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Das kommunistische Manifest

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Das kommunistische Manifest

Eine moderne Edition. Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm

Argument Verlag,

15 mins. de lectura
12 ideas fundamentales
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¿De qué se trata?

Ein Gespenst geht um in Europa ...


Literatur­klassiker

  • Politik
  • Moderne

Worum es geht

Das kommunistische Manifest

1848 wurde es von Marx und Engels in die Welt gesetzt: das Manifest der Kommunistischen Partei. Es war die Zeit der Restauration: Die alten Mächte Europas versuchten sich neu zu festigen, während sie überall durch bürgerlich-demokratische Revolutionsbestrebungen gefährdet waren - und durch einige noch radikalere Ideen. Zugleich vollzog sich bereits eine andere Revolution: nämlich die industrielle, die den frühen Kapitalisten großen Reichtum verschaffte, während sie für viele Menschen ein elendes Dasein in den modernen Großstädten und Fabriken bedeutete. Die Empörung über diese Massenverelendung ist eines der wichtigsten Motive für die Autoren des Manifests. Dessen Einfluss machte sich erst 70 Jahre später deutlich bemerkbar, in der Russischen Oktoberrevolution von 1917. Das ursprüngliche Ziel der Kommunisten: eine durch und durch menschliche Gesellschaft ohne Unfreiheit und Unterdrückung. Auch im Zeitalter des globalisierten Kapitalismus ist Das kommunistische Manifest keineswegs hoffnungslos veraltet - zumal im Text selbst schon angedeutet wird, dass der bürgerliche Kapitalismus letztlich auf den Weltmarkt ausgerichtet ist. Und die geradezu biblische Sprachgewalt vieler Passagen vermag immer noch Leser in ihren Bann zu ziehen. Der Kommunismus der Realität - der ein groteskes Zerrbild des von Marx und Engels beschriebenen Ideals war - ist gescheitert. Die Epoche des Kapitalismus dagegen dauert noch an. Eine ihrer scharfsinnigsten Analysen war und bleibt Das kommunistische Manifest.

Take-aways

  • Das kommunistische Manifest sagte das Ende des Kapitalismus voraus - zu einem Zeitpunkt (1848), als dieser erst seinen großen Aufschwung nahm.
  • Das Manifest begründet das politische Handeln der Proletarier aus dem notwendigen Verlauf der Geschichte heraus.
  • Der Text wurde zu einer Zeit veröffentlicht, als der frühe Kapitalismus große gesellschaftliche Gegensätze schuf: Not und Elend hier, unerhörter Reichtum dort.
  • Die Ausgangsthese des Kommunistischen Manifests: Die gesamte menschliche Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen.
  • In der Antike gab es den Klassengegensatz zwischen Sklavenhaltern und Sklaven, im Mittelalter den zwischen Feudalherren und Leibeigenen.
  • In der Moderne stehen sich die bürgerlichen Kapitalisten und die Arbeiter als Unterdrücker und Unterdrückte feindlich gegenüber.
  • Die ungleichen Eigentums- und Produktionsverhältnisse in der bürgerlichen Gesellschaft erzeugen eine ungeheure Spannung, die sich in einer Revolution entladen wird.
  • Wird das Privateigentum abgeschafft, so verschwinden auch die Klassengegensätze.
  • Die Kommunisten sind die konsequenten Interessenvertreter der Arbeiter.
  • Andere sozialistische Parteien sind nicht radikal genug und spielen daher letztlich das Spiel der Unterdrücker.
  • Die Arbeiter werden zur herrschenden Klasse, aber nur vorübergehend: Am Ende steht die klassenlose Gesellschaft ohne Unfreiheit, Ausbeutung und Unterdrückung.
  • Durch die Russische Oktoberrevolution (1917) wurde Das kommunistische Manifest zu einem der politischen Schlüsseltexte des 20. Jahrhunderts.

Zusammenfassung

"Ein Gespenst geht um in Europa ..."

