Skip navigation
Faust II
Buch

Faust II

Stuttgart, Tübingen, 1832
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2003 more...

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Festmahl in fünf Gängen

„Wenn die Poesie ganz von der Welt verloren ginge, so könnte man sie aus diesem Stück wiederherstellen.“ Was Goethe einmal über ein Drama Calderóns sagte, sollte später für sein eigenes Hauptwerk gelten: Faust – Der Tragödie zweiter Teil ist ein Festschmaus in fünf Gängen, mit dichterischen Zutaten aus aller Welt und vielen Epochen, kunstvoll zubereitet vom unbestrittenen Meister seines Fachs. Beim Genuss der Speisen kann einem allerdings schon mal der Bissen im Hals stecken bleiben, etwa wenn Goethe dem Leser das Platzen einer waschechten Spekulationsblase vor Augen führt. Oder man prustet vor Lachen angesichts der Sprachlist, mit der der alte Haudegen seinen prüden Zeitgenossen Orgasmen im Meer und schwule Teufel unterjubelte. Er schien zu ahnen, dass sie sein Werk entweder missverstehen oder gar nicht begreifen würden, und ordnete an, Faust II erst nach seinem Tod zu veröffentlichen. Seither hat sich manch ein Theaterregisseur daran die Zähne ausgebissen. Dabei ist der Stoff gar nicht so hart, wie oft behauptet wird: Man muss sich nur darauf einlassen, das reichhaltige Mahl mit Bedacht und ohne Seitenblick auf die Uhr zu genießen.

Take-aways

  • Faust II ist der zweite Teil von Goethes Hauptwerk, ein äußerst ehrgeiziges und gehaltvolles, aber auch schwieriges Stück.
  • Inhalt: Faust strebt wieder nach großen Taten: Mit Mephistos Hilfe versucht er sich als Geldbeschaffer für den Kaiser, als Bewahrer antiker Kunstschönheit, als Gegenrevolutionär und schließlich als Herr über die Natur. Immer scheitert er und lädt große Schuld auf sich. Dennoch wird Fausts Seele dank göttlicher Gnade gerettet.
  • Das Stück enthält Anspielungen auf mehr als 3000 Jahre Literaturgeschichte.

Über den Autor

Johann Wolfgang von Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und wächst in einer gesellschaftlich angesehenen und wohlhabenden Familie auf. Nach dem Privatunterricht im Elternhaus nimmt der 16-Jährige auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf, das er 1770 in Straßburg mit dem Lizentiat beendet. Dort macht er die Bekanntschaft von Johann Gottfried Herder und verfasst erste Gedichte. In Frankfurt eröffnet Goethe eine Kanzlei, widmet sich aber vermehrt seiner Dichtung. 1773 publiziert er das Drama Götz von Berlichingen, ein Jahr später den Briefroman Die Leiden des jungen Werther; beide Werke machen ihn berühmt. 1775 bittet ihn der Herzog Carl August nach Weimar; Goethe macht dort eine schnelle Karriere als Staatsbeamter. Nach zehn Jahren Pflichterfüllung am Hof reist er 1786 nach Italien. Diese „italienische Reise“ markiert einen Neuanfang für sein Werk. 1788 kehrt Goethe nach Weimar zurück, veröffentlicht sein Drama Egmont und lernt Christiane Vulpius kennen, mit der er bis zur Heirat 1806 in „wilder Ehe“ zusammenlebt. Nach anfänglichen Differenzen freundet er sich 1794 mit Friedrich Schiller an, in dessen Zeitschrift Die Horen Goethe mehrere Gedichte veröffentlicht. Die beiden Dichter verbindet fortan eine enge Freundschaft, auf der die Weimarer Klassik und ihr an der griechischen Antike orientiertes Welt- und Menschenbild aufbaut. Als „Universalgenie“ zeigt sich Goethe an vielen Wissenschaften interessiert: Er ist Maler, entwickelt eine Farbenlehre, stellt zoologische, mineralogische und botanische Forschungen an, wobei er die Theorie einer „Urpflanze“ entwickelt. 1796 erscheint der Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1808 das Drama Faust I und 1809 der Roman Die Wahlverwandtschaften. Ab 1811 arbeitet Goethe an seiner Autobiografie Dichtung und Wahrheit. Kurz vor seinem Tod vollendet er Faust II. Am 22. März 1832 stirbt er im Alter von 83 Jahren in Weimar. Er gilt bis zum heutigen Tag als der wichtigste Dichter der deutschen Literatur. Sein lyrisches Werk, seine Dramen und Romane liegen als Übersetzungen in allen Weltsprachen vor.


Kommentar abgeben oder Start Discussion

  • Avatar
  • Avatar
    L. H. vor 8 Jahren
    NZZ
    Das Geld in der Literatur