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Tod eines Handlungsreisenden

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Tod eines Handlungsreisenden

Gewisse Privatgespräche in zwei Akten und einem Requiem

Fischer Tb,

15 min read
10 take-aways
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What's inside?

Das packende Drama eines kleinen Mannes, der an seinen großen Träumen zugrunde geht.

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Vom Scheitern an falschen Idealen

Tod eines Handlungsreisenden ist ein einfühlsam gezeichnetes Porträt der amerikanischen Mittelschicht der 1940er Jahre. Es gewährt einen tiefen Einblick in die Träume und den Selbstbetrug des Handelsvertreters Willy Loman, der sich zu viel vom Leben erhofft hat und letztlich den Freitod wählt, um sich nicht mit seinem Scheitern auseinandersetzen zu müssen. Durch eine virtuose Verknüpfung von Innen- und Außenperspektive gelingt es dem Autor, sowohl Willys Berufs- und Familienleben als auch seine Psyche facettenreich und eindringlich darzustellen. Viele Motive sprechen den Zuschauer bzw. Leser bis heute an: die Zwänge und Forderungen der Familie, das über Jahre abzuzahlende Haus, in dem am Ende niemand mehr leben will, die Kündigung des loyalen Mitarbeiters, der der Firma sein halbes Leben geopfert hat, die vielen unerfüllbaren Wünsche und der Traum vom großen Geld. All diese Themen werden im Stück kritisch und z. T. auch augenzwinkernd behandelt. Eine Tragödie des kleinen Mannes, die unter die Haut geht.

Take-aways

  • Tod eines Handlungsreisenden zählt zu den berühmtesten amerikanischen Dramen des 20. Jahrhunderts.
  • Inhalt: Der zunehmend erfolglose Vertreter Willy Loman gerät in Streit mit seinen beiden erwachsenen Söhnen, die erkennen müssen, dass die goldene Zukunft, die ihr Vater ihnen prophezeit hat, für sie unerreichbar ist. Nachdem Willy gefeuert wird, will er nicht wahrhaben, dass sein Lebenstraum gescheitert ist. Er zieht sich in seine Erinnerungen an bessere Zeiten zurück, diskutiert in seiner Einbildung mit seinem erfolgreichen Bruder und begeht schließlich Selbstmord.
  • Willy Lomans Scheitern versinnbildlicht eindringlich das Platzen des amerikanischen Traums.
  • Das Stück besteht in erster Linie aus Willys Gesprächen mit seiner Familie sowie mit Figuren aus seiner Traumwelt.
  • Mit der Einbindung von Rückblenden und Traumsequenzen übertrug Miller Techniken des Fernsehens auf die Bühne.
  • Das Innenleben der Figuren wird oft durch Selbstgespräche wiedergegeben.
  • Miller setzte mit dem Drama sein Konzept um, ganz normale Menschen zu Tragödienhelden zu machen.
  • Tod eines Handlungsreisenden wurde 1949 in New York uraufgeführt und war auf Anhieb erfolgreich.
  • Volker Schlöndorff verfilmte das Stück mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle.
  • Zitat: „Immer kam es mir darauf an, mein Leben nicht zu vergeuden, und jedes Mal wenn ich hierher zurückkomme, weiß ich, dass ich nichts anderes als das getan hab’: mein Leben vergeudet.“

Zusammenfassung

Verfrühte Heimkehr

Willy Loman ist Vertreter für Strümpfe und reist in ganz Neuengland umher, um seine Ware an den Mann zu bringen. An diesem Tag kehrt er viel früher als erwartet nach Hause zurück und wird von seiner Frau Linda begrüßt. Sie ist besorgt und fragt ihn, was passiert ist, ob er etwa wieder einen Unfall gehabt habe. Willy verneint und gesteht, dass er einfach nicht weiterfahren konnte und deshalb umgekehrt ist. Es fiel ihm schwer, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Linda bittet ihn, noch einmal seinen Chef zu fragen, ob er nicht eine Stelle in der Stadt bekommen könne. Er sei immerhin schon über 60 und sollte nicht mehr die weiten Strecken fahren müssen. Willy ist zwar der Meinung, dass die Firma nicht auf ihn verzichten kann und seine Erfahrung braucht, will es aber dennoch versuchen.

