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Team Toppings

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Team Toppings

21 Lernhacks fĂŒr agiles Arbeiten

Vahlen,

15 min read
8 take-aways
Audio & text

What's inside?

Wie wĂ€r’s mit einem SahnehĂ€ubchen auf Ihrer Teamarbeitstorte? Team-Toppings hat da genau das Richtige.


Bewertung der Redaktion

9

QualitÀten

  • Innovativ
  • Umsetzbar
  • Überblick

Rezension

UnzĂ€hlige Möglichkeiten, um die Zusammenarbeit agiler Teams oder solcher, die es werden wollen, effizienter zu gestalten â€“ das bietet Team-Toppings. Vier Experten fĂŒr agile Zusammenarbeit und Weiterentwicklung liefern unterhaltsame ProduktivitĂ€tstools, die jedes Team an die eigenen BedĂŒrfnisse anpassen und anwenden kann. Auch wenn einige AnsĂ€tze an sich nicht gĂ€nzlich neu sind, so sind die Herangehensweisen an altbekannte Probleme doch erfrischend kreativ. Leichtigkeit und Spaß werden großgeschrieben. Damit haben diese Tools das Potenzial, alte, verkrustete Verhaltensweisen aufzubrechen. Lesenswert!

Take-aways

  • In einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt braucht es agile und lernende Teams.
  • Spielerische Tools aus dem Scrum-Modell, sogenannte Team-Toppings, unterstĂŒtzen Teams bei der Zusammenarbeit und der Weiterentwicklung.
  • Strangy ist ein Tool, um Irritationen in Meetings konstruktiv zu bewĂ€ltigen. 
  • Mit der Methode „Bestiarium“ können Teams einzelne Aufgaben gerechter verteilen.
  • Die Übung „Wir packen unseren Koffer“ verhindert Überforderung einzelner Teammitglieder.
  • Mit dem Surfbrett-Tool hauchen Sie tĂ€glichen Besprechungen neues Leben ein.
  • Verteilen Sie Meeting-Rollen, um dafĂŒr zu sorgen, dass jeder etwas zum Meeting beitrĂ€gt.
  • Mit dem Tool Skippy können Wissens- und KompetenzabhĂ€ngigkeiten innerhalb von Teams bewusst gemacht und reduziert werden.

Zusammenfassung

In einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt braucht es agile und lernende Teams.

Immer mehr Unternehmen haben heute eine teambasierte Organisationsstruktur. Und das aus gutem Grund: Durch die Digitalisierung verĂ€ndert sich die Arbeitswelt immer schneller. Mit Teams lĂ€sst sich diese KomplexitĂ€t am besten bewĂ€ltigen, weil sie verschiedene Sichtweisen und Qualifikationen in sich vereinen. Je offener und komplexer eine Aufgabe ist, desto vorteilhafter ist also Teamarbeit. 

Agile Teams bieten besonders viel FlexibilitĂ€t, AnpassungsfĂ€higkeit und Kollaboration. Weil sie in Iterationen arbeiten, können sie schnell die Richtung wechseln und effektiv auf VerĂ€nderungen reagieren. Grundlage fĂŒr die funktionierende Zusammenarbeit von agilen Teams sind Vertrauen, offene Kommunikation und gemeinsame Ziele und Werte. Agile Teams sollten Konflikte konstruktiv lösen können und daran glauben, dass alle Mitglieder sich stĂ€ndig weiterentwickeln.

„In einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt und das Lernen rasant verĂ€ndern, ist es schlicht unerlĂ€sslich, Teamarbeit und Teamlernen als untrennbare Elemente eines Prozesses zu betrachten.“

Da sich die Anforderungen an Mitarbeitende so schnell Àndern, hat die klassische Weiterbildung in Form von Seminaren weitestgehend ausgedient. Lernen findet heute immer kleinteiliger, individueller und zunehmend selbstorganisiert statt.

Spielerische Tools aus dem Scrum-Modell, sogenannte Team-Toppings, unterstĂŒtzen Teams bei der Zusammenarbeit und der Weiterentwicklung.

Zum agilen Mindset passen die Team-Toppings, kleine, leichte Impulse, die alle Mitarbeitenden zum Nachdenken anregen. Diese Tools sind niedrigschwellig und tragen zur Entwicklung jedes einzelnen Teammitglieds bei. UrsprĂŒnglich wurden sie fĂŒr das Scrum-Modell entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Rahmenwerk aus der Produktentwicklung, das Teams dabei unterstĂŒtzt, adaptive Lösungen fĂŒr komplexe Probleme zu finden. Scrum basiert auf sich wiederholenden Zeitintervallen, den Sprints, in denen das Team festgelegte Aufgaben bearbeitet. Jeden Tag trifft sich das ganze Team zu einem kurzen Meeting, dem Daily Scrum, in dem es den Fortschritt bespricht, den Tag plant und mögliche Hindernisse anspricht. Nach jedem Sprint wird eine verbesserte Version des jeweiligen Produktes erstellt, ein sogenanntes Increment. Außerdem macht das Team nach jedem Sprint eine gemeinsame Retrospektive.

