oder Ungerechtigkeiten im Zuge der globalen Pandemiebewältigung nicht zurück, bleibt jedoch durchweg wohltuend sachlich.
In einer Welt, in der Infektionskrankheiten kontrollierbar schienen, wurde das Virus Sars-CoV-2 zunächst nicht ernst genommen.
Eine der bedeutendsten Errungenschaften nach 1945 war das Ausmerzen epidemischer Infektionskrankheiten. Verblieben war nur die hochansteckende Influenza. Die allerdings war nicht besonders tödlich. Ab den 1970er-Jahren kamen neue Infektionskrankheiten auf wie Ebola, Aids, später Sars und die Vogelgrippe. Die Bedrohung durch Viren nahm weltweit wieder zu.
Corona war keine Überraschung. Experten wussten um die Möglichkeit einer solchen Pandemie und hatten Pläne für den Ernstfall geschmiedet. Doch Vorbereitungen fanden nicht statt; Katastrophenübungen wären in der Welt nach dem Kalten Krieg auch nicht gut angekommen. Zudem hatte die WHO sich vorwerfen lassen müssen, bei der Schweinegrippe 2009 verfrüht gehandelt zu haben. Entsprechend vorsichtig war man 2014 bei Ebola.
Als die Coronapandemie ausbrach, traten zwei Brennpunkte des Pandemiemanagements hervor: erstens die Krankenhäuser, speziell die Intensivstationen, und zweitens Orte, an denen Menschen aufeinandertreffen – etwa Restaurants, Einkaufszentren, Büros, Sportstadien oder Verkehrsmittel...
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