Im Europa des Jahres 1848 fürchten sich alle Mächtigen - der Papst in Rom ebenso wie der Zar in Russland und die diversen Machthaber in Mitteleuropa - vor einer neuen Bewegung: dem Kommunismus. Dieser wird, obwohl bisher nirgends staatlich verankert, von ihnen allen als eine neue Macht und Gefahr anerkannt. Es ist daher an der Zeit, der Welt ein "kommunistisches Manifest" vorzustellen, um den verbreiteten Lügenmärchen ein Ende zu bereiten und die wahren Absichten der Kommunisten öffentlich zu machen.

Die Geschichte der Klassenkämpfe

Die Geschichte ist wesentlich eine Geschichte von Klassenkämpfen. Immer standen Unterdrücker und Unterdrückte gegeneinander, und ihr Konflikt endete entweder mit einer Revolution und damit der Schaffung einer neuen Gesellschaft und neuer Klassen - oder mit dem gemeinsamen Untergang der Gegner. Im alten Rom gab es Patrizier, Plebejer und Sklaven, im Mittelalter Feudalherren, Vasallen, Zunftbürger und Leibeigene. Auch in der modernen bürgerlichen Gesellschaft bestehen die Klassengegensätze fort. Aber es sind nur noch zwei Lager, die sich gegenüberstehen: Bourgeoisie und Proletariat, Bürgertum und Arbeiterklasse. Der Aufstieg der bürgerlichen Gesellschaft, die die Feudalgesellschaft abgelöst hat, beruht vor allem auf dem wirtschaftlichen Fortschritt: Entdeckung neuer Länder und Märkte, Ausweitung des Welthandels, Industrieproduktion statt Manufaktur.

„Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus.“ (S. 43)

Das Bürgertum hat selbst einst eine revolutionäre Rolle gespielt: Es hat, parallel zur Industrialisierung und Schaffung eines Weltmarktes, auch politisch die Herrschaft übernommen und die Feudalgesellschaft abgeschafft. In der bürgerlichen Gesellschaft zählen nun diese Prinzipien: Egoismus, Handelsfreiheit, Tauschwert, Barzahlung. Alle Menschen in allen Berufen werden zu Lohnarbeitern, die gezwungen sind, das Einzige, was sie besitzen - ihre Arbeitskraft -, zu verkaufen. Die gesellschaftliche Revolution des Bürgertums ist durchaus mit historischen Großtaten zu vergleichen wie mit dem Bau der Pyramiden und Kathedralen, der Völkerwanderung oder den Kreuzzügen. Und die Revolution geht weiter: Das kapitalistische Bürgertum ist darauf angewiesen, die Produktionsinstrumente und -verhältnisse, auf denen seine Herrschaft beruht, fortwährend weiterzuentwickeln: Kein Stillstand im Zeitalter der Dampfmaschine und der Eisenbahn!

„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ (S. 44)

Der Kapitalismus dehnt seine Herrschaft auf die ganze Welt aus, denn er braucht immer mehr Absatz für seine Produkte, die durch immer weiter verbesserte Produktionsmethoden hergestellt werden. Der Kapitalismus ist wahrhaft kosmopolitisch und hat mit nationalen Beschränkungen nichts am Hut. Er bringt seine Zivilisation überallhin, auch in die unterentwickelten Länder, und zwingt diese dazu, selbst kapitalistisch zu werden: Die kapitalistische Bourgeoisie "schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde." Gigantische Städte und Agglomerationen entstehen, die Produktionsmittel werden zentralisiert, das Eigentum konzentriert sich in den Händen einiger weniger. Doch Gefahr ist im Verzug. Denn genau wie die Feudalgesellschaft durch das Bürgertum gesprengt wurde, weil in ihr die Eigentumsverhältnisse nicht mehr den Produktivkräften entsprachen, so sieht auch die bürgerliche Gesellschaft ihrer Sprengung entgegen. Auch in ihr sind inzwischen die Produktivkräfte so gewaltig angewachsen, dass die bürgerlichen Verhältnisse zu eng geworden sind, um diesen Reichtum zu fassen. Regelmäßige Wirtschaftskrisen zeugen davon. Jene Sprengung wird vorgenommen durch die Arbeiterklasse, das Proletariat.

