Witiko
- Historischer Roman
- Biedermeier
Worum es geht
Der beste Mensch des Mittelalters
Witiko ist ein verborgener Klassiker. Von der Kritik weitgehend abgelehnt, hat das Buch nie eine größere Leserschaft erreicht. Dies, obwohl Stifter den Roman als Krönung seines Werks betrachtete. Schon zum Zeitpunkt des Erscheinens wirkte Witiko seltsam unzeitgemäß, der Stoff abseitig, der Stil archaisierend, die Figurenzeichnung extrem idealisierend. Der Titelheld etwa ist eine geradezu übermenschlich gutartige Lichtgestalt. Sein Lebensweg wird mit dem Geschick Böhmens im 12. Jahrhundert verschränkt: Der junge Witiko stellt sich in den Dienst des gewählten und gerechten böhmischen Herzogs und erwirbt sich im Krieg den Ruf eines edlen, großherzigen Mannes. Er steigt zum Lehnsherrn des Böhmerwalds auf und wird vom dortigen Volk als vorbildlicher Führer verehrt. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Tugend sich lohnt und die Geschichte sittlichen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, die letztlich zum Guten führen. Der Weg zu dieser Einsicht ist allerdings ein steiniger: Das handlungsarme, aber ausufernde Biedermeier-Buch ist und bleibt ein harter Brocken, selbst für ausdauernde Leser.
Zusammenfassung
Über den Autor
Adalbert Stifter wird am 23. Oktober 1805 in Oberplan in Südböhmen geboren, das damals zum Kaisertum Österreich gehört. Als der Junge zwölf ist, stirbt sein Vater durch einen Unfall, die Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Stifter ist künstlerisch begabt, entscheidet sich aber für ein Jurastudium, um in den Staatsdienst eintreten zu können. Mit 22 verliebt er sich in die drei Jahre jüngere Fanny Greipl und wirbt viele Jahre um sie. Ohne Erfolg: Als mittelloser Student hat er bei Fanny und ihrer Familie keine Chance. Aus Enttäuschung beginnt er eine Beziehung zu der ungebildeten Putzmacherin Amalie Mohaupt, die er, als Fanny ihn wiederholt abweist, schließlich heiratet; die Ehe ist unglücklich und bleibt kinderlos. Beruflich hat Stifter ebenso wenig Erfolg: Das ungeliebte Studium bricht er nach vier Jahren ab und hält sich von da an mühsam als Hauslehrer über Wasser. In seiner Freizeit dichtet und malt er. Einen ersten literarischen Erfolg erringt er 1840 mit der Erzählung Der Condor. Mit den folgenden Werken, u. a. Die Mappe meines Urgroßvaters (1841) und Bunte Steine (1853), wird er bekannt, aber seine späteren Arbeiten, darunter die Romane Der Nachsommer (1857) und Witiko (1865–1867), stoßen bei Kritikern und Lesern größtenteils auf Ablehnung. Als Pädagoge ist Stifter seiner Zeit voraus, aber auch das bringt ihm mehr Ärger als Erfolg ein. So wird er zwar 1850 zum Schulrat ernannt, kann aber seine Vorstellungen nicht durchsetzen und empfindet das Amt bald als Last. Ein von ihm verfasstes Schulbuch wird abgelehnt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern verwendet. Er holt zwei Pflegetöchter ins Haus, von denen eine an Tuberkulose stirbt; die andere nimmt sich mit 18 Jahren das Leben. Mit zunehmendem Alter wird Stifter verbittert, depressiv und hypochondrisch. Er erkrankt an Leberzirrhose und im Dezember 1867 an einer schweren Grippe. Am 26. Januar 1868 schneidet sich der Todkranke nachts mit einem Rasiermesser in den Hals und stirbt zwei Tage später. Ob es Selbstmord war oder ein Unfall, ob er an diesem Schnitt starb oder an der Krankheit, konnte nie eindeutig geklärt werden.
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