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Zur Chronik von Grieshuus
Buch

Zur Chronik von Grieshuus

Braunschweig, 1884
Diese Ausgabe: C. H. Beck, 2013 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Realismus

Worum es geht

Liebe, Jähzorn und Schuld

Die Sorgen und Nöte alter Adelsgeschlechter um die Weitergabe ihrer Macht sind nicht gerade das brisanteste Thema unserer Zeit. Gleiches gilt für die nicht standesgemäße Liebe. Warum also ist Storms Novelle dennoch so bewegend? Weil es darin weniger um historisch veränderliche Normen geht als um ewige Gesetze, die wiederholt über Glück und Unglück von Generationen bestimmen. Das Unheimliche dieser Vorgänge zeigt sich im Aberglauben an eine Sage, die sich in der Novelle gegen jede Vernunft bewahrheitet: Lange nach dem Mord an seinem Bruder sucht Hinrich unerkannt die Nähe seines Enkels. Er selbst hat seinen Jähzorn besiegt – nun versucht er, seinen Schützling und einzigen Nachkommen von der von ihm verursachten Erblast zu befreien. Dass am Ende doch beide auf fast unerklärliche Weise den Tod finden, ist Ausdruck einer tiefen Skepsis Storms gegenüber der modernen Vorstellung von selbstbestimmten Individuen. Nur in der Liebe scheint der Mensch zeitweise seiner existenziellen Ohnmacht enthoben.

Zusammenfassung

Der Chronist von Grieshuus

Vor langer Zeit, als der Ich-Erzähler noch ein Junge war, unternahm er einen Herbstspaziergang. Damals ging er aus der Stadt hinaus in die einsame Heide. Mit der Dämmerung kam er in ein kleines Tal, wo er auf alte Grundmauern stieß. Er erinnerte sich damals, von diesem Ort, Grieshuus, schon gehört zu haben: Ein altes Adelsgeschlecht sei hier untergegangen, hieß es. Ihm wurde unheimlich zumute und in seine Wahrnehmung mischten sich Bilder vergangener Zeiten. An den „schlimmen Tagen“, so der Aberglaube, würde man in diesem Tal bei Dunkelheit umkommen. Fortan ging er als „Chronist von Grieshuus“ der Geschichte dieses Ortes nach. Nach jahrzehntelangen mündlichen und schriftlichen Nachforschungen veröffentlicht er nun seine Aufzeichnungen.

Zwei ungleiche Brüder

Das Adelsgeschlecht, das Mitte des 17. Jahrhunderts auf Grieshuus lebt, besteht nur noch aus dem alten Junker und seinen zwei Zwillingssöhnen, Hinrich und Detlev. So ähnlich die Brüder sich äußerlich sind, so verschieden sind ihre Talente und Vorlieben; ihr Verhältnis ...

Über den Autor

Theodor Storm wird am 14. September 1817 als Spross einer alteingesessenen Husumer Patrizierfamilie geboren. Sein Vater ist Rechtsanwalt. Storm studiert Jura und lässt sich 1843 ebenfalls als Rechtsanwalt in Husum nieder. Als er sich 1853 gegen die Annektierung Husums durch Dänemark auflehnt, muss er seine Heimatstadt verlassen. Erst 1864 kann er wieder dorthin zurückkehren. In der Zwischenzeit arbeitet er als Assessor in Potsdam, wo er unter anderem mit Theodor Fontane, Joseph von Eichendorff und Paul Heyse verkehrt. In Husum hat er zwischen 1864 und 1880 zuerst das Amt des Landvogts, dann das des Amtsrichters inne. Storm heiratet zweimal, aus den beiden Ehen gehen insgesamt sieben Kinder hervor. Zu einer einschneidenden Erfahrung wird für ihn der Versuch, nach dem Tod der ersten Ehefrau mit der zweiten Frau erneut eine glückliche Ehe zu führen. Die permanente geistige Präsenz der Verstorbenen stellt das neue Eheglück immer wieder infrage. Storm verarbeitet diese Erfahrung in der Novelle Viola Tricolor (1874). Zwischen Immensee (1849), einer Novelle über den Widerstreit zwischen bürgerlichem Leben und Künstlerexistenz, mit der Storm schlagartig berühmt wird, und dem Schimmelreiter (1888) publiziert der Autor noch viele weitere Novellen, unter anderem Pole Poppenspäler (1874), Aquis submersus (1876), Carsten Curator (1878), Hans und Heinz Kirch (1882) sowie Ein Doppelgänger (1886). Daneben entstehen realistisch-impressionistisch getönte Gedichtbände. Theodor Storm erkrankt an Magenkrebs und stirbt am 4. Juli 1888.


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