Die Diskriminierungsforschung hat in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht. Ihre Erkenntnisse verdeutlichen, wie tief Schubladendenken und Vorurteile in unserem Denken, aber auch in unserer Gesellschaft verankert sind. Tatsächlich könnten wir ohne vereinfachende soziale Kategorisierungen nicht effektiv denken, fühlen und handeln. Warum es so schwierig ist, die eigenen Vorurteile abzubauen, und wie es trotzdem gelingen kann, zeigt das Buch der Sozialpsychologin Juliane Degner, Vorurteile haben immer nur die anderen. Eine erhellende und teilweise auch unbequeme Lektüre.
Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung richten sich gegen die Gruppenzugehörigkeit einer Person.
Laut Erkenntnissen der Sozialpsychologie richten sich Vorurteile und Stereotype immer gegen die Gruppenzugehörigkeit einer Person. Also gegen eine soziale Gruppe, deren Mitglieder sich eine bestimmte Eigenschaft teilen, zum Beispiel die Nationalität, das Geschlecht oder den Musikgeschmack. Diskriminierung ist dann das Handeln, das aus solchen Vorurteilen oder Stereotypen folgt. Das Verhalten bezieht sich auf die Gruppenzugehörigkeit und nicht auf individuelle Eigenschaften. In diesem Sinne ist es zum Beispiel diskriminierend, wenn ein Mann einer Frau die Tür aufhält, weil sie eine Frau ist. Wenn er die Tür aufhält, weil sie die Hände voll hat, ist es dagegen nicht diskriminierend.
Das Beispiel zeigt: Diskriminierung passiert häufig ungewollt und unbewusst. Laut einer Studie lehnen in Deutschland mehr als drei Viertel der Bevölkerung Diskriminierung ab. Trotzdem ist sie alltäglich: Wer zum Beispiel einen ausländisch klingenden Namen hat, wird mit bis zu 20 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen als eine Person mit...
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