„Die Bevölkerung ist außer Kontrolle geraten! Der Wettbewerb ist wahnsinnig! Riech den Gestank aus diesem Wohnblock! Und da drüben ist noch einer ...“ (Willy, S. 13)

Willy fragt Linda nach den beiden erwachsenen Söhnen Biff und Happy, die gerade zu Besuch sind. Er findet es schade, dass sie nicht zu Hause wohnen. Am Morgen hat er sich, nicht zum ersten Mal, mit Biff über dessen berufliche Laufbahn gestritten. Linda bittet ihn, verständnisvoller zu sein, doch Willy fühlt sich im Recht. Er verliert sich in Erinnerungen an die Zeit, als Biff noch zur Schule ging.

Sorgen und Pläne

Währenddessen unterhalten sich Biff und Happy oben in ihrem Zimmer über die zunehmende Verwirrung ihres Vaters und über die sich häufenden Unfälle. Happy ist überzeugt, dass er psychisch nicht mehr dazu in der Lage ist, längere Strecken zu fahren. Er erzählt Biff von den Selbstgesprächen, die Willy immer führt, und dass er sich in diesen anscheinend meistens mit Biff unterhält. Happy glaubt, dass Willy die berufliche Erfolglosigkeit Biffs zu schaffen macht. Biff erzählt Happy von der Arbeit auf den Farmen, wo er im Freien ist und den Frühling genießen kann. Doch immer, wenn er sich eingesteht, dass er sein ganzes Leben so verbringen könnte, geht er zurück nach Hause, nur um dort wieder zu erkennen, dass er sein Leben vergeudet hat. Auch Happy ist nicht glücklich. Er hat zwar seine Wünsche, wie eine eigene Wohnung, ein Auto und immer hübsche Frauen zu haben, erreicht. Dennoch ist er einsam.

„Immer kam es mir darauf an, mein Leben nicht zu vergeuden, und jedes Mal wenn ich hierher zurückkomme, weiß ich, dass ich nichts anderes als das getan hab’: mein Leben vergeudet.“ (Biff, S. 18)

Biff berichtet Happy von seinem Plan: Er möchte zu seinem ehemaligen Chef Bill Oliver gehen und ihn um Startkapital für ein eigenes Sportartikelgeschäft bitten. Happy ist sofort begeistert von der Idee und bestärkt Biff in seinem Vorhaben. In diesem Moment dringt Willys Stimme wieder zu ihnen herauf. Biff bittet Happy, zu Hause zu bleiben und am nächsten Morgen mit Willy zu sprechen.

Willys Traumwelt

Willy ist unterdessen vollkommen in seinen Erinnerungen versunken und spricht mit dem jungen Biff. In seiner Fantasie hat er dem Kind als Überraschung einen Punchingball mitgebracht, woraufhin Biff gesteht, dass er aus dem Trainingsraum einen Fußball „geliehen“ hat. Willy nimmt diesen Diebstahl gelassen und erzählt seinen beiden Söhnen von seinem Erfolg und wie beliebt er in den Städten ist, die er besucht. Kurz darauf kommt der Nachbarsjunge Bernard hinzu, der mit Biff für die Mathematikprüfung lernen will. Willy macht sich über ihn lustig, weil er klein, schmächtig und unbeliebt ist. Biff dagegen, so glaubt er, wird die Prüfung schon allein deswegen bestehen, weil er im Sport so gut ist und ihm bereits Stipendien angeboten wurden. Als Linda hinzukommt, erzählt er ihr von seiner letzten, wenig erfolgreichen Geschäftsreise. Willy gesteht, dass die Leute ihn zwar zu mögen scheinen, ihn jedoch nicht ernst nehmen. Linda beruhigt ihn. Eine andere Frau betritt die Szene. Willy küsst sie und erzählt ihr, dass er auf seinen Reisen immer so einsam ist und von Selbstzweifeln geplagt wird.