„Die Bourgeoisie hat kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übrig gelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose ‚bare Zahlung’. Sie hat an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt.“ (S. 46)

Das Proletariat mit seiner Arbeitskraft ist der Gegenpol zum Bürgertum mit seiner Kapitalkraft. Doch im Zuge der Industrialisierung und des Aufblühens des Kapitalismus wird der Arbeiter zu einem bloßen Produktionsfaktor, zu einer Ware entwertet. Die Menge der Arbeit steigt zwar insgesamt an, wird aber zunehmend von Maschinen erledigt. Dem Arbeiter bleiben immer einfachere, primitivere Tätigkeiten, die immer schlechter bezahlt werden. Die Arbeitermassen sind Knechte der Kapitalisten, sie werden systematisch ausgebeutet. Die Ausgebeuteten nehmen nun den Kampf gegen die Unterdrücker auf: zuerst nur vereinzelt, dann in immer größeren Zusammenschlüssen und Organisationen. Aus einzelnen Konflikten erwächst nach und nach ein echter Klassenkampf. Das Proletariat ist der einzige wirklich revolutionäre Gegner der Bourgeoisie, im Gegensatz zu den Mittelständlern, Handwerkern und Bauern, die auf die Erhaltung ihres Besitzstandes aus sind. Die Proletarier haben keinen Besitzstand zu sichern, sondern eine ausbeuterische Gesellschaftsordnung zu zerstören, die ihnen jeglichen Besitzstand verwehrt, ja die von ihrer Besitzstandslosigkeit lebt und gedeiht.

Die kommunistische Revolution

Die Kommunisten zeichnen sich unter den übrigen Parteien, die zur Arbeiterbewegung zählen, dadurch aus, dass sie nicht an Nationengrenzen gebunden sind. Sie verstehen sich als internationale Interessenvertreter der Proletarier. Sie sind damit sozusagen die Speerspitze der Arbeiterbewegung. Ihre Ziele: die Arbeiter zur selbstbewussten Klasse ausbilden, die Herrschaft des Bürgertums abschütteln und die politische Macht erobern. Sie sehen sich nicht als Vertreter irgendwelcher Theorien, Ideen und Prinzipien, sondern als Vertreter des real existierenden Klassenkampfes, wie er die Geschichte von jeher prägt. Die Kommunisten wollen das Privateigentum abschaffen, speziell das bürgerliche Privateigentum - genauso wie die Bourgeoisie einstmals die feudalen Eigentumsverhältnisse abgeschafft hat. Der Kommunismus geht also nur auf einem historischen Weg weiter, den zu seiner Zeit auch das Bürgertum gegangen ist. Allerdings will er diesen Weg bis zum Ende gehen, bis zur Abschaffung des Privateigentums überhaupt.

„Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen.“ (S. 49)

Das Eigentum ist der Knackpunkt im Klassenkampf: Der Arbeiter erwirbt sich durch seine Lohnarbeit kein Eigentum, sondern für ihn reicht sein Verdienst gerade aus, um am Leben zu bleiben und weiterarbeiten zu können. Der Kapitalist dagegen hat Eigentum: das Kapital. Doch dieses ist aufgrund der Arbeit des Proletariers ein gemeinschaftliches Produkt, es sollte darum auch in gemeinschaftliches Eigentum verwandelt werden. Die Aufhebung des Privateigentums betrifft also den Großteil der Gesellschaft überhaupt nicht - da er über keines verfügt. Das Eigentum der kleinen herrschenden Klasse jedoch, das wesentlich auf der Arbeit und der Eigentumslosigkeit aller Übrigen beruht, soll in der Tat aufgehoben werden. Der Einwand, mit der Abschaffung des Eigentums würde kein Mensch mehr arbeiten wollen, ist nicht stichhaltig: Denn schon in der bürgerlichen Gesellschaft ist es ja so, dass die einen arbeiten, aber nichts erwerben, die anderen erwerben, aber nicht arbeiten. Der Anreiz zur Arbeit fehlt also schon längst, trotzdem kann von allgemeiner Faulheit und Trägheit nicht die Rede sein.

