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Zum Leuchtturm
Buch

Zum Leuchtturm

London, 1927
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2002 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Psychologischer Roman
  • Moderne

Worum es geht

Eine Elegie an die Kindheit

Die erschütterndsten Dramen dieser Welt spielen sich im Innern der Menschen ab. Davon war Virginia Woolf überzeugt, und in keinem Werk setzte sie ihre künstlerische Vision so radikal um wie in Zum Leuchtturm. Der Inhalt: Ein kleiner Junge träumt von einer Fahrt zum Leuchtturm. Doch es droht zu regnen und der Ausflug kommt erst zehn Jahre später zustande. Um dieses dürre Gerüst wickeln sich die ununterbrochen strömenden Gedanken, Erinnerungen und Fantasien der Romanfiguren. Es gibt kaum ein existenzielles Thema, an dem nicht irgendein flüchtiger Gedanke hängen bliebe: Tod und Vergänglichkeit, die Rolle der Frau, das Wesen der Kunst und die Subjektivität der Wirklichkeit. All das klingt nicht nur sehr abstrakt, sondern ist es auch. Dennoch wirken Mr und Mrs Ramsay, ihre Kinder und Gäste authentisch – sie entstammen weitgehend den Kindheitserinnerungen der Autorin. Das Buch half ihr „wie ein Psychoanalytiker“, sich von der Fixierung auf die früh verstorbenen Eltern zu befreien. Einmal überlegte Woolf, es „Elegie“ (Trauergesang) statt „Roman“ zu nennen – ein passender Begriff für ihre rhythmisch-poetische Sprache und den melancholischen Klang der Gesamtkomposition.

Zusammenfassung

Zerbrochene Kindheitsträume

Mrs Ramsay verspricht ihrem sechsjährigen Sohn James, bei gutem Wetter am nächsten Tag zum Leuchtturm zu fahren. Sein Vater zerstört die Vorfreude des Jungen jedoch mit der trockenen Bemerkung, dass es regnen werde. James könnte ihn umbringen. Immer stellt er sich zwischen ihn und die geliebte Mutter. Nun mischt sich auch noch ihr Gast Charles Tansley ein, den die acht Kinder der Ramsays den „Atheisten“ nennen, und bestätigt die Wettervorhersage. Mrs Ramsay ist verärgert. Müssen ihr Mann und Tansley die Träume eines kleinen Jungen ohne Grund mit Füßen treten? Sie gesteht sich ein, dass sie in diesem Jahr wieder zu viele Gäste in ihr Sommerhaus auf die schottische Hebriden-Insel Isle of Skye eingeladen hat: Tansley, der bei ihrem Mann seine Doktorarbeit schreibt, den alten Lyriker Augustus Carmichael, von dem ihre Kinder behaupten, dass er Opium nimmt, die malende Jungfer Lily Briscoe mit ihrem zerknitterten Gesicht und den chinesischen Augen, den Naturwissenschaftler und alten Freund ihres Mannes William Bankes sowie die jungen Leute Minta Doyle und Paul Rayley.

„Da hatte sich einer geirrt“

Tansley begleitet Mrs Ramsay nach dem Mittagessen...

Über die Autorin

Virginia Woolf wird am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen geboren. Die junge Virginia besucht keine Schule, sondern wird zu Hause von ihrem Vater unterrichtet und hat Zugang zu dessen umfangreicher Bibliothek. In dieser Zeit reift in ihr der Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch zunächst führen einige Todesfälle in ihrer Familie dazu, dass Virginia mehrere Nervenzusammenbrüche erleidet: Als sie 13 ist, stirbt die Mutter, zwei Jahre darauf die Halbschwester und neun Jahre später der Vater. 1906 stirbt ihr ältester Bruder Thoby an Typhus. Virginia bleibt im von Thoby gegründeten Bloomsbury-Zirkel aktiv und beginnt, Kritiken für Zeitschriften und Zeitungen zu schreiben. Nachdem der Schriftsteller Leonard Woolf ihr Anfang 1912 einen Heiratsantrag gemacht hat, erkrankt sie erneut psychisch. Vier Monate später nimmt sie den Antrag an, versucht aber schon kurz nach der Heirat, sich das Leben zu nehmen. Ihre Ehe beschreibt sie dennoch als glücklich. Leonard erweist sich als intellektuell ebenbürtiger, rücksichtsvoller Ehemann, der für ihre gelegentlichen Affären mit Frauen Verständnis aufbringt. 1915 erscheint Woolfs erster Roman Die Fahrt hinaus (The Voyage Out). Zwei Jahre später gründet das Ehepaar einen eigenen Verlag, Hogarth Press. Woolf verabschiedet sich ganz von konventionellen literarischen Formen und experimentiert in Jacobs Zimmer (Jacob’s Room, 1922) und Mrs Dalloway (1925) mit der Technik des inneren Monologs. Den humorvollen Roman Orlando von 1928 widmet sie ihrer Geliebten Vita Sackville-West. Der 1929 erschienene Aufsatz Ein eigenes Zimmer (A Room of One’s Own), in dem sie sich mit den Arbeitsverhältnissen von Schriftstellerinnen beschäftigt, wird später zu einem Klassiker der Frauenbewegung. Trotz immer wiederkehrender schwerer Depressionen arbeitet sie weiter an ihrem umfangreichen Werk. Am 28. März 1941 ertränkt sie sich im Fluss Ouse in Sussex. In ihrem Abschiedsbrief an Leonard schreibt sie: „Alles, außer der Gewissheit deiner Güte, hat mich verlassen. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.“


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