„Du und Hap und ich, und ich zeig’ euch alle Städte. Amerika ist voller schöner Städte, und überall gibt’s nette, aufrechte Leute. Und alle kennen mich, Jungs, überall in Neuengland.“ (Willy, S. 25)

Als der reale Happy aus seinem Zimmer herunterkommt und Willys Träumereien unterbricht, erzählt dieser ihm von seinem Bruder Ben, der nach Alaska gegangen sei und eine Diamantenader gefunden habe. Happy verspricht Willy, für ihn zu sorgen, wenn er älter wird, doch der glaubt ihm nicht. In diesem Moment kommt der Nachbar Charley, Bernards Vater, hinzu, der sich Sorgen macht, weil er Lärm gehört hat. Charley schlägt vor, eine Runde Karten zu spielen, damit Willy sich beruhigen kann. Er bietet ihm einen Job in seinem Geschäft an, doch Willy lehnt ab. Sie streiten sich über eine Nebensächlichkeit, als Willy eine Erscheinung seines Bruders Ben hat. Er versucht ihn zu ignorieren, damit Charley es nicht bemerkt, beginnt dann aber doch, auf die Fragen des imaginären Ben zu antworten, die Charley natürlich nicht hören kann. Um zu verbergen, dass er Halluzinationen hat, behauptet Willy, einen Stich beim Kartenspiel gehabt zu haben, der eigentlich Charley zusteht, woraufhin dieser erzürnt die Küche verlässt. Nun kann Willy sich wieder ganz seinen Traumbildern widmen. Ben erzählt von ihrer abenteuerlichen Kindheit und wie er nach Alaska gehen wollte, aber in Afrika landete und dort ein Vermögen mit Diamantenfeldern machte. Um Ben zu beeindrucken und ihm zu beweisen, wie gut er seine Söhne erzieht, lässt er sie zum Spaß gegen ihn kämpfen. Dann befiehlt er ihnen, Sand und anderes Baumaterial von einer nahen Baustelle heranzuschaffen, damit sie die Veranda renovieren können. In der Erziehung von Biff und Happy will Willy Ben als Vorbild heranziehen.

Auf dem absteigenden Ast

Linda kommt herunter, weil sie sich Sorgen macht. Willy möchte noch ein paar Schritte gehen und entfernt sich. Biff und Happy kommen hinzu und Biff fragt seine Mutter, was mit Willy los ist. Linda erzählt, dass Willy schon länger so verwirrt ist und dass es am schlimmsten ist, wenn Biff zu Besuch kommt. Sie bittet ihn, Streitigkeiten mit Willy zu vermeiden, und fordert von ihm Respekt, wenn er schon keine Gefühle für seinen Vater habe. Sie erzählt den beiden, dass Willy, wie sie erfahren hat, seit einiger Zeit nur noch die Provision und kein festes Gehalt mehr bekommt. Willy verkauft immer weniger und fährt meistens umsonst los. Um das vor Linda zu verheimlichen, leiht er sich bei Charley Geld und behauptet, es sei sein Gehalt. Linda erzählt den beiden Söhnen, dass Willy selbstmordgefährdet sei. Er hatte im vergangenen Jahr mehrere „Unfälle“ und Linda gesteht, dass sie im Keller ein neues Ventil an der Gasleitung und einen versteckten Gummischlauch gefunden hat. Sie macht sich große Sorgen und versucht Biff klarzumachen, dass das Leben seines Vaters allein davon abhängt, wie er sich ihm gegenüber verhält. Er schwört ihr daraufhin, zu Hause zu bleiben und sich zu bemühen, besser mit Willy auszukommen. Später geht Biff hinunter in den Keller und entfernt den hinter der Heizung versteckten Gummischlauch.

