Aufgrund unseres evolutionären Erbes schätzen wir Wahrscheinlichkeiten falsch ein oder sitzen kognitiven Verzerrungen auf. Das macht uns anfällig für Manipulationen – und gefährdet zudem die Demokratie. Steven Pinker zeigt, wo unsere Fähigkeit zum rationalen Denken an Grenzen stößt, und macht Vorschläge, wie wir dennoch bessere Entscheidungen treffen können. Das Buch ist als Plädoyer für mehr Rationalität geschrieben, überzeugt aber vor allem durch seine kluge, wissenschaftlich fundierte Ausarbeitung dessen, was Rationalität eigentlich ist.
Unsere Fähigkeit zum rationalen Denken ist uns angeboren, hat jedoch Grenzen.
Menschen sind zu erstaunlichen kognitiven Leistungen fähig – doch ebenso zu verblüffenden kognitiven Fehlleistungen. Trotz Vernunftbegabung sitzen wir immer wieder Trugschlüssen auf, verhalten uns gegen unser Eigeninteresse oder glauben an Übersinnliches. Das liegt daran, dass unser kognitiver Apparat sich in Anpassung an völlig andere Lebensumstände als die heutigen entwickelt hat.
Logisches Denken ist nämlich keineswegs eine Errungenschaft westlicher Zivilisationen, sondern eine evolutionär entstandene, uralte Fähigkeit. Das zeigen unter anderem Beobachtungen an den afrikanischen San, einem der ältesten Völker der Welt. Die San lebten bis vor Kurzem noch als Jäger und Sammler. Forscher, die die San jahrzehntelang begleiteten, fanden heraus, dass die San etwa beim Jagen eine wissenschaftliche Denkweise an den Tag legen. Sie ziehen logische Schlüsse, beherrschen kritisches Denken, können statistisch argumentieren, stellen spieltheoretische Überlegungen an und unterscheiden zwischen Kausalität und Korrelation.
Unsere Denkfähigkeit ist uns also angeboren. Doch sie hat Grenzen. Zum Beispiel...
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