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Wendekreis des Krebses
Buch

Wendekreis des Krebses

Paris, 1934
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1994 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Tagebuch
  • Moderne

Worum es geht

Lust aufs ungezügelte Leben

Als Henry Miller 1930 in Paris ankam, war er als Schriftsteller eigentlich gescheitert: Für keinen seiner Romane hatte er bis dahin einen Verlag gefunden. Er war überzeugt davon, dass es nichts mehr zu verlieren gab, und ließ alle literarischen Konventionen hinter sich. Das Ergebnis ist Wendekreis des Krebses, eines der skandalträchtigsten und zugleich einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. In Form eines autobiographischen Tagebuchromans hält Miller sein leidenschaftliches Plädoyer für die ungezügelte Lebenslust. Immer auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit, einer willigen Frau oder einfach dem nächsten Glücksmoment stürmt der Schriftsteller durch das Künstlerviertel Montparnasse. Er schläft bei Freunden, auf Parkbänken oder in leeren Kinos, er arbeitet als Korrektor für eine Zeitung, als Hilfslehrer an einem Gymnasium oder als Werbetexter für den Bordellbetrieb. Insbesondere sprachlich mutete die ungebremste Lebensfreude Millers seinen Zeitgenossen viel zu. Wegen der eindeutigen obszönen Passagen blieb der Import des Romans in die USA bis in die 1960er Jahre untersagt. Noch heute fasziniert die Kraft des Buches, die letztendlich auch gegen jede spießige Gerichtsbarkeit obsiegte: Die amerikanischen Zensurgesetze wurden geändert, Miller wurde zu einem der meistgelesenen Autoren der 1960er Jahre.

Zusammenfassung

Leben und Schreiben als Boheme

Schreibend sitzt der amerikanische Schriftsteller Henry Miller da. Er verkündet sein literarisches Konzept, das darin besteht, das wahre Leben mit aller Leidenschaft einzufangen. Er möchte sich beim Schreiben nicht korrigieren, der Text soll niemals überarbeitet werden, alle formalen Schranken der traditionellen Literatur sollen durchbrochen, das Individuelle soll gefeiert werden. Miller lebt seit zwei Jahren in Paris. Da er keiner geregelten Arbeit nachgeht, besitzt er kaum genug Geld, um sich zu ernähren.

Sein Freundeskreis besteht zumeist aus ebenfalls abgebrannten amerikanischen Exilanten, die den Künstlerstadtteil Montparnasse bevölkern: Männer, die sich als Musiker oder Schriftsteller versuchen, von Miller aufgrund ihrer fehlenden Leidenschaft aber belächelt werden; Frauen, mit denen er samt und sonders bereits im Bett gewesen zu sein scheint. Beim Gedanken an Tania und Irène hebt er zu einem erregten Gesang auf das weibliche Geschlecht an. Unterbrochen wird sein Schreibfluss von seinem Mitbewohner Boris. Die Wohnung soll an jemand anders vermietet werden; das Ehepaar Wren ist interessiert und wird durch die Räume geführt. Boris...

Über den Autor

Henry Miller wird am 26. Dezember 1891 als Sohn eines deutschen Auswanderers, der in New York als Herrenschneider arbeitet, geboren. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel ist sein Bildungsweg eher kurz: Direkt nach der High School beginnt er als Buchhalter bei einem Zementhersteller. Dessen ungeachtet träumt er früh von der Schriftstellerei; er möchte dazugehören zu den intellektuellen Künstlerkreisen seiner Zeit. Miller bereist die USA, heiratet die Pianistin Beatrice Sylvas Wickens und schreibt 1922 - inzwischen Personalchef bei Western Union - seinen ersten Roman Gestutzte Flügel, der unveröffentlicht blieb. 1923 lernt er June Edith Mansfield kennen, auf deren Drängen er seine Stelle bei der Western Union und seine Ehe mit Beatrice aufgibt. June und Henry heiraten, sie sieht sich als seine Muse und finanziert ihm das Künstlerleben, indem sie seine Prosaminiaturen an ihre Verehrer verkauft. Miller kommt endlich in den Genuss des ersehnten Bohemelebens und schreibt den Roman Moloch, findet jedoch abermals keinen Verleger. Die Ehe kriselt, und June schickt ihn allein nach Paris, wo er von Heimweh geplagt und in großer Armut lebt, bis er 1931, inzwischen 40-jährig, Anaïs Nin kennen lernt. Er beginnt mit der Niederschrift des autobiographischen Romans Wendekreis des Krebses. Die Ehe mit June zerbricht. In den folgenden Jahren veröffentlicht Miller zahlreiche Romane, darunter Wendekreis des Steinbocks (1939), eine Art New Yorker Gegenstück zum Wendekreis des Krebses, Sexus (1949) und Stille Tage in Clichy (1956). Zurück in den USA lebt er an der Pazifikküste weiterhin in ärmlichen Verhältnissen. Erst mit der Veröffentlichung von Wendekreis des Krebses in den USA wird Miller schlagartig reich. Ab 1962 lebt er in Pacific Palisades bei Los Angeles, wo er am 7. Juni 1980 im Alter von 88 Jahren stirbt.


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