„William, als ich in den Dschungel ging, war ich siebzehn. Als ich rauskam, war ich einundzwanzig. Und, weiß Gott, ich war reich.“ (Ben, S. 42)

Willy kommt zurück und ärgert sich über Biff. Als er ins Haus gehen will, erzählen ihm seine Söhne von dem Plan, ein Sportgeschäft zu eröffnen und sich zu diesem Zweck Geld von Bill Oliver zu leihen. Willy lässt sich schnell überzeugen, ist voller Hoffnung und will selbst gleich am nächsten Tag darum bitten, nach New York versetzt zu werden.

Willy wird gefeuert

Am nächsten Morgen ist Willy guter Dinge. Er glaubt, dass es mit Biff jetzt endlich aufwärtsgeht. Linda erzählt ihm, dass die Söhne ihn für den Abend zum Essen einladen möchten. Willy freut sich sehr über diese Einladung und macht sich voller Hoffnung auf den Weg zu seiner Firma. Er hat Howard, seinen Chef, schon vor einiger Zeit gebeten, für ihn einen Job in der Stadt zu finden, doch dieser meint, es gäbe keine solche Stelle für Willy. Willy bittet ihn nun noch einmal inständig darum und beruft sich auf Howards Vater, der einen solchen Gefallen nicht abgeschlagen hätte. Howard teilt ihm daraufhin mit, dass Willy nicht mehr als Vertreter für die Firma arbeiten wird.

„Er ist mir der liebste Mensch auf der Welt, und solange ich da bin, darf ihn niemand so behandeln, dass er sich ungeliebt, wertlos und traurig fühlt (...) Entweder er ist dein Vater und du zollst ihm den schuldigen Respekt oder du betrittst dieses Haus nicht mehr.“ (Linda zu Biff, S. 45)

Als Howard den Raum verlässt, erscheint der imaginäre Ben. Willy fragt ihn, was er nun tun soll. Ben erzählt ihm von einem Stück Wald in Alaska, für das er noch jemanden brauche, der sich darum kümmert. Doch Willy schlägt das Angebot aus; er ist der Meinung, dass seine Familie hier Erfolg haben wird und nicht nach Alaska zu gehen braucht, um reich zu werden.

„Ich behaupte nicht, er sei eine Größe. Willy Loman hat nie viel Geld verdient. Sein Name war nie eine Schlagzeile wert. Sein Charakter ist auch nicht gerade der beste, aber er ist ein Mensch, und es passiert ihm gerade etwas Schreckliches. Also gebührt ihm Achtung.“ (Linda, S. 45 f.)

Später trifft Willy den erwachsenen Bernard. Er fragt ihn, warum Biff es beruflich nie zu etwas gebracht hat. Bernard meint, dass alles anders gekommen wäre, wenn Biff damals die Abschlussprüfung in Mathematik wiederholt hätte. Diesen Plan habe er jedoch aufgegeben, nachdem er Willy in Boston besucht hatte. Bernard fragt Willy, was damals in Boston passiert sei. Willy ist erzürnt, dass Bernard offensichtlich ihm die Schuld für das Geschehene geben will. In diesem Moment kommt Charley hinzu, um seinen Sohn zu verabschieden, der als Anwalt einen Fall vor dem Obersten Gerichtshof vertreten soll. Als Bernard gegangen ist, bittet Willy Charley um etwas mehr Geld als sonst und verspricht ihm, es so bald wie möglich zurückzuzahlen. Charley bietet ihm daraufhin erneut einen Job an. Willy erzählt ihm nach einigem Zögern, dass er gefeuert wurde, er will das Jobangebot aber dennoch nicht annehmen.

