Silicon-Valley-Unternehmen als parasitäre Wertabschöpfer, der öffentliche Dienst als produktiver Wertschöpfer? Was Mariana Mazzucato vorträgt, ist durchaus provokant. Man muss nicht alle ihre Überzeugungen teilen, schließlich gibt es genügend Beispiele fehlgeleiteter staatlicher Gelder. Auch ist angesichts des Buchumfangs Durchhaltevermögen gefragt. Doch Mazzucato öffnet den Blick für viele Probleme unseres Wirtschaftssystems und bietet eine neue Perspektive auf das Thema Wertschöpfung. Sehr lesenswert für alle an Ökonomie Interessierten.
Die Frage der Wertschöpfung muss neu diskutiert werden.
Wer in unserer modernen kapitalistischen Welt Wert und Wohlstand schafft, ist für die meisten klar: die Privatwirtschaft. Sie gilt als produktiv, innovativ, schöpferisch. Der öffentliche Sektor hat hingegen den Ruf, unproduktiv zu sein; dem sei aktiv entgegenzuarbeiten. Die Frage ist nur: Stimmt das überhaupt? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dieses Verständnis von Wertschöpfung keineswegs selbstverständlich ist; zu anderen Zeiten sah man das ganz anders.
Die Frage, was als wertschöpfend gilt, ist keineswegs abgehoben oder für die Praxis irrelevant, denn das Verständnis von Wert und Wertschöpfung hat großen Einfluss darauf, wie ökonomische Akteure sich verhalten. Immense Gewinne in Bereichen wie der Finanz-, der Pharma- oder der Hightechbranche, überhöhte Managervergütungen und horrende Preise für Medikamente sind einige Auswüchse der heutigen Wirtschaft. Letztlich hat das moderne Verständnis von Wertschöpfung dazu geführt, dass Einkommen und Vermögen zunehmend ungleich verteilt sind. Die USA sind ein gutes Beispiel für diese Entwicklung: Dort verdreifachte sich das reale Bruttoinlandsprodukt...
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