- Lehrgedicht
- Griechische Antike
Worum es geht
„Bete und arbeite“ auf Griechisch
Im späten achten bzw. frühen siebten Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben, zeugt Hesiods Werke und Tage von der Sehnsucht eines Intellektuellen, etwas Praxisrelevantes zu schaffen. Frei von Selbstkritik unterrichtet Hesiod in seinem Lehrgedicht seinen Bruder Perses, den er „Erznarr“ nennt und als Erbbetrüger brandmarkt, in den wirklich relevanten Dingen des Lebens. Wer hat noch mal das Böse im Menschen erfunden? Wie baut man sich einen Pflug? An welchem Wochentag werden eigentlich die intelligenten Kinder geboren? Und an welchem lohnt der Umtrunk besonders? Hesiod weiß Rat, und er geizt nicht damit. Er setzt bei den Göttern und deren Einfluss an, um wie selbstverständlich überzuleiten zu den menschlichen und allzu menschlichen Aspekten des Lebens. Obwohl sich Hesiod an seinen Bruder richtet, behandelt er die Themen nicht als Privatsache. Ganz im Gegenteil: Die Mahnungen und Empfehlungen sind zeitenthobene Handlungsanweisungen mit großer Durchschlagskraft – bis heute. Die Lektüre wirkt verblüffend aktuell; mit jeder Zeile verringert sich die gewaltige zeitliche Distanz zwischen dem Werk und dem heutigen Leser.
Zusammenfassung
Über den Autor
Über Hesiod (griechisch Hesiodos) ist nicht viel bekannt. Man weiß, dass er etwa um das Jahr 700 v. Chr. gelebt haben muss; seine genauen Lebensdaten aber liegen im Dunkeln. Immerhin ist er der erste Dichter der Antike, über dessen Biografie man überhaupt etwas weiß. Um seine Person ranken sich einige Legenden; die einzigen einigermaßen sicheren Informationen stammen jedoch aus seinen eigenen Werken, den Gedichten Theogonie und Werke und Tage. Nach Hesiods Angaben stammt sein Vater, ein mittelmäßig erfolgreicher Händler, aus Kyme in Kleinasien. Er lässt sich in Böotien nieder, in dem Dorf Askra am Berg Helikon, kauft sich ein kleines Stück Land und lebt fortan als Bauer und Viehzüchter. Hier kommen Hesiod und sein Bruder Perses zur Welt. Wie sein Vater lebt auch Hesiod als Landwirt und weidet seine Tiere am Helikon, wo sich ein Heiligtum für die Musen befindet. Ob ihm dort tatsächlich eines Tages die Musen selbst erscheinen, wie er es in der Theogonie erzählt, oder ob er einfach nur des Öfteren die Gedichte hört, die im Musenheiligtum am Helikon vorgetragen werden, und dadurch Gefallen an dieser Kunst findet – fest steht jedenfalls, dass der Bauer Hesiod eines Tages selbst zu dichten beginnt, als Autodidakt. Vermutlich lebt er weiterhin als Bauer, obschon er mit seinen Versen Erfolg hat: Er gewinnt einen Dichterwettstreit und widmet den Preis den Musen vom Helikon. Neben der Theogonie ist Werke und Tage der einzige überlieferte Text, der noch mit einiger Sicherheit Hesiod zugeschrieben werden kann. Hesiod verfasst ihn, als sich sein Bruder Perses mit ihm um das Erbe des Vaters streitet und deswegen sogar vor Gericht zieht. In Werke und Tage schildert Hesiod seine Herkunft, beschreibt das Leben eines Bauern und ermahnt seinen Bruder, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen. Einige weitere Texte gibt es, die Hesiod zugeschrieben werden, darunter die Eoien (Frauenkataloge) oder die Melampodie, ein Lied auf den Seher Melampus. Sie sind jedoch nur in Fragmenten erhalten, und die Autorschaft ist nicht gesichert.
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