- Philosophie
- Deutscher Idealismus
Worum es geht
Die Wirklichkeit der Vernunft
Kaum 20 Jahre nachdem Kants kritische Philosophie die übermütigen Höhenflüge der abstrakten Spekulation in die Schranken gewiesen hatte, setzte Hegel zum großen Gegenschlag an. Was in der Phänomenologie des Geistes nur angedacht war, formulierte er in der Wissenschaft der Logik minutiös aus: Die Wirklichkeit ist vernünftig und die Vernunft ist Wirklichkeit, das Denken und die objektive Wahrheit sind ein und dasselbe. In zwei umfassenden Bänden entfaltet Hegel seine berühmte Dialektik und mit ihr nichts weniger als das absolute Wissen vom Standpunkt Gottes. Ein zu großes Unterfangen, selbst für Hegel: Unzufrieden mit der Originalfassung, versuchte er in den letzten Jahre seines Lebens, das Herzstück seiner Philosophie klarer und verständlicher zu formulieren – ohne Erfolg. Das Buch, das alle Fragen hätte klären sollen, hat eine widersprüchliche und kontroverse Auslegungsgeschichte nach sich gezogen. Dennoch ist dieser gigantische Wurf ein Meilenstein der Philosophiegeschichte, dessen Bedeutung und Einfluss kaum zu überschätzen ist.
Zusammenfassung
Über den Autor
Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird am 27. August 1770 in Stuttgart geboren. Der pietistische, strenggläubige Vater sieht für seinen Sohn eine theologische Ausbildung vor. Nach der Lateinschule wechselt der junge Hegel ans Stuttgarter Gymnasium. Er ist ein ausgezeichneter Schüler. 1788 tritt er ins Tübinger Stift ein. Fünf Jahre studiert er hier Theologie und Philosophie, schließt Freundschaft mit Friedrich Hölderlin und Friedrich Schelling und genießt das Studentenleben. Am Ende des Studiums steht seine Entscheidung: Er will kein Priester werden. Während Kollege und Freund Schelling schnell reüssiert und mit 23 Jahren schon eine Professorenstelle erhält, plagt sich Hegel ab 1793 als Privatlehrer in Bern und anschließend in Frankfurt am Main. 1801 kommt er nach Jena, wo Schelling und später auch Goethe seiner Karriere auf die Sprünge helfen. 1805 erhält er seine erste unbesoldete Professur in Jena, die sich nur aus Hörergeldern speist. In Jena erblicken sowohl die Phänomenologie des Geistes als auch sein unehelicher Sohn das Licht der Welt. Nach dem Einmarsch der Franzosen flieht Hegel aus Jena. Sein Weg führt über Bamberg nach Nürnberg, wo er die Leitung des Ägidiengymnasiums übernimmt. Hier erscheint sein Werk Die Wissenschaft der Logik (1812 bis 1816). 1811 heiratet er Marie von Tucher, mit der er drei Söhne hat. Eine weitere Durchgangsstation zum großen Durchbruch stellt Heidelberg dar: 1816 nimmt er an der dortigen Universität die Professur für Philosophie an und veröffentlicht die Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1817). Schließlich folgt er Fichte auf den Lehrstuhl an der Humboldt-Universität zu Berlin. Hier avanciert er zum „preußischen Staatsphilosophen“ und hält Vorlesungen in überfüllten Hörsälen. Sein Ruf breitet sich in ganz Europa aus. Hegel stirbt am 14. November 1831 in Berlin an der damals dort grassierenden Cholera.
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