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Worum es geht
Ein philosophischer Skandal
Paul Feyerabends Wider den Methodenzwang löste bei seinem Erscheinen 1970 in philosophischen Kreisen wahre Schockwellen aus. Da forderte doch ein renommierter Wissenschaftstheoretiker und ehemaliger Schüler des großen Karl Popper ernsthaft, alle Regeln und methodischen Vorgaben in der Wissenschaft aufzugeben und stattdessen dem Slogan „Anything goes“ zu folgen. Jede noch so absurde Idee soll man weiterverfolgen, auch wenn empirische Studien dagegen sprechen. Das Wort eines Laien soll ebenso viel gelten wie das Urteil eines Spezialisten. Forscher sollen so lange Unsinn reden, bis es Sinn ergibt. Klarheit, Präzision, Objektivität – die Lieblingskinder des kritischen Rationalismus – sind bloß ein fauler Zauber. Provokante Thesen, die in der Fachwelt als Skandal empfunden wurden. Trotzdem avancierte das Buch rasch zu einem Klassiker. Zu Recht, denn bei aller Polemik gegen die etablierten Wissenschaften, gegen eitle Forscher, arrogante Nobelpreisträger und autoritätshörige Studenten rührt Feyerabend an die Wurzeln unseres Selbstverständnisses, nämlich an die Bedingungen menschlicher Erkenntnis.
Zusammenfassung
Über den Autor
Paul Feyerabend wird am 13. Januar 1924 in Wien geboren. Im Zweiten Weltkrieg dient er als Offizier in der Reichsarmee und wird in Russland schwer verletzt. Nach seiner Genesung kehrt er nach Wien zurück, wo er trotz seines Faibles für Physik ein Studium der Geschichte und Soziologie aufnimmt. Ende der 40er Jahre lernt er in verschiedenen Gesprächskreisen Bertolt Brecht, Ludwig Wittgenstein und Karl Popper kennen. Er studiert bei Popper an der London School of Economics Philosophie und erhält 1955 eine Stelle an der Universität in Bristol. Nach dem Scheitern seiner zweiten Ehe geht er 1958 nach Berkeley in Kalifornien, wo er ab 1960 als Universitätsassistent arbeitet. Die Begegnung mit jüngeren amerikanischen Philosophen wie Hilary Putnam, John Searle und Thomas S. Kuhn, aber auch mit der Studentenbewegung prägen sein Denken. Er hält Vorlesungen in Kirchen, legt sich wiederholt mit der Universitätsleitung an und genießt in akademischen Kreisen den Ruf eines Enfant terrible. Mit Against Method (Wider den Methodenzwang, 1970) wird er schlagartig berühmt. Doch die kritischen, teilweise aggressiven Reaktionen auf sein Buch wie auch Gesundheits- und Eheprobleme stürzen ihn in eine tiefe Depression. In Zürich, wo Feyerabend ab 1979 an der Technischen Hochschule lehrt, erholt er sich. In seinen letzten Lebensjahren wendet er sich zunehmend vom akademischen Betrieb ab, „um zu lieben und das Leben zu genießen“, wie er selbst sagt. Er heiratet zum vierten Mal und schreibt bis zu seinem Tod an seiner Autobiografie Killing Time (Zeitverschwendung, 1995). Am 11. Februar 1994 stirbt Paul Feyerabend in einer Schweizer Klinik an einem Hirntumor.
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