Ein Sprint dient also nicht nur der Herstellung eines neuen Increments, sondern kann selbst auch als Lernzyklus verstanden werden. Im Scrum-Rahmenwerk sind Arbeiten und Lernen also an sich schon unauflöslich verbunden. Das in der Arbeit existierende Lernpotenzial kann damit voll ausgeschöpft werden. So wird Arbeit zu „lern-reicher Arbeit“ oder „learning-rich work“.

„Von einem Scrum-Team wird erwartet, dass es sich in dem Moment anpasst, in dem es etwas Neues lernt.“

Die Team-Toppings richten sich einerseits an Teams, die bereits agil oder mit Scrum arbeiten. Andererseits sollen sie aber auch Teams, die noch keine oder wenig Erfahrung mit Scrum haben, dabei unterstĂŒtzen, moderne und zukunftsorientierte Lernroutinen zu entdecken. Es braucht keinen vollstĂ€ndigen Wechsel zur Scrum-Methode, um die tĂ€gliche Arbeit nach dem Prinzip der learning-rich work zu gestalten. Team-Toppings sind offen gestaltet, Mitarbeitende und Teams können sie ganz ihren eigenen BedĂŒrfnissen anpassen.

Strangy ist ein Tool, um Irritationen in Meetings konstruktiv zu bewĂ€ltigen. 

Viele kennen diese merkwĂŒrdigen Momente in Meetings: Jemand sagt etwas, das deplatziert ist und merkbar Irritationen auslöst. Alle vermeiden den Blickkontakt, es gibt ein kurzes, peinliches Schweigen und dann geht die Moderatorin zum nĂ€chsten Punkt der Agenda ĂŒber. 

Diese Momente enthalten ein enormes Lernpotenzial. Denn hinter jeder Aussage, die irritiert, steht eine Sache, bei der das Team nicht auf der gleichen WellenlĂ€nge ist. Wenn Sie solche Punkte identifizieren und die Differenzen bereinigen, arbeitet das Team besser zusammen. Dennoch wollen sich viele Mitarbeitende nicht die BlĂ¶ĂŸe geben, die Irritation anzusprechen. Jeder denkt, er wĂ€re vielleicht der Einzige, der die Situation merkwĂŒrdig findet.

Hier kommt Strangy ins Spiel. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine einfache Spielkarte, auf deren Verwendung sich das Team im Voraus geeinigt hat. Sobald ein Mitarbeiter im Team diese Karte hebt, bedeutet das, dass ihm an der Situation gerade etwas seltsam vorkommt. Die Karte zu heben, ist einfacher, als ein Thema offen und direkt anzusprechen. Außerdem werden die Mitarbeitenden schnell feststellen, dass sie nur selten die Einzigen sind, die die Karte heben.

Strangy signalisiert also KlĂ€rungsbedarf. Sobald jemand im Team die Karte hebt, sollten folgende Fragen besprochen werden: Was ist hier gerade los? Warum sind einige irritiert? Was machen wir mit dieser Situation und was mĂŒssen wir klĂ€ren, um entspannt weiterarbeiten zu können?

Mit der Methode „Bestiarium“ können Teams einzelne Aufgaben gerechter verteilen.

Jedes Team vereint unterschiedliche Charaktere in sich. Das ist zwar eine große StĂ€rke von Teams, kann aber auch zu Problemen fĂŒhren, zum Beispiel bei der Verteilung von Aufgaben. Unbeliebte Aufgaben landen hĂ€ufig bei denen, die sich nicht dagegen wehren, wĂ€hrend die prestigetrĂ€chtigen oft von denen ĂŒbernommen werden, die sich gern profilieren. Da in einem Team aber Gleichberechtigung herrschen sollte, ist es wĂŒnschenswert, dass die Aufgaben einerseits gerecht aufgeteilt und andererseits gut und pĂŒnktlich erledigt werden. Bei dieser Herausforderung kann die Übung „Bestiarium“ helfen, die mit einer Analogie aus dem Tierreich arbeitet.

