Auf der Suche nach Indien
- Roman
- Moderne
Worum es geht
O-u-bo-um
E. M. Forster gehört zu den großen Pessimisten der Weltliteratur. Das Motiv der Enttäuschung zieht sich durch sein Leben und Werk wie eine ins Unendliche gedehnte Dissonanz. Auch in Auf der Suche nach Indien ist das Thema allgegenwärtig. Hier wird alles und jeder enttäuscht: der Glaube des indischen Protagonisten an die Kraft des guten Willens; der Wunsch einer Engländerin, das „wahre“ Indien kennen zu lernen; die Selbstverliebtheit der britischen Kolonialherren, die sich verzweifelt als Vertreter einer höheren Zivilisation sehen möchten; die anfängliche Bewunderung der Inder für die gut organisierten Fremdherrscher; das Streben der alten, lebensmüden Mrs. Moore nach einem höheren Sinn. Jedes Sehnen und Verlangen zurückweisend, steht im Zentrum des Romans das pulsierende Echo in den Marabar-Grotten, das auf alle Stimmen ewig gleich ist: „O-u-bo-um.“ Der Roman müsste bei einer solchen Anlage ein bleischweres Unglücksepos sein – wäre nicht sein Urheber einer der feinfühligsten und präzisesten Sprachkünstler der Weltliteratur.
Zusammenfassung
Über den Autor
Edward Morgan Forster wird am 1. Januar 1879 in London geboren. Da sein Vater früh stirbt, wächst er bei der Mutter auf, die ihn maßlos verhätschelt. Als Muttersöhnchen verspottet, hat der sensible Junge einen schweren Stand bei seinen Mitschülern und flüchtet sich in die Welt der Literatur. Erst als junger Mann und Student der Altphilologie am King’s College in Cambridge schließt Forster erste Freundschaften, die jedoch aufgrund seiner homosexuellen Neigung oft von Missverständnissen getrübt sind. Nach dem Studium bereist er mit der Mutter Italien; die Eindrücke inspirieren ihn zu seinem ersten Roman Engel und Narren (Where Angels Fear to Tread), der 1905 erscheint; weitere Romane folgen und sichern Forster früh literarischen Ruhm und ein leidliches Auskommen. Gemeinsam mit Künstlern und Intellektuellen wie Virginia Woolf oder John Maynard Keynes gehört er dem Gründungszirkel der legendären Bloomsbury Group an. 1907 lernt er den Inder Syed Ross Masood kennen und verliebt sich. Seine Gefühle bleiben unerwidert, dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf. 1913 besucht er Masood in Indien. Begeistert von Land und Leuten beginnt er hier seinen Roman Auf der Suche nach Indien (A Passage to India), den er jedoch erst nach einem zweiten Aufenthalt rund zehn Jahre später als Privatsekretär des Maharadscha von Dewas fertigstellt. Es ist Forsters letzter Roman, seine Kreativität scheint versiegt. Fortan betätigt er sich hauptsächlich als Literaturkritiker. Nach wie vor leidet sein Liebesleben unter den Heimlichkeiten, zu denen ihn die Rücksicht auf seine dominante Mutter zwingt. Erst nach ihrem Tod macht er dem Versteckspiel ein Ende und wird schließlich gar zum öffentlichen Fürsprecher der rechtlichen Anerkennung homosexueller Beziehungen. Postum erscheint der homoerotische Roman Maurice (1971), den der ängstliche Forster über ein halbes Jahrhundert lang unter Verschluss gehalten hat. Der Autor stirbt am 7. Juni 1970 in Coventry.
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