Unglaublich, aber wahr: Es gab einmal Zeiten, in denen konservative Politiker Steuern nicht nur senkten, sondern auch erhöhten, in denen der Finanzindustrie straffe Zügel angelegt wurden und alle Gesellschaftsschichten vom wachsenden Wohlstand profitierten. Diese Zeiten sind vorbei. Binyamin Appelbaum erzählt die Geschichte einer Gruppe marktradikaler Ökonomen, die sich aufmachten, die Welt zu verändern. Obwohl sie wiederholt an ihren Zielen scheiterten, gelang es ihnen, ihre Weltsicht als alternativlos zu etablieren. Wirtschaftsgeschichte – so spannend wie ein Krimi.
Anfang der 1970er-Jahre gewann die marktradikale Chicagoer Schule um Milton Friedman enormen politischen Einfluss.
Politiker waren auf Ökonomen lange nicht gut zu sprechen. Zwar setzte sich nach der Weltwirtschaftskrise und den beiden Weltkriegen die Ansicht durch, der Staat müsse aktiver als bisher ins Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Doch meinten viele Politiker, dabei ohne Hilfe von Experten auszukommen. Zwar hörten sie sich die Argumente der Wirtschaftswissenschaftler an, sie maßen ihnen aber wenig Bedeutung bei. Die wirtschaftliche Stagnation zu Beginn der 1970er-Jahre änderte das: In der öffentlichen Wahrnehmung wurden die Ökonomen plötzlich zu Magiern einer wunderbaren Wohlstandsvermehrung.
Die entscheidende Rolle spielte hierbei der 1912 geborene Milton Friedman. Als Anführer der marktkonservativen Chicagoer Schule kämpfte er gegen jegliche staatliche Eingriffe ins Wirtschaftsgeschehen, da diese unweigerlich im Sozialismus enden würden. In seinem Buch Kapitalismus und Freiheit geißelte Friedman 1962 neben Nationalparks und sozialem Wohnungsbau vor allem die Wehrpflicht. Er sah sie als verfehlte Maßnahme, die in die Freiheit junger Menschen eingreife...
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