„Die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden - die modernen Arbeiter, die Proletarier.“ (S. 51)

Der Bürger meint, mit der Abschaffung des Eigentums gingen auch die Bildung und alle Werte verloren, und ehrwürdige Institutionen wie z. B. die Ehe würden untergehen. Doch nur die spezifisch bürgerlichen Werte und Institutionen werden abgeschafft, wie schon in der Antike und in der Feudalgesellschaft nur die jeweils herrschenden Wertsysteme untergingen. Die neue Gesellschaftsordnung bringt jedes Mal neue Werte und Institutionen hervor. Der Bürger sieht irrtümlich seine bürgerlichen Werte und Gesetze als allgemeine Vernunft- oder Naturgesetze an - und unterscheidet sich darin nicht von allen in der Geschichte untergegangenen Klassen. Mit der radikalen Veränderung der Eigentums- und Lebensverhältnisse durch die kommunistischen Arbeiter wird sich auch das Bewusstsein der Menschen verändern. Denn zu allen Zeiten waren das Bewusstsein und die Ideen der Menschen (Überbau) nur eine Widerspiegelung der materiellen Verhältnisse (Unterbau).

„Das Proletariat macht verschiedene Entwicklungsstufen durch. Sein Kampf gegen die Bourgeoisie beginnt mit seiner Existenz.“ (S. 53)

Die Machtergreifung durch die Kommunisten wird noch andere einschneidende Folgen haben: Kinderarbeit wird abgeschafft. Frauen werden sich emanzipieren und nicht mehr bloß die Wahl haben zwischen zwei Schicksalen: Gebärmaschine im bürgerlichen Haushalt oder zur Prostitution gezwungene Proletarierin. Die Grenzen und Gegensätze der Nationen werden durch die internationale Vereinigung der Arbeiter hinfällig - eine Entwicklung, zu der übrigens die Bürgerlichen selbst ihren Beitrag geleistet haben, indem sie Handel und Industrialisierung auf globaler Ebene vorantrieben. Das Ende der Ausbeutung von Einzelnen und der Arbeiterklasse insgesamt bedeutet so auch das Ende der Ausbeutung bestimmter Nationen durch andere Nationen.

„Jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf.“ (S. 55)

Einmal an die politische Herrschaft gelangt, wird die kommunistische Arbeiterschaft alles Kapital und alle Produktionsmittel der Kapitalisten verstaatlichen, zentralisieren und zum Wohl der gesamten Gesellschaft nutzen. Dabei wird Gewaltanwendung unvermeidbar sein. Folgende Maßnahmen sind umzusetzen:

  1. Enteignung allen Grundeigentums,
  2. Einführung einer starken Progressivsteuer,
  3. Abschaffung des Erbrechts,
  4. Konfiszierung des Eigentums von Emigranten und Rebellen,
  5. Zentralisierung und Verstaatlichung des Finanzwesens,
  6. Zentralisierung des Transportwesens,
  7. Förderung der Nationalfabriken,
  8. Arbeitszwang für alle und Schaffung einer industriellen Armee,
  9. Harmonisierung von Landwirtschaft und Industrie und Aufhebung des Unterschieds von Stadt und Land,
  10. Abschaffung der Kinderarbeit und staatlich finanzierte und organisierte Erziehung der Kinder.
„Das Proletariat, die unterste Schicht der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erheben, nicht aufrichten, ohne dass der ganze Überbau der Schichten, die die offizielle Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird.“ (S. 57)

Wenn dann mit der Zeit alle Klassenunterschiede und -gegensätze verschwunden sind, so macht sich auch das Proletariat als (vorübergehend) herrschende Klasse selbst überflüssig, und es entsteht eine klassenlose Gesellschaft, in der niemand mehr den anderen unterdrückt und ausbeutet.

