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Zenos Gewissen
Buch

Zenos Gewissen

Bologna, 1923
Diese Ausgabe: Manesse, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Psychologischer Roman
  • Moderne

Worum es geht

Gewissen und Bewusstsein

Der bei seinem Erscheinen zunächst völlig erfolglose Roman Zenos Gewissen kommt amüsant plaudernd daher, fast plappernd. Das alternde Ich, das sich hier im Auftrag seines Psychoanalytikers Gehör verschafft, erzählt unsystematisch aus seinem Leben, anekdotisch, ironisch. Irritierend ist, dass man keinen Leidensdrück spürt – und doch bezeichnet Zeno Cosini sich selbst fortwährend als Kranken, der Heilung sucht, als Unfähigen, Schuldbeladenen, dessen einzige Hoffnung darin besteht, sich durch immer neue gute Vorsätze zu bessern. Er fühlt sich also krank, ist dabei aber merkwürdig zufrieden, er scheitert immer wieder und führt doch ein erstaunlich gelingendes Leben, er rechnet mit der Psychoanalyse ab und bedient sich beim Schreiben doch ihrer Methode. Italo Svevo hat mit Zenos Gewissen einen Roman geschrieben, der auf vielen Ebenen wirkt. Unter der Textoberfläche dringt er in die Tiefenschichten des menschlichen Bewusstseins vor. Unaufdringlich hat er mit der Psychoanalyse die Moderne in die italienische Literatur geholt – was zum Glück letztlich doch nicht unbemerkt geblieben ist.

Zusammenfassung

Der Herausgeber

Der Psychoanalytiker Doktor S. veröffentlicht die Autobiografie Zeno Cosinis – einerseits aus Rache, weil dieser die Behandlung bei ihm abgebrochen hat, andererseits um ihn zu bewegen, die Analyse wieder aufzunehmen. Der 57-jährige Zeno hat sein Leben auf Anraten des Arztes niederzuschreiben begonnen. Er soll Erinnerungen und Träume ans Tageslicht befördern. Sein Psychoanalytiker hat Zeno Cosini geraten, mit seiner Geschichte des Rauchens zu beginnen, denn dabei könne er viel über sich erfahren.

Viele letzte Zigaretten

Schon als Kind raucht Zeno heimlich. Ein Junge seines Alters schenkt ihm und seinem Bruder Zigaretten; Zenos Bruder allerdings mehr als Zeno, weshalb er zu stehlen beginnt: Er nimmt Geld aus der Westentasche seines Vaters, um Zigaretten kaufen zu können, doch nachdem dieser ihn fast erwischt hat, geht er dazu über, die Zigarrenstummel seines Vaters aufzurauchen. Schon damals raucht er widerwillig, oft wird ihm schlecht davon. Seine Sucht ist ihm unerklärlich, weil er weiß, dass er das Rauchen hasst. Aber der Zwang geht so weit, dass er selbst bei heftigem Halsweh...

Über den Autor

Italo Svevo, mit bürgerlichem Namen Ettore Schmitz, wird am 19. Dezember 1861 in Triest geboren. Seine Eltern sind jüdische Großbürger mit deutschen Wurzeln; zu Hause spricht man Triester Dialekt. Sein Vater, selbst erfolgreicher Unternehmer, schickt seine Söhne auf ein deutsches Handelsinternat, wo Ettore die deutschen Klassiker liest. Ettore spürt wenig Neigung zum Handel und würde gern Schriftsteller werden, er wagt es aber nicht, sich seinem Vater zu widersetzen. Er studiert zwei Jahre an der Triester Handelsschule und wird 1880, nach dem Bankrott seines Vaters, Bankangestellter. Neben dieser ungeliebten Arbeit liest er viel und verfasst unter einem Pseudonym Theater- und Buchkritiken, dann auch Erzählungen. Ende der 80er Jahre schreibt Schmitz seinen ersten Roman, findet aber keinen Verlag. Drei Jahre später veröffentlicht er auf eigene Kosten Una vita (Ein Leben) unter dem Pseudonym Italo Svevo („italienischer Schwabe“); allerdings ohne großes Echo. Seinem zweiten Roman Senilità (Ein Mann wird älter) geht es 1898 genauso. Dann schwört er der Literatur für lange Zeit ab. 1896 heiratet er Livia Veneziani, ein Jahr später wird seine Tochter geboren; 1898 steigt er in die Veneziani-Werke des Schwiegervaters ein, ein Unternehmen, das einen Unterwasseranstrich für Schiffe herstellt. Als er Englischunterricht für die Firma nimmt, lernt er 1905 James Joyce als seinen Englischlehrer an der Berlitz-School kennen. Joyce schätzt Svevos Romane und ermutigt ihn, wieder zu schreiben. 1923 erscheint La coscienza di Zeno (Zenos Gewissen), und in Italien wäre auch dieser Roman unbeachtet geblieben, hätte nicht Joyce seinen mittlerweile großen Einfluss geltend gemacht. Auf dem Umweg über französische Kritiker kommt Italo Svevo zu seinem späten Durchbruch. Er schreibt noch mehrere Erzählungen und hat mit einem vierten Roman begonnen, als er am 13. September 1928 an den Folgen eines Autounfalls stirbt.


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