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Die tragische Historie vom Doktor Faustus
Buch

Die tragische Historie vom Doktor Faustus

London, 1604
Diese Ausgabe: Reclam, 2012 more...

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Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Renaissance

Worum es geht

Magie, Moral und Macht

Welcher Zweck heiligt welche Mittel? Was kann, darf und muss man mit großer Macht, mit großem Wissen tun? Was ist man bereit zu zahlen für die Erfüllung aller Wünsche? Diese Fragen werden ihre Aktualität vermutlich nie verlieren. Sie stehen im Zentrum von Marlowes Doktor Faustus – einem Meilenstein der Weltliteratur. Und obwohl das Stück in kurzer Zeit und von einem blutjungen Autor verfasst wurde, obwohl es in keiner letztgültigen Version vorliegt und vielfach fragmentarisch erschienen ist, ist es doch ein würdiger Vorläufer von Goethes Faust. Die komischen Szenen wirken aus heutiger Sicht bisweilen etwas blutleer und passen in ihrer sprachlichen Qualität – selbst als Kontrast – kaum zu den beeindruckenden Monologen der Hauptfigur. Das Drama hat spürbar unter Eingriffen Dritter gelitten. Doch es bleibt ein wuchtiges Lehrstück über die Korrumpierbarkeit des Menschen durch Macht.

Zusammenfassung

Ein verhängnisvoller Entschluss reift

Der Chorus stellt Faustus im Prolog als Sohn einfacher Eltern aus Roda vor. In Wittenberg erhielt er den Doktortitel in Theologie, doch reicht ihm sein Wissen nicht. Wie Ikarus mit seinen Wachsflügeln zu nah an die Sonne flog und abstürzte, so begibt sich auch Faustus auf gefährliche Abwege. Er studiert die schwarze Magie und verspielt so sein Seelenheil. Der Vorhang öffnet sich, das Stück beginnt.

Faustus sitzt im Studierzimmer und prüft den Umfang seines Wissens, indem er Buch um Buch aufschlägt und wieder zuklappt. Die aristotelische Logik ist ihm vertraut. Wenn sie einzig zum erfolgreichen Disputieren befähigt, ist Faustus längst über sie hinaus. Die Medizin soll die Gesundheit des Körpers gewährleisten. Faustus beherrscht sie. Doch kann er damit weder ewiges Leben schenken noch Tote erwecken – so ist auch die Medizin nutzlos. Die Rechtswissenschaft dient nur dazu, sich die Taschen zu füllen. Was bleibt, ist die Theologie. Doch anhand zweier Bibelstellen entlarvt Faustus den Sündenbegriff als Popanz. Er verwirft auch die Bibel und wendet sich der Metaphysik zu. Auf dem Feld der Magie sieht ...

Über den Autor

Christopher Marlowe wird am 26. Februar 1564, also im selben Jahr wie William Shakespeare, als Sohn eines Schuhmachers in Canterbury geboren. 1580 verlässt er seinen Geburtsort und erhält ein Stipendium am Corpus Christi College in Cambridge. Mit seinen Abschlüssen ist er für eine geistliche Laufbahn vorbereitet, doch er entscheidet sich gegen ein kirchliches Amt. Das College weigert sich zunächst, ihm den Magistertitel auszuhändigen, da Marlowe im Verdacht steht, zum Katholizismus übertreten zu wollen. Gerüchten zufolge hat er katholische Gemeinden in Frankreich besucht. Eine Fürsprache von Königin Elisabeth I. in Bezug auf seinen Titel legt die Vermutung nahe, dass Marlowe im Auftrag der britischen Krone in Frankreich spioniert hat. Nach seinem Umzug nach London schreibt Marlowe sieben Theaterstücke – allesamt sehr erfolgreich. Besonders die Tragödien Tamburlaine the Great (1590), Die berühmte Tragödie des reichen Juden von Malta (The Famous Tragedy of the Rich Jew of Malta, 1589) sowie Die tragische Historie vom Doktor Faustus (The Tragicall History of D. Faustus) und Edward II (The Troublesome Reign and Lamentable Death of Edward the Second, 1594) ebnen Marlowe den Weg zum Ruhm und markieren den Einzug des Blankverses in die englische Theaterliteratur. Marlowe führt ein skandalumwittertes Leben und wird immer wieder der Ketzerei verdächtigt. 1593 wird er verhaftet und auf Bewährung wieder entlassen. Wenige Tage nach seiner Freilassung, am 30. Mai 1593, wird Marlowe bei einem Streit mit einem Dolchstich in den Kopf getötet. Nach anfänglichen Vermutungen, er sei das Opfer einer Wirtshausschlägerei geworden, geht man heute mehrheitlich von einem gezielten Mord auf Anweisung höchster Regierungsstellen aus. Die Ungereimtheiten bei Marlowes Tod führten unter anderem auch zur sogenannten „Marlowe-Theorie“. Danach wurde Marlowes Tod nur vorgetäuscht und er schrieb in der Folge unter dem Pseudonym „William Shakespeare“ dessen gesamte Werke.


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