Sozialisten vs. Kommunisten

Die Kommunisten sind übrigens nicht die Einzigen, die das kapitalistische Bürgertum bekämpfen. Es gibt noch ein paar andere Bewegungen, die antibürgerlich eingestellt sind, in erster Linie die diversen sozialistischen Parteien:

  1. Der reaktionäre Sozialismus: Er hat mehrere Spielarten: den feudalen Sozialismus von Teilen der Aristokratie, den kleinbürgerlichen Sozialismus von Bauern und anderen Kleinbürgern und den so genannten "deutschen oder wahren Sozialismus", der von einigen deutschen Schriftstellern und Philosophen vertreten wird, die sozialistische Ideen aus Frankreich importieren, ohne jedoch zu bedenken, dass dort schon ganz andere Verhältnisse herrschen als in Deutschland. So verliert sich dieser Sozialismus in allgemeinen Ideen und Theorien, die mit der Realität des Klassenkampfes nicht allzu viel zu tun haben.
  2. Der konservative oder Bourgeois-Sozialismus: Auch innerhalb des herrschenden Bürgertums gibt es Leute mit sozialistischen Ansichten. Sie wollen die Lebensbedingungen aller Mitglieder der Gesellschaft verbessern, also auch der Arbeiter. Das geht aber natürlich nicht so weit, dass sie die Eigentums- und Produktionsverhältnisse infrage stellen.
  3. Der kritisch-utopistische Sozialismus: Dieser Sozialismus wird von Teilen der Arbeiterschaft vertreten, die noch kein wahrhaft revolutionäres und somit kommunistisches Bewusstsein entwickelt haben. Sie wollen eine bessere Gesellschaft für alle, doch nicht durch Kampf und Revolution, sondern durch Appelle an die Vernunft und Einsicht der herrschenden Bürgerklasse - womit sie regelmäßig scheitern.
„Die Bourgeoisie produziert ihren eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.“ (S. 59)

Die Kommunisten allein vertreten konsequent die Interessen der unterdrückten Arbeiterklasse. In verschiedenen Ländern gehen sie zwar Bündnisse mit Sozialisten ein - oder selbst mit den Bürgerlichen, falls diese eine Revolution gegen die Feudalherrschaft anstreben. Aber die Kommunisten betonen immer den Klassengegensatz zwischen Bürger- und Arbeiterklasse. Sie sehen die Frage des Eigentums als zentral an. Und sie bemühen sich um eine internationale Verständigung aller revolutionären demokratischen Parteien.

Zum Text

Aufbau und Stil

Das kommunistische Manifest ist - wie könnte es bei einem Manifest auch anders sein - ein kurzer Text: In der vorliegenden Ausgabe umfasst es knapp 50 Buchseiten. Es versteht sich als Aufruf an die internationale Arbeiterschaft zum gemeinsamen Kampf gegen wirtschaftliche Ausbeutung und politische Bevormundung. Der Text nimmt sich wie eine winzige Fußnote aus im Vergleich zum tausend Seiten umfassenden Hauptwerk von Marx, Das Kapital. Das Manifest besteht aus drei Abschnitten, die jeweils bestimmte Akteure des Klassenkampfes einander gegenüberstellen: 1) Bourgeois und Proletarier, 2) Proletarier und Kommunisten, 3) Sozialisten und Kommunisten, sowie aus einem kurzen Prolog und Epilog. Der erste und der letzte Satz des Manifests sind gleichermaßen berühmt geworden, aber auch zwischen diesen markanten Sentenzen "Ein Gespenst geht um in Europa" und "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" findet sich manch eine eindrückliche Formulierung, die von der leidenschaftlichen Überzeugung wie auch von der Sprachmächtigkeit der Autoren zeugt.

Interpretationsansätze

  • Das kommunistische Manifest entstand in der Frühzeit des Kapitalismus, zeigte sich aber bereits sehr hellsichtig in Bezug auf dessen Tendenz zur Globalisierung.
  • Dem Manifest liegt Marx’ materialistische Philosophie und Geschichtsauffassung zugrunde, die er gegen den herrschenden Idealismus Hegels stellt: Während für Hegel die materielle Welt, in der wir leben, das Resultat einer großen Idee ist, nämlich des "Weltgeistes", sieht Marx ganz im Gegenteil sämtliche Ideen nur als Ausflüsse des materiellen Lebens an: Das materielle Sein bestimmt das Bewusstsein. Damit stellt Marx Hegels Philosophie, wie er selbst sagt, "vom Kopf auf die Füße".
  • Marx/Engels würdigen im Manifest nicht nur den Kommunismus, sondern auch den Kapitalismus als revolutionäre geschichtliche Kraft.
  • Die Schlussfolgerung im Manifest, das Proletariat werde den Kapitalismus überwinden und den Kommunismus ermöglichen, ist eine Marx’sche Hoffnung, aber keine zwingende Konsequenz aus seiner Analyse des Kapitalismus.
  • Die Möglichkeit, dass der Kommunismus scheitern könnte - etwa wegen der grundsätzlich selbstsüchtigen Natur des Menschen, der Triebfeder des Kapitalismus -, wird im Text weitgehend ausgeblendet.
  • Dass aber der Kapitalismus Widersprüche und Ungerechtigkeiten in sich birgt, die letztlich selbstzerstörerisch sein können und zu einem wie auch immer gearteten "Post-Kapitalismus" führen, bleibt eine der plausiblen Thesen des Kommunistischen Manifests.

