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Siebenkäs
Buch

Siebenkäs

Berlin, 1796/97
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 más...

Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Romantik

Worum es geht

Dornen und Blumen

Jean Pauls Siebenkäs ist eigentlich die Geschichte eines Versicherungsbetrugs: Da täuscht ein Advokat seinen Tod vor, um seiner Ehe zu entkommen und einen zweiten, womöglich glücklicheren Anlauf zu nehmen. Der Roman ist beim Hineinlesen ebenso schwer zugänglich wie auch schwer verdaulich. Zahllose Abschweifungen, in denen Jean Paul entlegenstes Wissen ausbreitet, hemmen oft die Lektüre. Aber die Geduld des Lesers wird belohnt, nimmt doch die Handlung um Siebenkäs’ spektakuläre Eheflucht Fahrt auf – und auch das Prinzip der Sprünge, Einschübe und Exkurse gewinnt an Reiz. Das unvermittelte Aufeinanderprallen von Satirischem (in Jean Pauls Schilderung des Kleinstadtlebens) und Ergreifendem (in seiner einfühlsamen Zeichnung der Siebenkäs’schen Seelennöte) spricht zudem im Leser gleichermaßen ein Bedürfnis nach philosophischer Ehrlichkeit wie auch nach Seelentrost an. Das Uneinheitliche, Zerrissene des Siebenkäs ist Programm und auch heute noch ein treffender Ausdruck der Befindlichkeit des bürgerlichen Individuums.

Zusammenfassung

Vorrede: der Autor und das Publikum

Der Autor Jean Paul Friedr. Richter unterteilt die Konsumenten von Büchern in ein Kauf-, ein Lese- und ein Kunstpublikum. Das Kaufpublikum, der Leib, besteht aus Geschäftsmännern, die dicke Nachschlagewerke kaufen, um daraus Nutzen zu ziehen. Sie verachten Philosophen und Dichter. Dem Lesepublikum, der Seele, gehören Mädchen, Jünglinge und andere Leute an, die nichts zu tun haben. Sie lesen gern Romane, überblättern aber meistens dunkle oder philosophische Passagen. Das Kunstpublikum, der Geist, liest und schätzt auch die ganz großen Autoren wie Herder, Goethe, Lessing oder Wieland. In der Weihnachtszeit 1794 kommt Jean Paul in das Kontor seines ehemaligen Arbeitgebers, des Geschäftsmanns Jakob Öhrmann. Er hat einen Brief für ihn abzugeben, aber im Grunde gilt sein Besuch Öhrmanns romantisch veranlagter Tochter Pauline, der er aus seinen Werken vorliest, sobald der Vater eingeschlafen ist. Letzteres führt Jean Paul durch langweilige Reden herbei. Er liest Pauline zunächst aus dem Roman Hesperus vor, dann aus dem ersten Band des vorliegenden Werks.

Hochzeit...

Über den Autor

Jean Paul (so der Künstlername von Johann Paul Friedrich Richter) wird am 21. März 1763 im fränkischen Wunsiedel als Sohn eines protestantischen Dorfpfarrers geboren. Mit 16 Jahren kommt der wissbegierige Junge, der alles liest, was er in die Hände bekommt, auf das Gymnasium in Hof. Der Tod des Vaters im gleichen Jahr stürzt die Familie in schwere Not. Um Johann und seine vier jüngeren Brüder ernähren zu können, arbeitet die Mutter als Spinnerin. Das Studium der Theologie in Leipzig, das er 1781 aufnimmt, kann er kaum finanzieren. Der hochgebildete Autodidakt, der nebenbei Vorlesungen der Philosophie und Mathematik besucht, wird auch von Heimweh bedrängt. Seine durch die Armut entstandene Außenseiterrolle betont er selbstbewusst mit auffallender Kleidung und offenem Haar. Strebsam verfolgt er das Ziel, allein vom Schreiben leben zu können. Zunächst aber muss er sich sein Brot mit einer Anstellung als Hauslehrer verdienen, die er nach seiner Rückkehr zur Mutter 1786 antritt. In der bayerischen Provinz, wo er in beengten Verhältnissen lebt, entwickelt der begeisterte Pädagoge seine eigenen Lehrmethoden. Nebenbei verfasst Jean Paul satirische Schriften und seinen ersten Roman Die unsichtbare Loge (1793), der seinen Ruhm als Schriftsteller begründet. Hier verwendet er auch zum ersten Mal seinen Künstlernamen, in Anlehnung an Jean-Jacques Rousseau, für den er eine große Bewunderung hegt. Es folgt der Roman Hesperus (1795). Dieser wird begeistert aufgenommen und verkauft sich gut. Mit 38 Jahren heiratet Jean Paul – der sich zwar mehrmals verlobt hat und viele Liebesbriefwechsel pflegt, aber wohl noch keusch ist – Karoline Mayer. Nach den Misserfolgen mit Titan (1803) und Flegeljahre (1804/05) siedelt er mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Bayreuth. Dort wird ein drittes Kind geboren. Er zieht sich von der Familie zurück, reist viel, arbeitet wie besessen und wirkt – aufgedunsen durch seinen maßlosen Bierkonsum – älter, als er eigentlich ist. Den Tod seines Sohnes Max, von dem er erwartete, er werde in seine Fußstapfen treten, verwindet er nicht. Vier Jahre später stirbt Jean Paul – inzwischen fast erblindet – am 14. November 1825 in Bayreuth.


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