Das Abendessen

Happy wartet im Restaurant auf Biff und Willy und unterhält sich mit dem Kellner Stanley. Er entdeckt eine junge Frau und fordert sie nach einem kurzen Gespräch auf, noch eine Freundin anzurufen, damit sie gemeinsam mit seinem Bruder den Abend verbringen können. Happy fragt den gerade angekommenen Biff, wie es bei Bill Oliver gelaufen sei. Biff erzählt, dass er nicht einmal mit Oliver reden konnte, weil sich dieser gar nicht an ihn erinnerte, und dass er sechs Stunden vergeblich gewartet hat. Nun will er auch Willy alles erzählen, damit dieser einsieht, dass Biff nie zu dem werden wird, was er sich von ihm erhofft. Happy ist jedoch dagegen. Er meint, sie müssten Willy weiterhin Hoffnung machen. In diesem Augenblick kommt Willy herein und berichtet von seiner Entlassung. Er drängt Biff, von seinem Tag zu erzählen, und dieser bringt es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen. Willy kann Biffs verworrenen Ausführungen jedoch kaum folgen, weil er immer weniger zwischen seiner Traumwelt und der Realität zu unterscheiden vermag. Biff kann schließlich Willys Anblick nicht mehr ertragen und geht. Happy und beiden Frauen folgen ihm und lassen ihren Vater allein zurück.

„Erzähl mir nicht, dass draußen Leute warten – ich hab’ dieser Firma vierunddreißig Jahre geopfert, Howard, und heute kann ich nicht mal meine Versicherung zahlen! Du kannst die Zitrone nicht auspressen und dann die Schale wegwerfen – ein Mensch ist doch kein Abfall!“ (Willy, S. 67)

Willy erinnert sich an eine Szene in Boston vor etlichen Jahren. Er ist mit einer Frau in einem Hotelzimmer, als es klopft. Es ist der junge Biff, der zu Willy gefahren ist, um ihm zu gestehen, dass er durch die Mathematikprüfung gefallen ist, und ihn zu bitten, noch einmal mit dem Lehrer zu reden. Als sein Sohn die fremde Frau entdeckt, bringt Willy unglaubwürdige Erklärungen vor, warum sie sich in seinem Zimmer befindet. Doch die Situation ist eindeutig, und Biff ist zutiefst erschüttert. Der besorgte Kellner reißt Willy aus seinen Gedanken und erklärt ihm, dass Biff und Happy schon gegangen sind und ihn später zu Hause treffen wollen.

Das letzte Gespräch

Als Biff und Happy zu Hause ankommen, werden sie bereits von Linda erwartet. Sie ist wütend, weil die beiden ihren Vater einfach allein gelassen haben, und fordert sie auf, das Haus sofort zu verlassen. Biff will jedoch noch ein letztes Mal mit Willy reden.

„Der ganze Reichtum Alaskas wird beim Mittagessen im Commodore Hotel verhandelt, und das ist ja das Wunder, das Wunder dieses Landes, dass man es zu Diamanten bringen kann, nur weil man beliebt ist.“ (Willy zu Ben, S. 71)

Dieser befindet sich im Garten, wo er sich wieder mit seinem Bruder Ben unterhält. Willy spricht von einem Angebot über 20 000 $, das man nicht einfach ausschlagen sollte, und malt sich seine eigene Beerdigung aus, zu der alle Leute kommen würden, die er auf seinen Reisen getroffen hat. Biff möchte sich endgültig von seinem Vater verabschieden und ihn mit der Wahrheit über sie beide konfrontieren. Er gibt Willy die Schuld an seinem beruflichen Scheitern, weil der ihn in dem Glauben erzogen habe, dass jeder alles erreichen könne. Willy soll seine falschen Träume und seine unrealistischen Anforderungen endlich aufgeben und sie beide als das sehen, was sie sind. Der Vater erkennt, dass Biff ihn trotz allem noch liebt, und ist tief bewegt, hat aber kaum auf das gehört, was Biff gesagt hat. Er hat weiterhin großartige Pläne für Biffs Zukunft. Mit den 20 000 $, so meint er, wird Biff alles erreichen können, was er sich wünscht. Er geht zum Auto und rast davon, seine Familie kann ihn nicht aufhalten.