Historischer Hintergrund

Revolutionszeit in Europa

Europa stand unter dem Vorzeichen der Restauration: Nach Napoleons Niederlage tagte 1814/15 der Wiener Kongress, um die Staatsgrenzen neu zu ziehen. Die Großmächte Russland, Österreich und Preußen schmiedeten die "Heilige Allianz". Europa sollte neue Stabilität erhalten - doch innen brodelte es an manchen Orten. Liberales, antifeudalistisches Gedankengut machte sich breit. Die Obrigkeit reagierte mit verschärfter Zensur und Repressalien gegen die nationale und liberale Bewegung. 1848 entlud sich die Spannung in einer Revolution, die von Frankreich ausging und fast ganz Europa erfasste - im gleichen Jahr veröffentlichten Marx und Engels Das kommunistische Manifest, eine revolutionäre Kampfschrift ersten Ranges. Die alten Herrscher dachten natürlich nicht im Traum daran, freiwillig abzutreten: Es kam zum Bürgerkrieg zwischen den Revolutionsarmeen und den militärisch überlegenen Truppen der Monarchen. So rasch die Revolution sich europaweit ausbreitete, so komplett war alsbald ihre militärische Niederlage.

Obwohl die bürgerlichen Revolutionäre scheiterten, wurde das Bürgertum von nun an immer stärker; Kapitalismus und Industrialisierung nahmen in weiten Teilen Europas ihren großen Aufschwung. In der Wirtschaft fanden enorme Umwälzungen statt. Mit der Erfindung der Dampfmaschine änderte sich die Produktionsweise grundlegend: Agrarwirtschaft und Manufakturen wurden durch organisierte Großbetriebe ersetzt. Viele Bauern mussten ihre Höfe aufgeben und in die Städte ziehen, die ein ungeheures Wachstum erlebten. Die Bevölkerung von Manchester z. B. wuchs innerhalb weniger Jahre von 10 000 auf eine Million Menschen. Diese bildeten eine neue Klasse, das Industrieproletariat: alternativlos angewiesen auf Fabrikarbeit, die aber nur Hungerlöhne einbrachte, gerade genug, um zu überleben und weiterarbeiten zu können. Außerdem gehörten Frauen- und Kinderarbeit, sehr lange Arbeitszeiten unter miserablen Bedingungen und Rechtlosigkeit zum Alltag, mit einem Wort: Ausbeutung. Eine kleine Kaste von Unternehmern wurde derweil sehr reich. Im Licht dieser Tragödien und dieser Ungerechtigkeit ist es begreiflich, dass zwei deutsche Schriftsteller auf die Idee kamen, zu einer proletarischen Revolution aufzurufen und die Abschaffung des Eigentums zu fordern.

Entstehung

Marx und Engels traten 1847 dem "Bund der Gerechten" bei, einem revolutionären Geheimbund, der sich wenig später in "Bund der Kommunisten" umtaufte. In dessen Auftrag verfassten die beiden als politisches Programm Das kommunistische Manifest. Allerdings wird der Geheimbund im Manifest selbst gar nicht erwähnt. Beide Autoren steuerten ihre Erfahrungen und Ideen bei, wenngleich Marx allein als der Autor der Endfassung gilt. Das Manifest wurde im Februar 1848 in London veröffentlicht - nur wenige Wochen vor dem Ausbruch der bürgerlichen (nicht proletarisch-kommunistischen!) Revolution von 1848, die in Paris begann und bald ganz Europa erfasste.

