- Gesellschaftsroman
- Realismus
Worum es geht
Was wäre, wenn …?
Was wäre, wenn wir uns über gesellschaftliche Konventionen hinwegsetzen und tun würden, was wir wollen? Wäre das klug? Wäre das erwachsen? Und vor allem: Wäre es das Richtige? Diese Frage lässt Edith Wharton in ihrem Roman Zeit der Unschuld offen. Ihr Protagonist Newland Archer ist hin- und hergerissen zwischen Affekt und Vernunft, zwischen innerem Aufruhr und äußerer Zurückhaltung. So konkret der Roman diese Frage im Kontext des späten 19. Jahrhunderts und der High Society New Yorks ansiedelt, so universell lässt sie sich stellen. Newland Archer entscheidet sich letztlich für Vernunft und Zurückhaltung, er kann nicht anders. Der Text verdammt ihn nicht dafür – und feiert ihn auch nicht. Archer ist ein Mensch, der verzichtet und die Folgen des Verzichts erträgt. Macht ihn das zum Helden? Nein. Aber zum Feigling bestimmt auch nicht.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Edith Wharton wird 1862 als Edith Newbold Jones in New York City als drittes Kind ihrer Eltern geboren. Sie ist die Tochter eines durch Immobilienbesitz wohlhabenden Elternhauses. Ab 1866 verbringt die Familie sechs Jahre in Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien und kehrt 1872 nach New York zurück. Das Kind ist nach den Eindrücken aus Europa von der Tristesse der Stadt ernüchtert. Edith veröffentlicht in ihren Teenagerjahren einige Gedichte unter Pseudonym. Ihre Familie hält die Schriftstellerei für brotlose Kunst. 1882 stirbt erst Whartons Vater, kurz darauf platzt ihre Verlobung mit dem Sohn eines reichen Hoteliers. 1885 heiratet sie den zwölf Jahre älteren Edward Robbins Wharton, einen wohlhabenden Bostoner Bankier. Einige Jahre und viele Reisen später zieht das Ehepaar Wharton nach Land’s End, wo Edith mit der Hilfe eines Architekten das Haus dekoriert und mit ihm ein Buch über Hausdekoration herausgibt, das 1897 zu ihrem ersten Erfolg wird. Während der Ehe mit dem zunehmend depressiv werdenden Edward schreibt Wharton eine Reihe von Kurzgeschichten und einen Roman. Ihr zweiter Roman Haus der Freude (The House of the Mirth) wird 1905 zum Publikumserfolg. Das Buch begründet ihren Ruf als bedeutende Autorin. 1908 beginnt Wharton eine Affäre mit dem Journalisten William Morton Fullerton, 1913 wird ihre Ehe nach 28 Jahren geschieden. Schon seit 1907 lebt sie in Frankreich. Als 1914 der Krieg ausbricht, hilft Wharton bei der Unterbringung von Flüchtlingen und berichtet in Artikeln von der Front. Diese Texte werden unter dem Titel Fighting France ein amerikanischer Bestseller. Nach dem Krieg lebt Wharton abwechselnd bei Paris und in Hyères. Hier entsteht unter anderem ihr größter Erfolg, der Roman Zeit der Unschuld (The Age of Innocence, 1920), für den sie 1921 als erste Frau den Pulitzer-Preis erhält. 1923 folgt die Ehrendoktorwürde an der Universität Yale. Dreimal wird Wharton für den Literaturnobelpreis nominiert. Sie stirbt 1937 nach einem Schlaganfall auf ihrem Landsitz bei Paris.
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