Requiem

Biff, Happy, Linda und Charley stehen an Willys Grab. Niemand außer ihnen ist gekommen, um sich von Willy zu verabschieden. Charley hält eine ergreifende Rede. Happy glaubt, dass Willys Traum trotz allem der richtige war und dass es sich nicht lohnt, nach weniger als dem Besten zu streben. Biff erkennt, dass Happy ein hoffnungsloser Fall ist. Linda bittet die anderen, sie noch einen Moment am Grab allein zu lassen. Sie kann nicht weinen und sie versteht nicht, warum Willy sie nun, da das Haus endlich abbezahlt ist und sie schuldenfrei sind, verlassen hat.

Zum Text

Aufbau und Stil

Das Stück ist in zwei Akte und ein Requiem gegliedert. Im ersten Akt werden die Probleme, Pläne und Illusionen der Hauptfiguren vorgestellt, im zweiten Akt steuert das Geschehen dann geradewegs auf die Katastrophe zu. Die gesamte Handlung entwickelt sich in Gesprächen, die z. T. wirklich und z. T. nur in Willys Traumwelt stattfinden. Die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur kann der Zuschauer an ihren Selbstgesprächen ablesen. Der ursprüngliche Arbeitstitel war bezeichnenderweise „Inside His Head“. Der Perspektivenwechsel zwischen Willys Traumwelt und den realen Ereignissen ist das spezifisch Neue und Besondere an Millers Stück. Ihm gelingt so nicht nur ein tiefer Einblick in die Psyche seiner Hauptfigur, sondern auch eine geschickte Einflechtung des Vergangenen in die aktuelle Handlung. Die beiden Ebenen werden dabei mithilfe musikalischer Untermalung und Beleuchtung voneinander unterschieden, was Miller in klaren Regieanweisungen vorgibt. Die aktuelle Handlung umfasst ziemlich genau 24 Stunden, während die Rückblenden aus der Zeit von vor etwa 15 Jahren stammen. Sprachlich lassen sich zwischen den Figuren kaum Unterschiede feststellen, lediglich der Kellner Stanley bietet mit seinem Dialekt einen Kontrast zu den anderen. Allerdings variieren die Länge der gesprochenen Passagen und der Ton stark. So bilden etwa Lindas ruhige, recht lange Ausführungen einen Gegenpol zu Biffs kurzen Einwürfen. Willy hat während der Traumsequenzen meist einen zufriedenen bis fröhlichen Ton, während er sich in den Realszenen oft selbst widerspricht und unsicher, launisch und manchmal regelrecht aggressiv wirkt.

Interpretationsansätze

  • Willys Scheitern steht sinnbildlich für das Scheitern des amerikanischen Traums, dass jeder alles erreichen kann, wenn er nur will. Willys Lebenslüge ist die Lebenslüge eines ganzen Landes, denn die scheinbar „unbegrenzten Möglichkeiten“ werden viel zu oft durch die Anforderungen des Alltags zunichtegemacht.
  • Zeit- und Gesellschaftskritik prägen Tod eines Handlungsreisenden ebenso wie viele andere Stücke von Arthur Miller. Die Distanz zwischen Arm und Reich, die Bedeutung des Beliebtseins und der Kampf um die eigene Absicherung werden in der Lebensgeschichte Willy Lomans exemplarisch dargestellt.
  • Das Stück zeigt die Tragödie des kleinen Mannes. Arthur Miller vertrat die Ansicht (u. a. in dem Aufsatz Tragedy and the Common Man), dass auch ganz normale Menschen das Zeug zum Tragödienhelden hätten, selbst wenn sie keine Helden im klassischen Sinn seien. Willy Loman ist schon dem Namen nach ein solcher „low man“.
  • Der Generationenkonflikt zwischen Biff und Willy kann als generelle Kritik an den zu hohen Anforderungen von Eltern an ihren Nachwuchs gelesen werden: Die Eltern projizieren ihre eigenen unerfüllten Wünsche und Ziele auf ihre Kinder. Das gesamte Stück ist darauf ausgelegt, die Einschränkungen und Ansprüche des Familienlebens in den unterschiedlichen Wechselbeziehungen darzustellen. Im Mittelpunkt steht dabei die mangelnde Kommunikation: Selbst wenn sie einmal das Gespräch suchen, reden die Familienmitglieder oft aneinander vorbei.

