- Drama
- Neue Sachlichkeit
Worum es geht
Pazifisten haben es schwer in der Revolution
Frustrierte Arbeiter, revolutionäre Aufwiegler, geldgeile Kriegsgewinnler und angepasste Staatsdiener: Ernst Toller bringt in Masse - Mensch das ganze Chaos der Revolution auf die Bühne. Die Handlung des Dramas ist schnell erzählt: Die pazifistische Intellektuelle Sonja Irene L. wird unverhofft Anführerin eines Arbeiteraufstands, die Geschehnisse geraten jedoch außer Kontrolle. Ein Namenloser peitscht die Massen auf, statt zum Streik kommt es zur Revolution. Sonjas Eintreten für Gewaltlosigkeit ist hoffnungslos. Sie bezahlt ihre Integrität mit dem Leben: Um das Leben einer einzelnen Wache zu verschonen, lässt sie sich an die Wand stellen. In expressiv-pathetischer Manier und einer aufs Äußerste reduzierten Sprache schildert Toller das große revolutionäre Dilemma anhand eines Einzelschicksals. Dringlichkeit und Desillusionierung halten sich die Waage, eines jedoch wird klar: Die Revolution verwandelt sich in das Unrecht, das sie doch abschaffen wollte. Pazifist und zugleich Revolutionär zu sein, muss jeden in die Verzweiflung treiben.
Zusammenfassung
Über den Autor
Ernst Toller wird am 1. Dezember 1893 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Samotschin (heute: Szamocin, Polen) in der Provinz Posen geboren. Nach dem Gymnasium studiert er 1914 im französischen Grenoble und meldet sich im August als Kriegsfreiwilliger in München. Bereits als Kind nervös und sensibel erleidet Toller im März 1916 aufgrund seiner Kriegserlebnisse einen physischen und psychischen Zusammenbruch. Er studiert fortan Jura und Philosophie in München und Heidelberg, macht Bekanntschaft mit Autoren wie Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Max Weber. Als Redner beteiligt er sich an der Vorbereitung von Arbeiterstreiks und begegnet Kurt Eisner. 1918 wird er Mitglied der USPD und engagiert sich im Zentralrat der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. Nach Ausrufung der Räterepublik wird er einer ihrer führenden Köpfe in Bayern. Im April 1919 legt er jedoch sein Kommando nieder, wird verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Während seiner fünfjährigen Festungshaft erscheinen seine ersten Dramen Masse - Mensch (1921), Die Maschinenstürmer (1922) und Der deutsche Hinkemann (1923). Nach seiner Entlassung aus der Haft spricht Toller auf Antikriegskundgebungen und schließt sich 1926 der Gruppe revolutionärer Pazifisten an. Er zählt zur literarischen Prominenz und unternimmt zahlreiche Vortragsreisen im In- und Ausland. Nach der Machtergreifung der Nazis hält sich Toller zunächst im Exil in der Schweiz auf, später reist er nach Paris, London und schließlich in die USA. 1933 erscheint seine Autobiografie Eine Jugend in Deutschland. 1935 heiratet Toller in London die Schauspielerin Christiane Grautoff. Er gilt als der bekannteste und erfolgreichste Dramatiker der Weimarer Republik und als einer der schärfsten Gegner der Nationalsozialisten. Der Autor unternimmt Vortragsreisen und sammelt Hilfsgelder für die hungernde spanische Bevölkerung. Am 22. September 1939 nimmt sich der an Depressionen leidende Toller, verzweifelt über die Erfolge des Faschismus, in New York das Leben.
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