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Die Ästhetik des Widerstands
Buch

Die Ästhetik des Widerstands

Frankfurt am Main, 1975
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2005 more...

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Wie viel Kultur braucht der Widerstand?

Vordergründig setzt Peter Weiss mit seinem akribisch recherchierten Monumentalwerk den antifaschistischen Widerstandskämpfern aus dem kommunistischen Umfeld, die im Westen meist unbeachtet blieben, ein Denkmal. Wie der Titel des Buches aber schon sagt, geht es vor allem um die Schlüsselrolle der Kultur für einen erfolgreichen Widerstand gegen Barbarei und Unterdrückung. Weiss unterstellt den relativ wenigen Menschen, die sich dem NS-Terror zu widersetzen wagten, dass sie die Kraft dafür aus einer entsprechend entwickelten Kultur schöpften. Auf dieser Basis kritisiert er auch den Kommunismus und dessen von oben verordnete Kunstform, den sozialistischen Realismus. Letztendlich gaben die historischen Entwicklungen Peter Weiss Recht. Der „real existierende Sozialismus“ zerbrach wenige Jahre nach Erscheinen des letzten Bandes der Romantrilogie – nicht zuletzt an seiner doktrinären und kulturellen Starre. Wirkte Weiss’ Werk nach dem Fall der Mauer und dem Ende der Sowjetherrschaft zeitweise anachronistisch, so gewinnt Die Ästhetik des Widerstands angesichts der Globalisierungsdiskussion wieder an Aktualität – schließlich gibt es nicht wenige Menschen, die auch hier Widerstand für angebracht halten.

Zusammenfassung

Das uralte Ringen

Kurz vor seiner Abreise nach Spanien, wo er den gegen den Faschismus kämpfenden Internationalen Brigaden beitreten will, trifft sich der Erzähler am 22. September 1937 mit zwei Freunden – Coppi und Heilmann – im Berliner Pergamonmuseum. In dem berühmten antiken Altarfries sehen die drei antifaschistischen Kampfgenossen den Beleg für das uralte Ringen der Menschen um Macht und Unterdrückung. Der Fries stellt die Niederwerfung der Giganten und Titanen durch die Götter des Olymps dar. In den siegreichen Göttern, die die aufrührerischen Riesen gnadenlos niedermetzeln, erkennen die Freunde die Mächtigen der Erde, die sich göttergleich über die unterdrückten Massen ihrer Mitmenschen erheben und diese mit brutaler Gewalt ausbeuten.

Der Hintergrund der Freunde

Der Erzähler und sein Schulfreund Coppi sind um die 20 und haben beide in den letzten vier Jahren die Härte des Arbeitslebens und Zeiten der Arbeitslosigkeit kennen gelernt. Die Eltern des Erzählers sind wegen Arbeitsmangel in ihre alte Heimat, die Tschechoslowakei, zurückgekehrt. Coppi hat wegen der Verbreitung kommunistischer Schriften ein...

Über den Autor

Peter Weiss wird am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin geboren. Sein Vater ist ein aus Ungarn stammender, vom Juden- zum Christentum konvertierter Textilfabrikant, seine Mutter eine deutschschweizerische Schauspielerin. Von 1916 bis 1929 lebt die Familie in Bremen. Danach kehrt sie nach Berlin zurück, von wo sie 1934 aber emigrieren muss. Die nächsten Stationen sind zuerst London, dann, ab 1936, die Tschechoslowakei. An der Prager Kunstakademie studiert Peter Weiss auf Anraten Hermann Hesses, den er zweimal für längere Zeit besucht, Malerei. 1939 flieht die Familie nach Schweden. Von 1940 bis zu seinem Lebensende lebt Peter Weiss in Stockholm. Zuerst versucht er sich dort als Maler, aber der kommerzielle Erfolg bleibt aus. Erste Schreibversuche in schwedischer Sprache stoßen nur auf wenig Resonanz. Zeitweilig arbeitet Weiss in der von seinem Vater geleiteten Fabrik, später auch als Dozent an der Volkshochschule. In den 50er Jahren betätigt er sich zudem als Regisseur von Auftrags- und Experimentalfilmen. Seinen ersten größeren Erfolg hat er mit dem 1960 erscheinenden deutschen Prosatext Der Schatten des Körpers des Kutschers. 1961 folgt Abschied von den Eltern und 1962 der Roman Fluchtpunkt. Sein 1964 erscheinendes Theaterstück Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade wird zu einem großen internationalen Erfolg. 1965 wird Weiss’ auf dem ersten Auschwitzprozess basierendes Drama Die Ermittlung gleichzeitig in Ost- und Westberlin und auf 13 weiteren Bühnen in der BRD und der DDR uraufgeführt. Gegen Ende der 60er Jahre tritt Weiss entschieden gegen den Vietnamkrieg ein und verfasst das Stück Vietnam-Diskurs, in dem er den Krieg der USA scharf verurteilt. 1970 erscheint sein Stück Trotzki im Exil. Seit Beginn der 70er Jahre schreibt Weiss an seiner monumentalen Romantrilogie Die Ästhetik des Widerstands. Ein Jahr vor Erscheinen des dritten Bandes veröffentlicht er auch seine Notizbücher 1971–1980, in denen er parallel zum Romanschreiben seine persönlichen Eindrücke, den Rechercheprozess und Hintergrundinformationen verzeichnet. Peter Weiss stirbt am 10. Mai 1982 in Stockholm. Posthum wird ihm der Georg-Büchner-Preis des Jahres 1982 zuerkannt, die wichtigste deutsche Literaturauszeichnung.


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