Historischer Hintergrund

Amerika im Umbruch

Etwa zwischen 1850 und 1920 fand in den USA ein gewaltiger gesellschaftlicher Wandel statt. Kleine Unternehmen wurden zunehmend von großen Firmen verdrängt und der Wettbewerb verschärfte sich. Zwar wurde im Süden und Westen des Landes nach wie vor schwerpunktmäßig Landwirtschaft betrieben, doch im Norden und Osten setzte sich die Industrie immer weiter durch. Der Anteil der Bevölkerung, der in den Städten lebte, schoss in die Höhe. In den 20er Jahren folgte eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands, der nicht zuletzt dem Siegeszug des Automobils zuzuschreiben ist. Neue Dienstleistungsgewerbe, die sich auf dieses Verkehrsmittel stützten, erlebten einen ungeheuren Aufschwung.

Der nie gekannte wirtschaftliche Boom, die neue Lebensfreude und die berühmt gewordenen Partys der wilden 20er endeten 1929 abrupt mit dem Schwarzen Freitag, dem Crash der amerikanischen Börse, der allen ins Bewusstsein rief, wie zerbrechlich der Erfolg und der Wohlstand sind. Die Große Depression ergriff das Land und zwang den Menschen viele Entbehrungen auf. Durch das als „New Deal“ in die Geschichte eingegangene Gesetzespaket versuchte Präsident Franklin D. Roosevelt, die amerikanische Wirtschaft ab 1933 wieder aufzubauen. Zum ersten Mal in der Geschichte der USA wurde mit diesen Gesetzen auch die soziale Sicherung des Einzelnen angestrebt. Als Reaktion auf das Erstarken der Nazis in Deutschland erwogen die USA die Abkehr von ihrer isolationistischen Außenpolitik, die sie mit ihrem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg 1941 endgültig aufgaben. In dieser Phase der äußeren Bedrohung berief sich das Volk zunehmend auf als „typisch amerikanisch“ geltende Werte, wie die unbegrenzten Möglichkeiten des Individuums.

Entstehung

Mit Tod eines Handlungsreisenden verarbeitete Arthur Miller ein Stück seiner eigenen Geschichte, wobei vor allem die Ähnlichkeit zwischen den Lebenswegen seines Vaters und Willy Lomans beachtlich ist. Doch auch andere persönliche Erfahrungen flossen in das Stück ein. So lassen sich durchaus Parallelen zwischen der Figur des Biff und Miller selbst erkennen: Der Autor war ebenfalls schlecht in Mathematik und er war ein guter Sportler. Auch die Liebe zur handwerklichen Arbeit und zum ländlichen Leben prägen Biffs wie Millers Biografie.

Neben dem Inhalt war es aber auch die Struktur, die den Autor besonders reizte. Schon seit einiger Zeit wollte er die Techniken der Rückblenden und der illusionären Sequenzen, die im Film und im Radio bereits genutzt wurden, auf die Bühne übertragen. In seiner Biografie Zeitkurven sagt er: „Mir schwebte ein Bogen des Erzählens ohne Zwischendialoge und ohne einen festgelegten Schauplatz vor. Diese Methode würde den Kopf eines Menschen öffnen, damit das Stück darin stattfinden konnte und sich durch gleichlaufende und nicht aufeinanderfolgende Handlungen entwickelte.“ Neben der klassischen Tragödie beeinflusste hauptsächlich das Werk von Tennessee Williams Millers Dramen. Die Thematisierung der Lebenslüge und deren Aufdeckung steht außerdem eindeutig in der Tradition von Henrik Ibsen, der seine dramatischen Handlungen ebenfalls auf einer sich nach und nach enthüllenden Vorgeschichte basieren ließ.