Um die Aufgaben zu bewerten, legt das Team zunĂ€chst einmal Kategorien fest, die sich auf einer Skala darstellen lassen. Wie sichtbar ist die Aufgabe? Wie anspruchsvoll oder zeitaufwĂ€ndig? Lernt man bei dieser Aufgabe viel dazu? Hat sie großen Einfluss auf das Projekt? Anschließend wird den Kombinationen dieser Kategorien ein Tier zugeordnet. 

Hier kann das Team jede Art von Tier nehmen, zum Beispiel Vögel. Ein Pfau wĂ€re dann eine Aufgabe, die viel Prestige mit sich bringt, aber wenig Auswirkungen auf den Fortgang des Projektes hat. Ein Spatz ist eine Aufgabe, die kaum Beachtung findet, aber einige Zeit kostet und wenig Chancen zur Weiterentwicklung bietet. Ein Adler könnte eine Aufgabe sein, die anspruchsvoll ist, großen Einfluss auf das Projekt hat, aber wenig Aufwand mit sich bringt – und so weiter. Hat sich das Team einmal auf die Kategorien und die Tierarten geeinigt, lĂ€sst sich am Ende einschĂ€tzen, ob die Aufgaben gerecht verteilt sind und fĂŒr jeden gewisse Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Die Übung „Wir packen unseren Koffer“ verhindert Überforderung einzelner Teammitglieder.

Ein anderes Tool fĂŒr die Aufgabenverteilung ist „Wir packen unseren Koffer“. Dazu stellen sich alle Mitarbeitenden ihre KapazitĂ€ten als einen Koffer vor. Wer Teilzeit arbeitet oder ein paar Tage Urlaub wĂ€hrend eines Sprints hat, dessen Koffer ist kleiner. Alle Teilnehmenden malen jeweils ihren Koffer mit entsprechender GrĂ¶ĂŸe auf ein Blatt Papier. Anschließend werden die einzelnen Aufgaben in der Form von GepĂ€ckstĂŒcken ausgeschnitten. Der Zeitaufwand der Aufgabe entspricht der GrĂ¶ĂŸe des jeweiligen PapierstĂŒcks.

„FĂŒhlt sich nach Sammeln aller GepĂ€ckstĂŒcke die Menge nicht richtig an, geht’s ans Umpacken.“

Im nĂ€chsten Schritt sieht sich das Team die AbhĂ€ngigkeiten an: Welche Aufgabe muss erledigt sein, bevor eine andere angefangen werden kann? Schließlich packt jeder diejenigen Aufgaben in seinen Koffer, die er unbedingt erledigen will. Durch die einzelnen Zettel sieht man schnell, in wessen Koffer noch Platz ist und wer seinen kaum noch zubekommt. Dieser grafische Überblick hilft Teams, festzustellen, wie es um die gemeinsamen KapazitĂ€ten steht und wer im Zweifel noch bestimmte Aufgaben ĂŒbernehmen könnte.

Mit dem Surfbrett-Tool hauchen Sie tĂ€glichen Besprechungen neues Leben ein.

Das Daily Scrum ist einer der wichtigsten Grundsteine von Scrum. Traditionellerweise beantworten alle Mitarbeitenden in diesem kurzen Meeting drei Fragen: „Was habe ich gestern getan?“, „Was werde ich heute tun?“ und „Gibt es irgendwelche Hindernisse?“. Die Fragen sind an sich zwar gut, das Problem ist aber, dass sich hier schnell eine Routine einstellt, die dazu fĂŒhrt, dass alle Teilnehmenden die Antworten einfach herunterleiern und sich kaum jemand ĂŒber die Inhalte Gedanken macht.

„Hier schaffen wir einen wichtigen Lernmoment, der den Developern die Verantwortung ĂŒbertrĂ€gt, ihr Daily Scrum selbst zu gestalten und es immer weiter zu verbessern.“

Versuchen Sie sich also an neuen Fragen. Dabei kann eine Übung helfen. Dazu bekommen alle Mitarbeitenden ein Surfbrett aus Papier, das in drei Teile unterteilt ist. Jeder Teil reprĂ€sentiert eine Frage. Fordern Sie alle auf, bessere Fragen als die drei althergebrachten auf ihr Surfbrett zu schreiben. So kann jeder sein ideales Scrum selbst gestalten. Solche sinnvollen Fragen könnten zum Beispiel sein: „Wie geht es dir heute?“, „Was verlangsamt uns gerade?“, „Was gibt uns gerade Antrieb?“ usw.

Anschließend wird jedes Surfbrett fĂŒr eine Weile, zum Beispiel fĂŒr die Dauer eines Sprints, ausprobiert. Am Ende baut sich das Team ein gemeinsames Surfbrett – ein Set aus drei Fragen, die dem Team am sinnvollsten fĂŒr das Daily Scrum erscheinen. So können Sie erfolgreich durch die nĂ€chsten Meetings surfen.

