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Kritik der Urteilskraft
Buch

Kritik der Urteilskraft

Berlin, 1790
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1974 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Aufklärung

Worum es geht

Die letzte Kritik als Brückenschlag

Zur Zeit Kants hatten sich mit dem Rationalismus auf der einen und dem Empirismus auf der anderen Seite zwei philosophische Extrempositionen verfestigt. Mit seinen Kritiken versuchte Kant diese Spaltung zu überwinden und die Grundlage für ein einheitliches philosophisches System zu legen. Gleichzeitig wollte er auch eine Verbindung zwischen der theoretischen und der praktischen Philosophie herstellen. Die Kritik der Urteilskraft sollte eine Lücke schließen zwischen Kants Kritik der reinen Vernunft und seiner Kritik der praktischen Vernunft, sie sollte die Sinneserfahrung und das Moralgesetz miteinander verknüpfen. Nach Meinung vieler Kritiker ist ihm das aber nicht überzeugend gelungen: Durch die Fokussierung auf das Schöne und Erhabene wirkt das Werk etwas konstruiert und nicht frei von subjektiver Motivation. Trotzdem lieferte es der Philosophie interessante Denkanstöße und untermauerte noch einmal Kants Vorstellung von der letztendlichen Bestimmung des Menschen als freiem Wesen. Vor allem der erste Teil über die ästhetische Urteilskraft hatte für die Ästhetik eine epochale Wirkung: Kant setzte buchstäblich neue Maßstäbe, die für das Verständnis der (zweck)freien Kunst bis heute von Bedeutung sind.

Zusammenfassung

Die Kritik der Urteilskraft

Zwischen unserem Verstand und unserer Vernunft, zwischen unserem theoretischen Zugang zum Sinnlichen und unserem praktischen Zugang zum Übersinnlichen klafft eine Lücke, die nur durch ein verbindendes Element, durch ein Mittelglied überwunden werden kann. Dieses verbindende Element stellt die Urteilskraft des Menschen dar, sein Vermögen, ein Urteil unabhängig von jeglicher Erfahrung zu fällen. Die Urteilskraft ist gleichzeitig auch das Bindeglied zwischen dem menschlichen Erkenntnisvermögen und dem Willen. Sie schlägt eine Brücke zwischen dem Prinzip der Natur, dem wir nur über unseren Verstand nahekommen können, und dem Prinzip der Freiheit, das direkt unserer Vernunft zugänglich ist.

Dabei gilt es, zwischen bestimmender und reflektierender Urteilskraft zu unterscheiden. Die bestimmende Urteilskraft ordnet das Besondere einem bekannten Allgemeinen unter, etwa einem Gesetz. Der reflektierenden Urteilskraft liegt dagegen nur der Sonderfall vor, aus ihm muss das Allgemeine abgeleitet werden.

Gemäß den beiden Grundausprägungen des menschlichen Geistes – der Empfänglichkeit für Sinneseindrücke und der Fähigkeit, Begriffe zu bilden und ...

Über den Autor

Immanuel Kant wird am 22. April 1724 in Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) geboren und wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Erziehung ist stark von den Überzeugungen seiner tiefreligiösen Eltern geprägt. Nach seiner Gymnasialzeit an einer pietistischen Schule studiert Kant u. a. Mathematik, Naturwissenschaften, Theologie und Philosophie in Königsberg. 1746 verlässt er nach dem Tod seines Vaters die Universität und wird, auch um seine Geschwister ernähren zu können, Hauslehrer bei wohlhabenden Familien in der Umgebung von Königsberg. Durch seine Kontakte zum Adel erlernt er gehobene Umgangsformen. Nach seiner Rückkehr an die Universität promoviert und habilitiert er mit Veröffentlichungen aus dem Bereich der Astronomie und Philosophie. Seine Vorlesungen an der Universität erfreuen sich großer Beliebtheit. Trotzdem bewirbt er sich 1758 vergeblich um die vakant gewordene Stelle eines Professors für Logik und Metaphysik in Königsberg. Angebote einer Professur aus Jena und Erlangen lehnt er aus Verbundenheit zu seiner Heimatstadt ab. Erst 1770 wird er in seinem Wunschbereich Professor in Königsberg, später auch zeitweise Rektor der Universität. Während der knapp 30 Jahre an der Universität führt Kant ein streng geregeltes Leben. Seine Tagesabläufe sind exakt durchgeplant, die Königsberger können die Uhr nach Kants Tagesprogramm stellen. 1781 veröffentlicht er die Kritik der reinen Vernunft, die erste seiner drei Kritiken. Weil seine Thesen weitgehend auf Unverständnis stoßen oder gar nicht erst beachtet werden, veröffentlicht er 1787 eine zweite, veränderte Fassung dieser ersten Kritik. 1788 folgt die Kritik der praktischen Vernunft und 1790 die Kritik der Urteilskraft. In der Zwischenzeit setzen sich Kants Ideen durch: Zu seinen Lebzeiten gibt es bereits über 200 Schriften zu seinen Werken, und selbst Normalbürger diskutieren seine Ideen beim Friseurbesuch. Am 12. Februar 1804 stirbt Kant, inzwischen weltberühmt, in seiner Heimatstadt Königsberg, angeblich mit den Worten: „Es ist gut.“


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