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Entweder – Oder
Buch

Entweder – Oder

Kopenhagen, 1843
Diese Ausgabe: dtv, 2003 mais...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Der Beginn der Existenzphilosophie

Sören Kierkegaard markiert einen Bruch in der Philosophiegeschichte: Während die Philosophen bis zum beginnenden 19. Jahrhundert den großen allgemeinen Fragen nachgingen - Fragen nach der Wahrheit und dem Guten etwa - und philosophische Systeme zu errichten suchten, wendet sich Kierkegaard in Entweder - Oder den konkreten Problemen des Lebens und praktischen Fragestellungen zu: Wie soll sich der einzelne Mensch in dieser oder jener Situation verhalten, welche Entscheidungen soll er treffen? Kierkegaard gilt als Begründer der Existenzphilosophie. In Entweder - Oder nimmt er eine Analyse der allgemeinen Existenzformen in Angriff und entwickelt besonders die beiden Möglichkeiten der ästhetischen und ethischen Lebensweise. Eine dritte Sphäre, die christliche Lebensweise, ist die höchste und letztlich allein erstrebenswerte; diese deutet Kierkegaard allerdings nur an. Der dänische Philosoph will insbesondere ein Gegengewicht zur damals vorherrschenden Hegel’schen Systemphilosophie bilden, einer Philosophie, die behauptete, die Gegensätze der Geschichte in einer Synthese miteinander zu versöhnen. Kierkegaard hält dagegen: Nicht das Hegel’sche Sowohl-als-auch müsse gelten, sondern ein Entweder-oder. Mit anderen Worten: Im Leben jedes Einzelnen bestehen Gegensätze fort und müssen bewältigt werden.

Zusammenfassung

Die ästhetische Lebensweise

Victor Eremita, der fiktive Herausgeber des Buches, berichtet im Vorwort, wie er auf die Papiere zweier Personen, A und B, gestoßen ist. Eremita hat sie im Geheimfach eines Sekretärs gefunden. Die Papiere von A verraten die Positionen einer ästhetischen Lebensweise, die Papiere von B reflektieren hingegen eine ethische Lebensweise.

Die Papiere von A beginnen mit einer Reihe von Aphorismen, die das ästhetische Lebensgefühl ausdrücken. Der Ästhetiker wird etwa mit einem Insekt verglichen, das im Augenblick der Befruchtung stirbt. Oder er gehört zu den Menschen, die es als eine der Annehmlichkeiten der Existenz ansehen, im Kummer schwelgen zu dürfen. In der Liebe sei die erste Zeit am schönsten, da man bei jedem Zusammentreffen mit der geliebten Person etwas Unerwartetes entdecke, an dem man sich erfreuen könne. Der Ästhetiker kann auch ein Melancholiker sein, der am liebsten morgens nach dem Aufstehen gleich wieder ins Bett geht und volle Zufriedenheit erst dann erreicht, wenn er abends das Licht ausmacht und sich in seine Decke einwickelt. Allen Aphorismen gemeinsam ist die Trostlosigkeit der ästhetischen Existenz: Der Ästhetiker leidet an...

Über den Autor

Sören Kierkegaard wird am 5. Mai 1813 als jüngstes von sieben Kindern eines wohlhabenden Kopenhagener Kaufmanns geboren. Schon früh setzt er sich, inspiriert von seinen religiösen Eltern, mit der Bedeutung der christlichen Lehre im alltäglichen Leben auseinander. 1830 immatrikuliert er sich an der Universität Kopenhagen, um Philosophie und Theologie zu studieren. Zeitlebens fühlt sich Kierkegaard geprägt von der Melancholie eines christlichen Schuldbewusstseins, das er über seinen Vater kennen gelernt hat, der den Tod seiner Frau und fünf seiner Kinder als Strafe Gottes ansah. 1841 bittet Sören Kierkegaard seine Verlobte Regine Olsen, das ein Jahr zuvor eingegangene Eheversprechen wieder zu lösen. Er hat Angst, wegen seiner Tendenz zur Schwermut nicht der richtige Mann für sie zu sein. Er bleibt ihr aber bis zu seinem Tod treu. In einem an Ereignissen armen Leben ist dies ein Vorgang, der auch in seinen Schriften Niederschlag findet. Wenige Wochen nach dem Bruch mit Regine fährt Kierkegaard nach Berlin, um dort Schellings Vorlesungen zu hören und sich mit dem Werk Hegels vertraut zu machen. Später kritisiert er den Hegelianismus in seinem ersten großen Buch Entweder – Oder. 1845 lässt er Stadien auf dem Lebensweg folgen. Zwischen 1843 und 1855 erscheinen unter diversen Pseudonymen alle weiteren Bücher Kierkegaards, deren Publikation er aus dem Vermögen seines 1838 verstorbenen Vaters finanziert, darunter Furcht und Zittern (1843), Die Wiederholung (1843), Philosophische Bissen und Der Begriff Angst (beide 1844). 1848 werden die Christlichen Reden veröffentlicht, die Kierkegaards Auseinandersetzung mit der dänischen Kirche einläuten. Er wirft ihr vor, dass das Christsein nicht mehr das Ergebnis einer bewussten Entscheidung sei, sondern ein von der Kirche unterstützter, geradezu mechanischer und mit keiner Mühe verbundener Vorgang. 1855 hat Kierkegaard, der nie einem Broterwerb nachgegangen ist, das Erbe des Vaters nahezu aufgebraucht und bereitet sich auf ein Leben in Armut vor. Am 2. Oktober des gleichen Jahres erleidet er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 11. November stirbt.


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