Die Geschichte der Großen Pest, die zwischen 1347 und 1353 in Europa wütete, bietet in Zeiten von Corona einige Déjà-vus: wilde Verschwörungstheorien, die Stigmatisierung von Minderheiten und Klagen über eine vermeintlich unmoralische Jugend waren damals und sind heute ein Zeichen der Zeit. Doch aus dem sorgfältigen Vergleich beider Ereignisse gewinnt Historiker Volker Reinhardt vor allem eines: Nüchternheit mit Blick auf die Zukunft nach Corona – allzu viel dürfte sich nicht ändern. Eine brillante Studie mit lehrreichem Gegenwartsbezug.
Der Vergleich mit der Großen Pest hilft uns, die Coronapandemie besser zu verstehen.
Vergleiche zwischen der Großen Pest im 14. Jahrhundert und der Coronapandemie im 21. Jahrhundert sind naheliegend und legitim: Beide Ausbrüche schürten Panik und Misstrauen, Minderheiten wurden zu Sündenböcken und Verschwörungstheorien florierten. Pest und Corona stellten bestehende Machtverhältnisse infrage und weckten die Hoffnung auf Läuterung und eine bessere Welt.
Gleichzeitig gibt es entscheidende Unterschiede: Während bis zur Identifizierung des Pestbakteriums als Auslöser der Krankheit mehr als 500 Jahre vergingen, war das neuartige Coronavirus schnell bekannt und auch sicher nachweisbar. Und wo damals mindestens jeder vierte Europäer durch die Pest den Tod fand, ist heute das Risiko, an Covid-19 zu sterben, verhältnismäßig gering. Einige Verhaltensweisen und Anschauungen während der Zeit der Großen Pest wirken seltsam vertraut und aktuell. Andere erscheinen uns fremd und unbegreiflich. Doch gerade dieser Kontrast macht den Vergleich zwischen beiden Epochen so erhellend.
Misstrauen, Panik und Unwissen um die Krankheitsursachen trugen 1347 zur raschen Ausbreitung der ...
Kommentar abgeben