Viele Sachbücher glänzen durch gründliche Problemanalyse, geben aber kaum Hinweise zur Lösung. Carlo Masala hingegen beschränkt sich nicht darauf, die aktuellen Schwierigkeiten in der internationalen Sicherheitslage zu beschreiben. Vielmehr leitet er sachkundig und in klaren Worten konkrete Handlungsoptionen für die deutsche Außen- und Verteidigungspolitik ab, die überfällig scheinen. Sein Aufruf an die Politik, in der Welt eine realistischere, interessengeleitete Rolle zu spielen, eröffnet vielversprechendere Perspektiven als die gegenwärtige Haltung moralischer Überlegenheit.
Die internationale Ordnung ist nach dem Ende des Kalten Kriegs instabil geworden.
Nach dem Kalten Krieg hat sich die bipolare Weltordnung aufgelöst. Die Sowjetunion verlor die Macht über ihre Verbündeten, während die USA als einzige Supermacht übrig blieben. Die Erwartung, dass sich alle Länder mangels Alternative hinter den USA versammeln und in freiheitliche Marktwirtschaften verwandeln, hat sich nicht erfüllt. Die USA bleiben zwar dominant, verlieren aber an Einfluss und an Vorbildcharakter.
Die resultierende Konstellation ist historisch einzigartig. Zusammen mit Entwicklungen wie der Digitalisierung, Migration und dem Zerfall historisch überlebter Staaten ist ein instabiler Zustand entstanden. Dieser wird im 21. Jahrhundert der Normalfall bleiben. Eine Rückkehr zu einer bipolaren Welt stabiler Mächteblöcke ist ebenso wenig zu erwarten wie eine Stärkung internationaler Organisationen.
Versuche der EU und der USA, ihre Werte und Demokratie zu exportieren, sind vielfach gescheitert.
Europa nahm ebenso wie die USA an, dass eine Welt nach westlichem Muster wünschenswert sei. Viele Länder sehen das anders. Unter westlichen...
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