Wirkungsgeschichte

Tod eines Handlungsreisenden ist Arthur Millers bekanntestes Stück. Seit der Uraufführung in New York im Jahr 1949, die sowohl vom Publikum als auch von den Kritikern begeistert aufgenommen wurde, ist das Drama Stammgast auf den Bühnen der Welt. Hochgelobt wurde es vor allem wegen seines einfachen und direkten Stils: Der neue, ungekünstelte Umgang mit der Sprache stellte in den 40er Jahren ein Novum dar, das auch durch Millers Einfluss die Theaterkunst revolutionierte. Noch im gleichen Jahr erhielt Miller für das Stück den Pulitzerpreis.

Nachdem das Drama wegen der politischen Verfolgung Millers während der McCarthy-Ära kurzzeitig an Bekanntheit verlor, wurde es in den 70er Jahren wiederentdeckt und erlebte zahlreiche Aufführungen. Der größte Erfolg war jedoch Volker Schlöndorffs Verfilmung des Stücks aus dem Jahr 1985 mit John Malkovich als Biff und Dustin Hoffman in der Hauptrolle. Hoffman hatte den Willy Loman zuvor bereits über 250 Mal auf der Bühne dargestellt. In einer anderen Verfilmung aus dem Jahr 1968 spielte Heinz Rühmann die Titelrolle.

Heute zählt Tod eines Handlungsreisenden zu den bedeutendsten modernen Dramen überhaupt. Kaum jemand kommt im Englischunterricht an der Lektüre vorbei, was nicht zuletzt dadurch zu erklären ist, dass die Themen, die das Stück behandelt, nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Über den Autor

Arthur Miller wird am 17. Oktober 1915 in eine relativ wohlhabende jüdische Familie in New York City geboren. Sein Vater ist Textilfabrikant. Durch diesen Hintergrund erfährt Miller schon früh viel über die Hoffnungen und Enttäuschungen, die das Geschäftsleben mit sich bringt. Millers Vater wird vom Börsenkrach 1929 schwer getroffen und zieht sich in sein Haus und ins Familienleben zurück. Nach der Highschool nimmt Arthur Miller kleinere Jobs an, bevor er beschließt, Schriftsteller zu werden. Er spart Geld für das College und bittet den Präsidenten der Universität von Michigan, ihm trotz seiner schlechten Noten eine Chance zu geben. Er wird für ein Journalismusstudium angenommen, wechselt aber später zum Hauptfach Englisch. Nach seinem Abschluss kehrt Miller zurück nach New York, wo er zunächst Stücke fürs Radio schreibt. 1940 heiratet er Mary Grace Slattery, mit der er schon seit Abschluss des Studiums zusammen ist. Sein erstes Broadwaystück folgt kurze Zeit später, doch bleibt der Durchbruch zunächst noch aus. Gestärkt durch den Erfolg seines zweiten Stücks All My Sons (Alle meine Söhne) im Jahr 1947, beginnt Miller 1948 mit der Arbeit an Death of a Salesman (Tod eines Handlungsreisenden). 1956 trennt er sich von seiner ersten Frau, um kurze Zeit später die berühmte Schauspielerin Marilyn Monroe zu heiraten. Die Ehe scheitert nach wenigen Jahren. Mit seiner dritten Frau Inge Morath bleibt Miller bis zu seinem Tod zusammen. Neben und auch innerhalb seiner schriftstellerischen Arbeit setzt sich Miller immer wieder für antifaschistische, kapitalismuskritische und demokratische Belange ein und wird deshalb während der McCarthy-Ära in den 50er Jahren scharf überwacht. Als er sich vor einem Ausschuss weigert, Namen von ihm bekannten Kommunisten zu nennen, wird er verurteilt und bekommt berufliche Schwierigkeiten; das Urteil wird später wieder aufgehoben. Das Drama The Crucible (Hexenjagd, 1953) entsteht vor diesem Hintergrund. Arthur Miller stirbt am 10. Februar 2005 in Roxbury, Connecticut.

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