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Der kurze Sommer der Anarchie
Buch

Der kurze Sommer der Anarchie

Frankfurt am Main, 1977
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2015 más...

Literatur­klassiker

  • Dokumentarliteratur
  • Moderne

Worum es geht

Geschichte als Roman

Historiker und Romanautoren unterscheiden sich oft nicht sehr in ihrem Vorgehen: Sie sichten Informationen und Quellen zu einem Thema, wählen aus und grenzen ein, sie sprechen mit Zeitzeugen, sofern möglich, und kondensieren ihr Material zu einer stimmigen Erzählung. Hans Magnus Enzensberger verzichtet allerdings auf den letzten Schliff und lässt das Material, so scheint es zumindest, für sich sprechen. Natürlich hat auch hier eine Auswahl stattgefunden, und indem er einige Quellen frei nacherzählt und das Werk in acht Glossen kommentiert, ist auch sein Ergebnis alles andere als unparteiisch. Doch einen Anspruch auf Objektivität oder gar Wissenschaftlichkeit erhebt er auch gar nicht: Eine Lebensgeschichte, so abenteuerlich wie die von Buenaventura Durruti, könne eben nicht mit den Mitteln der Geschichtswissenschaft eingefangen werden. Sie brauche die Freiheit des Romans. So tritt aus einem Konvolut aus Reportagen, Tagebucheinträgen, Interviews und Reden die historische Figur des Buenaventura Durruti hervor – proletarischer Held, Anarchist und Lichtgestalt der spanischen Revolution.

Take-aways

  • Hans Magnus Enzensbergers Der kurze Sommer der Anarchie ist eine literarische Biografie des spanischen Volkshelden Buenaventura Durruti.
  • Inhalt: Der Metallarbeiter Durruti steigt in den 1920er-Jahren zu einer der zentralen Figuren des spanischen Anarchismus auf, führt den Widerstand gegen den Faschisten Franco an und stirbt unter ungeklärten Umständen im Bürgerkrieg 1936.
  • Der Anarchismus fand in Spanien ab 1870 viele Anhänger und war einflussreicher als Kommunismus oder Sozialismus.

Über den Autor

Hans Magnus Enzensberger wird am 11. November 1929 in Kaufbeuren geboren und wächst in Nürnberg auf. Sein Vater, der Oberpostdirektor der Stadt, und seine Mutter, eine Erzieherin, haben drei weitere Söhne. Wegen seiner widerspenstigen Art wird Enzensberger aus der Hitlerjugend ausgeschlossen. Nach Kriegsende macht er sein Abitur und hält die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als Stipendiat studiert er Literaturwissenschaft und Philosophie und promoviert 1955 über Clemens Brentanos Poetik. Als Hörfunkredakteur beim Süddeutschen Rundfunk arbeitet Enzensberger an Radio-Essays. Sein erster Gedichtband, die verteidigung der wölfe (1957), beweist seine These, dass Lyrik mehr kann, als nur Stimmungen zu vermitteln. 1963 wird er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Der Heinrich-Böll-Preis (1985) und der Ludwig-Börne-Preis (2002) sowie etliche weitere Auszeichnungen folgen. Zwischen 1965 und 1975 ist er Herausgeber der Zeitschrift Kursbuch, die wegweisend für die Studentenbewegung ist. Er unterstützt die außerparlamentarische Opposition APO und stellt sein Haus der Kommune 1 zur Verfügung, bezieht aber selten eindeutig Stellung. Als Peter Weiss ihm dies vorwirft, antwortet er: „Bekenntnissen ziehe ich Argumente vor. Zweifel sind mir lieber als Sentiments.“ 1970 erscheint die Anthologie Freisprüche, die das Verhältnis von Recht und Revolution untersucht. Enzensberger setzt sich für einen emanzipatorischen Umgang mit Medien ein. Zwischen 1985 und 2007 ist er Mitherausgeber der Buchreihe Die andere Bibliothek. 2000 präsentiert er seinen Landsberger Poesieautomaten. Politisch äußert er sich ab den 2000er-Jahren eindeutiger: unter anderem für den Irakkrieg und kritisch in Bezug auf die Europäische Union. Sein Werk, das auch Kinderbücher, Dramen und Hörspiele umfasst, übergibt er 2014 an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.


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