Verteilen Sie Meeting-Rollen, um dafĂŒr zu sorgen, dass jeder etwas zum Meeting beitrĂ€gt.

Haben Sie schon mal in einem Meeting gesessen und am Sinn Ihrer Anwesenheit gezweifelt? Oder haben Sie umgekehrt ein Meeting geleitet und sich darĂŒber geĂ€rgert, dass einige Teilnehmende gar nichts beigetragen haben, sondern eher „Meeting-Touristen“ waren? Gestalten Sie diesen Meeting-Tourismus aktiver, um alle Teilnehmenden miteinzubeziehen: Wenn Sie ein Meeting vorbereiten, ĂŒberlegen Sie sich im Vorfeld, wer welche Rolle als Meeting-Tourist ausfĂŒllen könnte. Dabei ist es egal, ob jemand vorbereitet ist, welche Rolle er hat oder ob er sich mit dem Thema auskennt. Sobald das Meeting startet, geben Sie allen Teilnehmenden eine Karte, auf der ihre Rolle jeweils beschrieben ist. Sie könnten zum Beispiel folgende Rollen verteilen:

  • „Zu Hause ist alles besser“: Dieser Tourist nörgelt an allem herum. Er fragt unverblĂŒmt, wozu das alles ĂŒberhaupt gut sein soll, und beschwert sich, dass das alles zu viel Aufwand und zu anstrengend sei.

  • Die Hinterfragende: Sie findet den Ausflug, also das Meeting, im Prinzip gut, ist aber immer auf der Suche nach Details, die man noch verbessern könnte.

  • Der Euphorische: Er fokussiert sich positiv auf das bereits Erreichte und teilt aktiv seine Begeisterung mit.

Sie können beliebige andere Rollen finden. Wichtig ist, dass alle Teilnehmenden bewusst eine beobachtende Position einnehmen, aus der heraus sie wertvolle Erkenntnisse beitragen.

Mit dem Tool Skippy können Wissens- und KompetenzabhĂ€ngigkeiten innerhalb von Teams bewusst gemacht und reduziert werden.

In jedem Team kommt es irgendwann zu der Situation, dass nur ein bestimmtes Mitglied ĂŒber das nötige Wissen oder die nötige Entscheidungskompetenz verfĂŒgt, um an einem Punkt weiterzumachen. Normalerweise einigt man sich dann darauf, dass man dieses Thema bis zur RĂŒckkehr der entsprechenden Person zurĂŒckstellt.

Mit dem Tool „Skippy“ werden solche AbhĂ€ngigkeiten bewusst reflektiert. Ähnlich wie Strangy wird auch bei Skippy eine Karte oder ein anderer Gegenstand in Meetings in einer bestimmten Situation hochgehalten. Bei Skippy soll das immer dann geschehen, wenn ein Schritt ĂŒbersprungen, also geskippt, wird, weil das Team zum Beispiel eben auf Input von jemandem wartet, der nicht anwesend ist und ohne den es nicht weitergehen kann.

„Skippy soll dabei helfen, direkt beim Bemerken einer WissenslĂŒcke auf das Thema einzugehen und Optionen zur Reduktion der AbhĂ€ngigkeiten zu klĂ€ren.“

Wenn ein Teammitglied den Skippy hebt, werden diese AbhĂ€ngigkeiten von bestimmten Teammitgliedern noch einmal bewusst gemacht und dadurch besprechbar. Anschließend sollte sofort entschieden werden, wie das Team in Zukunft mit diesem Engpass umgehen möchte. Das dauert meistens nur ein paar Minuten: Wer sollte in Zukunft die Erlaubnis haben, eine solche Entscheidung anstelle der zustĂ€ndigen Person zu treffen? Oder sollte sich eine zweite Person in das Thema einarbeiten, um im Zweifelsfall den nötigen Input oder eine besondere Aufgabe ĂŒbernehmen zu können?

In diesem Sinne funktioniert Skippy wie die meisten Team-Toppings: Anhand einer kurzen, zielgerichteten Intervention können Sie die Zusammenarbeit im Team langfristig reibungsloser, mĂŒheloser und effizienter gestalten.

Über die Autoren

Die Lerndesignerin Franziska Schleuter beschĂ€ftigt sich mit Arbeits- und Organisationspsychologie. Jan Schönfeld ist GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Agentur Lernhacks. Patrick Schuder ist Agile Coach und Thomas Tillmann ist Berater fĂŒr Lern- und Personalentwicklungsstrategie.

Dieses Dokument ist fĂŒr den persönlichen Gebrauch bestimmt.

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