Wirkungsgeschichte

Obwohl erklärtermaßen international ausgerichtet, erzielte Das kommunistische Manifest zunächst nur in Deutschland eine gewisse Wirkung. Innerhalb weniger Monate wurde die Erstauflage dreimal nachgedruckt, doch mit dem Scheitern der Revolution von 1848 erhielt die Verbreitung der Schrift einen Dämpfer. Erst 1871/72 geriet der Text wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, als in Deutschland die prominenten Sozialdemokraten Karl Liebknecht und August Bebel wegen angeblichen Hochverrats angeklagt wurden und die Staatsanwaltschaft das Manifest als "Beweismittel" vorlegte. In den folgenden vier Jahrzehnten wurde der Text immer bekannter, hundertfach nachgedruckt und in etwa 30 Sprachen übersetzt, zeitgleich mit dem wachsenden politischen Einfluss der diversen sozialistischen Arbeiterparteien.

Die meisten Ausgaben erschienen auf Russisch - vor und erst recht nach der Oktoberrevolution von 1917. Das Manifest wurde von den Funktionären der international organisierten Kommunisten zum Grundlagentext bestimmt, den möglichst alle Mitglieder der Arbeiterbewegung kennen sollten. Marx und Engels wurden in den Stand von Klassikern erhoben, die Auflagenzahlen des Manifests stiegen weiter an. Der Text wurde allmählich auch in Politik und Wissenschaft ernst genommen, denn schließlich nahm die Sowjetunion für sich in Anspruch, die revolutionären Forderungen der Schrift verwirklicht zu haben. In die Lehrpläne der Universitäten aufgenommen, fand das Marx/Engels’sche Opus begeisterte Leser unter den westlichen Intellektuellen und Studenten besonders in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Über die Autoren

Karl Marx wird am 5. Mai 1818 in Trier geboren. Seine Familie ist jüdisch, konvertiert jedoch zum evangelischen Glauben, damit der Vater seinen Juristenberuf weiter ausüben kann. Marx studiert Philosophie in Berlin und wird anschließend Redakteur bei der Rheinischen Zeitung, wo er Probleme mit der Zensur bekommt - 1843 wird die Zeitung verboten. Im gleichen Jahr heiratet Marx seine Jugendfreundin Jenny von Westphalen. Bis 1845 weilt er im liberalen Frankreich, lernt Heinrich Heine kennen und ist Mitherausgeber der Deutsch-Französischen Jahrbücher. Auf Druck der preußischen Regierung wird er aus Frankreich ausgewiesen und geht nach Brüssel. 1844 lernt er Friedrich Engels kennen. 1849 siedelt er nach London über, nachdem er erneut aus Preußen und aus Paris ausgewiesen worden ist. Finanziell unterstützt durch Engels, beginnt er ein intensives Studium, dessen Frucht sein Hauptwerk ist: Das Kapital, eine Kritik der politischen Ökonomie, zugleich seine Begründung des historischen Materialismus. 1881 stirbt seine Frau, 1883 seine Tochter, wenig später er selbst: am 14. März 1883. Friedrich Engels wird am 28. September 1820 in Barmen, heute ein Stadtteil von Wuppertal, geboren, als Sohn eines Textilfabrikanten. Er hat Kontakte zur literarischen Bewegung "Junges Deutschland" und zu den Junghegelianern. 1862 geht er als Kaufmann nach Manchester in England, arbeitet dort im väterlichen Unternehmen und studiert zugleich die soziale Lage des Proletariats unter den Bedingungen des Kapitalismus und der Industrialisierung. In seinem Buch Die Lage der arbeitenden Klasse in England beschreibt er seine Erfahrungen, die ihn von der Hegel’schen Philosophie abbringen und zum radikalen Sozialrevolutionär bekehren. Die Bekanntschaft mit Marx entwickelt sich zu einer lebenslangen Freundschaft und Zusammenarbeit; gemeinsam verfassen sie u. a. Die deutsche Ideologie. Engels stirbt am 5. August 1895 in London.

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