Eula Biss nimmt den Kauf ihres Hauses zum Ausgangspunkt für einen Essay über das Wirtschaftssystem, in dem wir leben. Stilistisch gekonnt zwischen Sachbuch und Erzähltext changierend, im Dialog mit den Texten berühmter und weniger berühmter Philosophen und Schriftsteller, mit ihren Nachbarn, Kolleginnen und Freunden denkt sie über den Kapitalismus nach. Hintergründig, wunderbar geschrieben und voller Selbstironie legt sie unsere alltäglichen Verstrickungen in die Widersprüche zwischen Wollen, Sollen, Können und Sein dar.
Wer Geld und Eigentum hat, hat mehr Zeit und Komfort.
Wer kein Geld hat, braucht Zeit: Zeit, um im Waschsalon darauf zu warten, dass die Wäsche durchgelaufen ist; Zeit, um an Bushaltestellen auf den Bus zu warten; Zeit, um viele Stunden in Secondhandläden herumzustreifen und brauchbare Klamotten zu suchen.
Eigentum verändert alles. Der Kauf eines Hauses etwa gibt ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht mehr Komfort im Alltag. Wenn man vorher zur Miete gewohnt hat und deshalb sein Fahrrad immer die Treppen hinauftragen musste, freut man sich darüber, dass das Rad jetzt einfach in der Garage steht. Für Eula Biss war schon der Kauf einer Waschmaschine ein einschneidendes Ereignis. Sie teilt ihr Leben auf in eine Phase ohne und eine Phase mit Waschmaschine. Anfangs war ihr der neue Komfort deutlich bewusst und sie empfand Unbehagen. Mit der Zeit aber ließ dieses Unbehagen nach und ein Gewöhnungseffekt trat ein. Um das Gefühl des Unkomfortablen festzuhalten, begann sie, in einem Tagebuch unkomfortable Momente aufzuschreiben.
Dabei stellte sie sich auch Fragen zu Begriffen wie Kunst, Arbeit, Investition oder Kapitalismus. Was ist zum Beispiel Luxus? Etwas, das...
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