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Woyzeck
Buch

Woyzeck

Frankfurt am Main, 1879
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1985 Mehr

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Vormärz

Worum es geht

Der unterdrückte Mensch

Mit Woyzeck hat Georg Büchner einen neuartigen dramatischen Helden geschaffen, der nichts mehr mit dem Heros der klassischen Werke gemeinsam hat. Von Armut geplagt und von seinen Mitmenschen diskriminiert, ist Woyzeck ein totaler Antiheld. Das Drama, das wegen Büchners frühem Tod ein Fragment geblieben ist, erzählt die tragische Geschichte des mittellosen Soldaten Woyzeck, der, um seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind ernähren zu können, alles Menschenmögliche auf sich nimmt. Neben seiner Schufterei muss Woyzeck die Gewaltausbrüche und Moralpredigten seiner Vorgesetzten über sich ergehen lassen. Schlussendlich auch noch von seiner Geliebten betrogen, verliert er seine letzte Lebenshoffnung. Er versinkt endgültig im menschlichen Elend und sieht nur noch einen Ausweg: die Ermordung Maries. Büchners Stück, das scharfe Kritik an der Gesellschaftsordnung der Restaurationszeit um 1830 übt, führt meisterhaft die ausweglose Situation der Armen in einer von den Reichen beherrschten Welt vor Augen. Mit dieser erstmals so unverhüllt gezeigten Darstellung der gesellschaftlichen Realität revolutionierte Woyzeck das deutsche Drama und beeinflusste stark die Literatur des 20. Jahrhunderts.

Take-aways

  • Büchners Woyzeck markiert den Beginn des sozialen Dramas in der deutschen Literatur.
  • Woyzeck, der Antiheld des Stücks, kommt aus der untersten Gesellschaftsschicht.
  • Um seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind ernähren zu können, muss der mittellose Soldat seinen Sold mit diversen Nebenbeschäftigungen aufbessern.

Über den Autor

Georg Büchner wird am 17. Oktober 1813 in Goddelau bei Darmstadt geboren. Sein Vater ist Arzt und seine Mutter eine sehr belesene, am geistigen Klima der Zeit interessierte Frau. Büchner nimmt 1831 in Straßburg ein Medizinstudium auf. Das Kleinstadtklima behagt ihm überhaupt nicht. Er wird melancholisch und erkrankt häufig. Erst die Beschäftigung mit der Geschichte der Französischen Revolution holt ihn aus seiner Lethargie heraus. 1832 verlobt er sich in Straßburg heimlich mit Wilhelmine (Minna) Jaeglé, der Tochter seines Vermieters. Im gleichen Jahr nimmt er am Hambacher Fest teil, dem Höhepunkt bürgerlich-liberaler Opposition gegen die Restauration. 1834 setzt er in Gießen sein Medizinstudium fort, gründet die „Gießener Gesellschaft der Menschenrechte“ und schart Gleichgesinnte um sich mit dem Ziel, die reaktionäre Strömung im Großherzogtum Hessen zu bekämpfen. Nachdem seine sozialrevolutionäre Flugschrift Der hessische Landbote in mehreren Hundert Exemplaren verteilt worden ist, wird seine Wohnung auf den Kopf gestellt und er wird bald sogar steckbrieflich gesucht. Büchner flieht nach Straßburg. 1836 siedelt er nach Zürich über, wo er sein Studium beendet und Privatdozent für Anatomie wird. Im Juli 1835 erscheint die Buchausgabe von Büchners Drama über die Französische Revolution, Dantons Tod. Drei Monate später beginnt er die Niederschrift der Erzählung Lenz, die der Dichter Karl Gutzkow, Büchners langjähriger Freund und politischer Mitstreiter, 1839 publizieren wird. Erst 1878 erscheint hingegen das Fragment gebliebene Theaterstück Woyzeck, das Büchner Ende 1836 beginnt, wegen einer Erkrankung aber nicht fortsetzen kann. Als der Arzt Typhus diagnostiziert, eilt Büchners Verlobte von Straßburg nach Zürich. Zwei Tage nach ihrem Eintreffen, am 19. Februar 1837, stirbt Büchner im Alter von nur 23 Jahren.


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